Killerspiele? Frontal21-Bericht macht Spieler aggressiv

Deutscher eSport-Bund kritisiert ZDF-Beitrag als einseitig und fehlerhaft

Am 26. April 2005 - dem dritten Jahrestag des tödlichen Amoklaufs eines Schülers in Erfurt - hat das ZDF-Politmagazin Frontal21 wieder einmal die Spieleszene erzürnt - diesmal mit seinem Beitrag "Gewalt ohne Grenzen - Brutale Computerspiele im Kinderzimmer". Im Chat zur Sendung, auf verschiedenen spielezentrierten Websites und nun auch seitens des deutschen eSport-Bundes (esb) hagelte es Kritik an der reißerischen Aufmachung des Berichts sowie an dessen Kernaussagen. PC- und Videospiele würden aggressiv machen und die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) nicht funktionieren.

Artikel veröffentlicht am ,

'Killerspiele' im Kinderzimmer?
'Killerspiele' im Kinderzimmer?
Der eSport-Bund (esb), der noch junge deutsche Dachverband für die Gaming-Szene, begrüßt zwar die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit PC- und Videospielen, wehrt sich aber gegen die einseitige Darstellung von PC- und Videospielen als "Gewaltdroge für Underdogs". Vielmehr seien Spiele ein weit verbreitetes Massenmedium. Deshalb könne man die Kernaussagen des Frontal21-Beitrages nicht unkommentiert lassen, da sie in wesentlichen Bereichen nicht der Realität entsprächen.

Während in der Anmoderation des Beitrages zwar auf eine "gespaltene" wissenschaftliche Sicht "über die Folgen" des Spielens von den "Gewalt- bzw. Killerspielen" - wie sie die Frontal21-Redaktion nennt - hingewiesen wurde, kamen im Filmbeitrag ausschließlich zwei Psychologen zu Wort, die einen eindeutigen Zusammenhang zwischen Spielen und realer Gewalt sehen.

Wissenschaftler wie Manfred Spitzer von der Universitätsklinik für Psychiatrie in Ulm hätten nun widerlegt, dass Spiele keine Auswirkungen auf die Psyche hätten - denn Spiele sollen sehr wohl gewaltbereit und aggressiv machen. Anders lautende Studien wischten die zitierten Experten mit den Worten weg, dass auch die Tabakindustrie seit 40 Jahren erfolglos versuchen würde, mit ihren Studien die durchs Rauchen entstehenden Gesundheitsschäden widerlegen zu wollen.

Prof. Dr. Dr. Spitzer - machen Spiele gewalttätig?
Prof. Dr. Dr. Spitzer - machen Spiele gewalttätig?
Zitat Spitzer: "Also, da muss man sehr klar sagen, dass es diese Zusammenhänge gibt und dass die auch erforscht sind. Wir wissen heute, dass virtuelle Gewalt entweder passiv übers Fernsehen rezipiert wird oder noch schlimmer, aktiv eingeübt am Videospiel, tatsächlich gewalttätig macht." Im ZDF-Beitrag wird er allerdings noch deutlicher: "Ein friedfertiger Mensch, der viel Videospiele spielt, ist am Ende gewaltbereiter als ein eher gewaltbereiter Mensch, der gar nichts spielt. Das ist nachgewiesen." Diese Thesen Spitzers sind nicht neu, auch dem Fernsehen attestierte er bereits, nicht nur diejenigen gewalttätig zu machen, die hierzu ohnehin neigen, sondern auch diejenigen, die eigentlich nicht zu Gewalttätigkeiten neigen würden.

An diesem Punkt gibt es aber in der Wissenschaftswelt durchaus unterschiedliche Ansichten und verschiedene Versuchsaufbauten. Der esb kritisiert deshalb, dass Frontal21 Untersuchungen mit anders lautenden Ergebnissen verschwieg, wie beispielsweise Dr. Manuel Ladas in 2002 veröffentlichte Dissertation "Brutale Spiele(r)? - Wirkung und Nutzung von Gewalt in Computerspielen". Demzufolge sei derzeit eine allgemein gültige Aussage über die Wirkung von Gewalt in Computerspielen nicht möglich - wer Gewalt in Spielen ausübe, mache dies notwendigerweise nicht auch im realen Leben. Genau so wenig dürfte sich verallgemeinern lassen, dass durch virtuelles Ballern die Probleme des alltäglichen Lebens vergessen werden können.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Killerspiele? Frontal21-Bericht macht Spieler aggressiv 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4. 4
  5.  


Niklas 04. Jul 2009

TatjenaE ist das Perfekte Beispiel für eine Person die nur auf das höhrt was in den...

Cordell 26. Apr 2007

um es im Klartext zu sagen: seit die Welle der Antiautoritären Erziehung kam, ist die...

Detlev 19. Mär 2007

Ich finde das unsere Politiker über das Ziel hinausschießen. Laut den Diskussionen...

Phoenix480 24. Feb 2007

Ich hab mal eine Frage: Wenn ich in meinem Online-Rollenspiel durch die Gegend laufe und...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sport und Gesundheit
Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect

Unübersichtlich, zu viele Klicks: Die neue Version von Garmin Connect kommt bei Nutzern auffällig schlecht an.

Sport und Gesundheit: Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect
Artikel
  1. Bethesda: Das Next-Gen-Update für Fallout 4 ist da
    Bethesda
    Das Next-Gen-Update für Fallout 4 ist da

    Clients für Xbox Series X/S und PS5, Verbesserungen auf PC und auf der PS4: Der erste größere Patch für Fallout 4 seit 2017 ist da.

  2. Early Access: Erste Tests loben das Solo-Dev-Aufbauspiel Manor Lords
    Early Access
    Erste Tests loben das Solo-Dev-Aufbauspiel Manor Lords

    Meistgewünschtes Spiel auf Steam, programmiert von einem Entwickler: Das in Süddeutschland angesiedelte Manor Lords kommt in Tests gut an.

  3. Produktivitätsboost mit Microsoft Power Automate
     
    Produktivitätsboost mit Microsoft Power Automate

    Microsoft Power Automate erleichtert die Automatisierung von Geschäftsprozessen durch die nahtlose Integration diverser Produktivitätsanwendungen. Dieser Intensiv-Workshop vermittelt den Einsatz.
    Sponsored Post von Golem Karrierewelt

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti zum Tiefstpreis • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Anker USB-Ladegeräte -45% • OLED-TV von LG 54% günstiger • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /