Nvidia hetzt gegen Intels Chipsatz-Grafik
Streitschrift mit mehr als zweifelhaften Angaben
In einem eigentlich für den internen Gebrauch gedachten PDF greift Nvidia seinen Chipsatz-Konkurrenten Intel scharf an. Aufgrund der bisherigen schlechten Leistungen könne man Intel auch mit seiner 4er-Serie an Chipsätzen nicht trauen - eine Frontalattacke noch vor der Vorstellung dieser Produkte.
Was Nvidia hier unter dem Namen "Intel Graphics.pdf" zusammengestellt hat, bezeichnet man in der IT-Branche zutreffend als "Bullshit-Paper". Derartige Dokumente sind in der Regel nicht für die Öffentlichkeit bestimmt, sondern sollen direkte Kunden - und bisweilen Analysten - beeindrucken. Darin wird fröhlich über die Konkurrenz geschimpft; ob die Aussagen sich durch Fakten belegen lassen, ist mehr oder weniger egal.
Nvidias neues Traktat wurde in Auszügen beim britischen News-Dienst The Inquirer veröffentlicht. Gegenüber dem Onlinemagazin hat Nvidia bestätigt, dass das PDF aus dem eigenen Hause stammt, auch Nvidia Deutschland gab dies gegenüber Golem.de an. Dass es sich um eine Nvidia-Präsentation handelt, ist dem Dokument, das Golem.de vorliegt, nicht ohne weiteres zu entnehmen. Gedacht war es laut Nvidia für "Kunden", also vermutlich PC-Hersteller, bei denen die "Design Wins" hart umkämpft sind.
Inquirer-Redakteur Charlie Demerjian zerlegt das PDF in einem langen Artikel genüsslich und weist auf die Eigenheiten solcher Bullshit-Papers hin. So werden aus anderen Nvidia-Präsentationen zusammenkopierte Folien mit zeitlich nicht mehr haltbaren Aussagen verknüpft. Unter anderem soll Second Life auf Intel-Chipsätzen Probleme verursachen - was Intel aber mit einem Treiber, der noch vor dem Erstellungsdatum des PDFs erschien, behob.
Nvidia stellt die Vertrauensfrage
Da Intel-Chipsätze mit modernen Spielen einige Probleme haben und sich die versprochenen DirectX10-Treiber seit Mitte 2007 ständig verzögern, glaubt Nvidia dem PDF zufolge, dass das auch bei kommenden Produkten so sein wird. Auch die 4er-Serie der Intel-Chipsätze (G45, G43, G41), die noch im zweiten Quartal 2008 erscheinen soll, hält Nvidia für zweifelhaft, natürlich ohne einen Beleg dafür zu liefern. Stattdessen ist in dem Nvidia-Dokument eine Seite aus einer internen Intel-Roadmap zu sehen. Die Verbreitung solcher namentlich und mit Wasserzeichen gekennzeichneten Roadmaps für PC-Hersteller stellt Intel dem Vernehmen nach unter Vertragsstrafen und andere Sanktionen.
Neben solchen rechtlichen Bedenken ist eine andere Behauptung von Nvidia aus der Grafikhetzschrift schon eher lustig: Intels letzte Innovation bei Chip-Architekturen sieht Nvidia beim Itanium-Prozessor, und auch das Projekt Larrabee - mit dem Intel AMD und Nvidia den Kampf angesagt hat - bestehe nur aus lauter kleinen Intel-CPUs. Dass ein x86-Prozessor, auf dem Larrabee unzweifelhaft basiert, aber nicht gleich x86-Prozessor ist, verschweigt Nvidia hier. Zwischen einem In-Order-Atom und einer Dual-Core-CPU mit Out-of-Order-Verarbeitung, demnächst auch noch mit integriertem Speichercontroller, liegen Welten. Von den Unterschieden zwischen Intel-Architekturen und AMD-Designs ganz zu schweigen. Einzig der Befehlssatz und die Speichermodelle sind allen x86-Prozessoren gemein.
Bei solchen technischen und argumentativen Lücken stellt sich die Frage, warum Nvidia solche PDFs überhaupt erstellt. Als Markt- und Technologieführer hätte das Unternehmen solche mehr als zweifelhaften Aktionen eigentlich nicht nötig.
"[...]Bei solchen technischen und argumentativen Lücken stellt sich die Frage, warum...
Deine Sorgen hätte ich gerne.
Wie kürzlich bei Computerbase.de zu lesen macht Intel genau das selbe!
Auch verglichen mit anderen Onboardlösungen stehen sie schlecht da. NV/ATI Onbard...