Serious Sam 4 im Test: AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH!

Blöde Sprüche, dicke Wummen, absurde Gegnermassen: Serious Sam 4 versetzt uns zwei Jahrzehnte zurück - in doppelter Hinsicht.

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Auch in Serious Sam 4 treten wir wieder gegen Aberhunderte Aliens an.
Auch in Serious Sam 4 treten wir wieder gegen Aberhunderte Aliens an. (Bild: Croteam, Screenshot: Golem.de)

Wir rennen rückwärts ballernd in der russischen Tundra im Kreis, im Hintergrund erschallt Kalinka, vor uns stürmen brüllend kopflose Kamikaze-Krieger über die Hügel, dahinter marschieren riesige Kampfroboter auf: In den besten Momenten erinnert Serious Sam 4 an glorreiche LAN-Parties kurz nach der Jahrtausendwende. In den miesesten Momenten allerdings leider auch.

Das Spielprinzip des Egoshooters ist altbekannt seicht, getoppt - oder eher unterboten - wird es einzig von der Story rund um den Heiligen Gral. Welche Story? Ja, die gibt es ... also mehr oder weniger. Ober-Alien-Bösewicht Mental will mal wieder die Erde erobern und schickt dafür völlig absurde Massen von außerirdischen Monstern, um den blauen Planeten einzunehmen.

Entwickler Croteam macht keinen Hehl daraus, dass die Hintergrundgeschichte nur Mittel zum Zweck ist. Manchmal hatten wir fast das Gefühl, dass Sam sogar weiß, dass er ein überzeichneter Actionheld ist. Figuren wie der Neuling Kenny (hihi) oder Pater Mikhail - der sicherlich nicht von ungefähr an Pater Grigori aus Ravenholm in Half Life 2 angelehnt ist - oder der mit herrlich deutschem Akzent sprechende Professor Kiesel wirken blass und hölzern, sorgen aber dennoch für Lacher.

Ohnehin zieht Serious Sam 4 seinen Reiz aus den blöden Sprüchen, die der Protagonist wie am Fließband raushaut. Manchmal kriegt er allerdings keinen passenden Oneliner auf die Kette, was dann entsprechend von Sam höchstselbst mit einem dummen Kommentar ausgebügelt wird. Ein paar Beispiele: Als Sam auf den ersten aludrischen Reptiloiden trifft, will er wissen: "Are you a wizard lizard or a lizard wizard?", und nachdem wir das Vieh erledigt haben, folgt ein "See ya later, magicgator!"

Auf die (rhetorische) Frage, warum Sam immer in verschlossene Türen rennt, erschallt prompt ein "Doors hate you?" Auch mit teils sehr deftigen Anspielungen spart das Spiel nicht: Auf die Frage eines männlichen Teammitglieds an ein weibliches, wie es denn wäre, (nach dem Heli-Trip) wieder unten zu sein, antwortet diese, es sei ziemlich langweilig - oben hätte sie die Dinge in der Hand gehabt. Und als Rodriguez unbedingt erzählen will, wie er sein Bärtchen bekommen hat, fährt ihm Sam gerade noch rechtzeitig mit einem "Shut up!" in die Parade. Und nein, wir verlinken keine weiterführenden Details.

Serious Sam 4 ist zwar mit deutschen Untertiteln verfügbar, kann so aber den Humor der englischen Sprachausgabe nicht einfangen: Als der Held das erste Skelett - ja, die mit dem ultra nervigen Geräusch - umpustet, schiebt er ein "All Kleer!" nach. Ein besonders fieses Krabbenmonster wird mit "Stop being so Shellfish!" kommentiert und beim Platzieren eines Senders ("Beacon") fällt Sam auf, dass er nichts zum Frühstück hatte ("Bacon"). Im Deutschen wird das eher schlecht als recht mit Signalgabler und Gabel gelöst, der "Magicgator"-Spruch wurde durch einen komplett anderen ersetzt.

  • Double the gun, double the fun! (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Sams alte Liebe, die Schrotflinte. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Mit Kanonen auf Spatz... äh Reptiloiden schießen. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Im Coop macht Serious Sam 4 am meisten Spaß. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Das Hologramm ist ein Gadget und soll Gegner ablenken. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Ob der Gute die Kampagne wohl überlebt? (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Grafisch hat Serious Sam 4 so seine Schwächen. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Ein Hammer-Typ, finden wir! (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Fünffach hält besser - leider nicht im Coop. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Die Bosskämpfe sind toll inszeniert. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Highway to Mental *summ* (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Gegen die Kamikaze hilft nur Schnellfeuer. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Sam I am. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Beim Mähdrescher mussten wir sofort an Braindead denken. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Prinzessinnen und Essensautomaten im Schlossturm - was es nicht alles gibt. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Bei den Klängen von Kalinka ballern wir auf Gegner, die an die aus Wolfenstein angelehnt sind. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • In späteren Leveln werden die Maps offener. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Das fiese Schatten-Banding in Innenräumen geht gar nicht. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Mit solche Artefakten rüsten wir das SAM auf. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Dahinter verbirgt sich ein simpler Fähigkeitenbaum. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
  • Wir vermissen wirklich neue Waffen in Serious Sam 4. (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)
Double the gun, double the fun! (Rechteinhaber: Croteam, Screenshot: Golem.de)

Die eigentlichen Ballereien machen wie eh und je viel Spaß, wenngleich die ersten Abschnitte eindeutig zu schlauchig sind und manch späteres Level nur dazu dient, die Spielzeit zu strecken. In der zweiten Hälfte der acht Stunden langen Kampagne hingegen werden die Umgebungen weitaus offener und erinnern oft an eine Arena - was gerade im Steinbruch und im Kolosseum für mächtig Gaudi sorgt.

Leider wirkt das europäische Setting ziemlich generisch und wir würden fast wetten, dass auch Inhalte aus Croteams eigenem The Talos Principle zweitverwertet wurden. Coole Ideen wie den Kletterhaken führen die Entwickler viel zu spät ein, dafür entschädigen Mech-Geballer, ein Roadtrip (natürlich inklusive "Born to be Wild"-Abklatsch) und eine Runde mit dem Mähdrescher - der Rasenmäher aus Braindead lässt herzlich grüßen.

Bekannte Waffen und Gadgets

Die Waffen kennen wir abseits von Gadgets wie dem Sam-Hologram oder der Mini-Atombombe alle aus den Vorgängern, daran ändert auch das Skill-System nichts. So müssen wir Akimbo für zwei leichte oder schwere Wummen erst freischalten und die Nahkampf-Fertigkeiten sind nutzlos, weil wir währenddessen verwundbar bleiben.

Besonders ärgerlich finden wir, dass im an sich grandiosen Coop-Modus mit bis zu vier Spielern die Errungenschaften der Nebenmissionen nicht gespeichert werden, etwa der Granatwerferaufsatz für die Schrotflinte, der fünffach zielsuchende Raketenwerfer oder der Todesstrahl für die Lasergun. Neue Gegner gibt es ebenfalls kaum und die KI - sprich keine Intelligenz - ist vermutlich die selbe wie 2001, dafür sind die Bosskämpfe kreativ gemacht.

Grafisch schwankt Serious Sam 4 zwischen beeindruckend und mies, wobei wir klar den D3D11-Modus im extrem umfangreichen Grafikmenü empfehlen. Mit D3D12 oder Vulkan gibt's zwar höhere Bildraten, jedoch stotternde Frametimes, und mehrmals fror das Spiel in Zwischensequenzen ein. Am besten gefällt uns Serious Sam 4, wenn unzählige Horden auf uns einstürmen und in einem blutigen Regen aus Einzelteilen zerplatzen - denn dann kriegen wir von den schwachen Animationen und geklonten Charaktermodellen sowie dem aggressiven LoD nichts mit. Bald sollen Mod-Tools folgen, der Steam-Workshop ist bereits integriert und mehrere Benchmarks ebenfalls!

Serious Sam 4 ist für 40 Euro bei GoG und Steam für Windows-PC verfügbar, zudem bei Google Stadia. Die Konsolen-Versionen, genauer Playstation 4 (Pro) und Xbox One (X), sollen 2021 folgen. Serious Sam 4 hat deutsche Menüs und Untertitel, allerdings einzig eine englische Sprachausgabe. Mikrotransaktionen gibt es keine.

Fazit

Früher gab es bei Spielen, die mittelmäßig waren, oft zu lesen: Für Fans des Genres empfehlenswert. Genau das trifft auch auf Serious Sam 4 zu. Wer blöde Sprüche, dicke Wummen und absurde Gegnermassen toll findet, der wird mit Croteams Shooter einen Heidenspaß haben. Denn gemeinsam mit Kumpels ballernd rückwärts laufen und dabei Unmengen an Aliens zerspratzen zu lassen, versetzt uns grinsend zwei Jahrzehnte zurück - immer wieder gerne!

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