Lorawan in Berlin: Auf der Suche nach der Killerapplikation

Lorawan ist eine kostengünstige Übertragungstechnik für das Internet der Dinge. In Berlin engagiert sich der Mediziner Gerhard Peter als "Community Happiness Manager" für ein flächendeckendes Netz.

Ein Interview von veröffentlicht am
Der Katzentracker auf Lorawan-Basis könnte bald in Serie gehen.
Der Katzentracker auf Lorawan-Basis könnte bald in Serie gehen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Auf der Basis des Lorawan-Standards lassen sich auf einfache und günstige Weise Geräte in das Internet der Dinge (IoT) einbinden. Das haben wir bei Golem.de bereits mit einem Parkplatzsensor getestet. Damit dies flächendeckend funktioniert, müssen jedoch genügend Empfänger aufgestellt werden. Der Mediziner Gerhard Peter sieht in der Technik unzählige Anwendungsmöglichkeiten. In Berlin kümmert sich der 62-Jährige ehrenamtlich um den Aufbau des Netzes und bastelt dabei an eigenen Produkten wie einem Micro-Tracker, um entlaufene Katzen und gestohlene Fahrräder aufzuspüren.

Inhalt:
  1. Lorawan in Berlin: Auf der Suche nach der Killerapplikation
  2. Netzausbau von 200 auf 400 Empfänger erforderlich
  3. Sehr viele Einzel- und Insellösungen

Golem.de: Herr Peter, warum engagieren Sie sich als Mediziner für eine Technik, die doch eher etwas für Computernerds zu sein scheint?

Peter: Vor drei Jahren in einem Hackathon, da begegnete mir diese Technologie mit Lorawan. Da war für mich klar, das ist eine Möglichkeit, weil ich von Hause aus Mediziner bin, eine medizinische Anwendung daraus zu entwickeln. Ursprünglich war der Gedanke, eine Asthma-Überwachung, ein Asthma-Tagebuch in automatisierter Form zu entwickeln, indem die Daten dann übertragen werden. Das Problem war nur: Es gab kein Netz für die Technologie.

Golem.de: Dieses Netz haben Sie dann mit Lorawan in Verbindung mit dem The Things Network (TTN) gefunden. Was hat für Sie den Ausschlag gegeben?

Peter: Das Wichtige ist eigentlich die Datenübertragung, die an sich nichts kostet: im freien ISM-Band, staatlich zugelassen und kontrolliert. Man kann seine Ideen umsetzen, muss keinen Vertrag abschließen mit irgendwelchen Telekommunikationsmagnaten und sich um eine SIM-Kartenverwaltung kümmern. Objektiv gesehen ist diese Technik am energieeffizientesten. Und darauf kommt's an. Man kommt also mit einer ganz kleinen Energiemenge sehr lange Zeit aus, um kleine Datenpakete zu versenden.

Noch keine Killeranwendung

Golem.de: Für welche Anwendungen ist die Technik am besten geeignet? Gibt es eine Killerapplikation, um ihr zum Durchbruch zu verhelfen?

Peter: Es gibt keine Killerapplikation. Es gibt sinnvolle Use Cases, die große Zahlen produzieren können, die meisten Anwendungen sind Temperaturübermittlungen. So setzt die Berliner Tafel ihre Temperaturüberwachung für gespendete, kühlungspflichtige Lebensmittel auf dieser Basis um. Kliniken wollen mit einem Gateway auf dem Dach ihre Medikamentenkühlschränke überwachen. Das ist gesetzlich vorgeschrieben. Am Frankfurter Flughafen werden zum Beispiel die Abschleppstangen getrackt. Damit man weiß, wo die stehen.

Golem.de: Für unseren Parkplatzsensor haben wir ein eigenes Gateway aufgestellt. Weil wir das Gateway nun an einem anderen Ort einsetzen, ist der Sensor praktisch tot, weil es keinen anderen Empfänger in der Nähe gibt. Das ist doch alles andere als eine zuverlässige Technik.

Peter: Das stimmt, das wird auch nicht bestritten. Eine gewisse Redundanz der Gateways ist zwingend erforderlich. Da kommt es nicht mehr darauf an, dass jemand das Gateway vor dem Urlaub abschaltet, weil er alle unnötigen Geräte abschaltet.

  • Ein Katzentracker sendet GPS-Daten von der Position des Haustieres. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ein sogenannter Pax-Counter misst die Passagierströme auf Basis von WLAN. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Der Katzentracker könnte auch in Pedale eingebaut werden, um gestohlene Fahrräder zu orten. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Geräte könnten bald in Serie gehen. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Gerhard Peter bezeichnet sich als Community-Happiness-Manager für Lora-Wan in Berlin. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ein Lora-Wan-Gateway lässt sich selbst zusammenbauen. Benötigt werden ein Raspberry Pi und ein sogenanntes Konzentrator-Board. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Mit einigen wenigen Kabeln wird das Board mit dem Raspberry verbunden. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Für den Druck des Gehäuses gibt es im Netz Vorlagen für den 3D-Drucker. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Bei innenliegenden Gateways ist ein Sichtkontakt zu dem Sensor hilfreich. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Das Gateway haben wir auf der Seite von The Things Network angemeldet. (Screenshot: Golem.de)
  • Um einen Sensor anzumelden, sind verschiedene Keys erforderlich. (Screenshot: Golem.de)
  • Ein typischer Uplink mit Coding-Rate (CR) von 4/5, Spreizfaktor (SF) von 12 und Bandbreite von 125 kHz. Die Sendezeit lag bei fast 1,5 Sekunden. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Uplinks des Sensors unterscheiden sich nach Port und Payload. (Screenshot: Golem.de)
Ein Katzentracker sendet GPS-Daten von der Position des Haustieres. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)

Golem.de: Wie viele Geräte benötigt man noch in Berlin für eine flächendeckende Nutzung?

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Netzausbau von 200 auf 400 Empfänger erforderlich 
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aherberger 11. Mär 2021

Wir haben es hier in Wiesbaden in kurzer Zeit geschafft, eine breite Versorgung mit...

dsafsdf 11. Mär 2021

nur als in jedes neue handy eingebautes, satelitenunabhängiges positionsbestimmungssystem...

Eheran 10. Mär 2021

Da maximal 1% duty cycle erlaubt ist... ja doch, sollte nicht schwer sein. Immerhin...

Eheran 10. Mär 2021

Das ist echt wenig. Triggert man die Meldungen durch eine eigene Nachricht, dann muss...



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