Corsa-e Probe gefahren: Ein kleiner Flitzer soll die Masse elektrifizieren

Mit dem vollelektrischen Corsa will Opel die Elektromobilität massentauglich machen. Die Coronakrise könnte das an sich gute Konzept aber torpedieren.

Ein Hands-on von veröffentlicht am
Das Video zeigt unsere Probefahrt mit dem Corsa-e durch Berlin und Brandenburg. (Bild: Daniel Pook/Golem.de)

Wie so viele andere Unternehmen ist auch der Rüsselsheimer Autohersteller Opel durch die Coronavirus-Krise jäh ausgebremst worden. Ende März sollte die Auslieferung des vollelektrischen Corsa-e in Deutschland starten, als die Bänder im spanischen Werk in Saragossa stillstehen mussten. Eine Probefahrt mit einem bereits produzierten Modell der First Edition zeigte uns aber: Der französischen PSA-Gruppe ist mit ihrer deutschen Firmentochter ein Elektroauto gelungen, das mit einem guten Preis-Leistungs-Verhältnis überzeugt.

Inhalt:
  1. Corsa-e Probe gefahren: Ein kleiner Flitzer soll die Masse elektrifizieren
  2. Härtetest am Ionity-Schnelllader
  3. Ein Autopilot für den Kleinwagen
  4. Drei Fahrmodi, zwei Rekuperationsstufen

Die technischen Details des Corsa-e nannte Opel bereits im vergangenen Juni: Der 4,06 Meter lange Kleinwagen (B-Segment) verfügt über eine Akkukapazität von 50 Kilowattstunden (kWh) brutto (nutzbare 46 kWh) bei einer Reichweite von 337 Kilometern (km) nach dem Prüfzyklus WLTP.

Nach Abzug der vor kurzem erhöhten Kaufprämie von 6.000 Euro ist das Basismodell für 23.900 Euro erhältlich. Das sind laut Preisliste (PDF) zwar immer noch 10.000 Euro mehr, als das kleinste Verbrennermodell mit 55-kW-Motor kostet. Doch der Corsa-e ist mit seinen 100 kW (136 PS) stärker motorisiert als der Turbo-Einspritzer der GS Line zum etwa gleichen Preis.

Corsa ist ein wichtiges Verkaufsmodell für Opel

Auf unserer achtstündigen Probefahrt fuhren wir mit dem Corsa etwa 250 km durch Berlin und Brandenburg. Sowohl in der Stadt als auch auf der Autobahn schlug sich der kleine Flitzer gut. Trotz der knalligen Lackierung in Power Orange fällt der Corsa im Verkehr kaum auf. Nur am E-Kennzeichen und einem kleinen E am Heck ist zu sehen, dass es sich um die erste vollelektrische Variante des seit 1982 etwa 14 Millionen Mal produzierten Kleinwagens handelt.

Die von uns getestete First Edition war allerdings deutlich üppiger ausgestattet als die Basisversion und würde mit allen Extras 38.690 Euro (abzüglich Kaufprämie) kosten. Dann verfügt der Kleinwagen unter anderem über einen Drehstromlader, einen Abstandsregeltempomaten mit aktivem Spurhalteassistenten, eine Rückfahrkamera mit Einparkhilfe, ein LED-Matrixlicht und ein Multimedia-Navi mit 10-Zoll-Touchdisplay. Für diesen Preis gibt es bei Opel schon das SUV-Modell Grandland X mit 130-PS-Dieselmotor.

Für Opel spielt der Corsa beim Absatz eine ebenso wichtige Rolle wie der Golf für VW. Im vergangenen Jahr war fast jeder vierte weltweit verkaufte Opel ein Corsa. Während VW die elektrische Golf-Variante nicht fortführt und stattdessen die ID-Familie aufbaut, hält Opel an dem Modellnamen fest. Allerdings nutzt Opel dazu die Plattform e-CMP des PSA-Konzerns, auf der auch der Peugeot e-208 und der DS 3 Crossback E-Tense basieren.

Nicht nur bei der Plattform, auch bei der Software kann sich Opel beim Mutterkonzern bedienen. Zwar haben die Rüsselsheimer dabei offenbar nicht so viele Probleme wie die Konkurrenz aus Wolfsburg. Doch manche Funktionen wirken noch nicht serienreif.

Realistische Reichweite etwa 280 km

Ist der Corsa-e damit tatsächlich schon ein Elektroauto fürs "Volk"? Zwar änderte Opel den ursprünglichen Werbeslogan des "Volks-Elektroautos" in "das Elektroauto für alle". Die Botschaft bleibt jedoch die gleiche. Aber sind die typischen Corsa-Fahrer, so es sie gibt, wirklich schon bereit für die Tücken der Elektromobilität?

  • Der neue Opel Corsa-e soll ein Elektroauto für alle sein. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Die Basisversion (nicht im Bild) soll 29.900 Euro kosten und ist mit einem 50-kWh-Akku ausgestattet. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Gegen Aufpreis gibt es ein 10-Zoll-Touchdisplay und viele Assistenzsysteme. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Der Kofferraum ist wegen des großen Akkus allerdings 40 Liter kleiner als bei den Verbrennern. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Der Corsa-e ist etwas niedriger als das Vorgängermodell. Im Fond ist daher wenig Kopffreiheit. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Mit umgeklappten Sitzen steigt das Kofferraumvolumen auf mehr als 1.000 Liter. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Das Multimedia-Navi bietet spezielle Anzeigen für die Elektromobilität. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Die Einbindung von Smartphones per Bluetooth ist möglich. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Im Armaturenbrett gibt es eine 7 Zoll große digitale Anzeige mit Bordcomputer. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Am Wählhebel lässt sich auch die Rekuperation einstellen. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Unter der Motorhaube gibt es keinen zusätzlichen Stauraum. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Der Corsa-e lässt sich gegen Aufpreis mit bis zu 11 kW an Wechselstrom laden. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)
  • Das Navi zeigt die Ladestationen der Umgebung an. Die Reichweite ist dunkel hinterlegt. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Die Schnelllader von Ionity kennt das Navi noch nicht. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Per Gleichstrom lädt der Corsa-e mit bis zu 100 kW. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Doch die Ladekurve geht schnell nach unten. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Bei 80 Prozent Akkukapazität ist sie von anfangs 88 kW auf 27 kW gesunken.  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Unverständlich ist die Anzeige der Ladegeschwindigkeit im Auto: Die Angabe der geladenen Kilometer pro Stunde schwankt stark. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Nach anfänglichen 116 km pro Stunde sank sie zwischendurch auf 38 km, ...  (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • ... um dann plötzlich auf 178 km zu steigen. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Fahrstil zeigt sich gut an der Verbrauchsstatistik. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Bei gemäßigtem Tempo auf der Autobahn liegt der Verbrauch bei unter 20 kWh pro 100 km. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Insgesamt lag der Verbrauch auf der Testfahrt bei 19,5 kWh pro 100 kW. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
Der neue Opel Corsa-e soll ein Elektroauto für alle sein. (Foto: Daniel Pook/Golem.de)

Neben dem hohen Preis und langen Lieferzeiten werden potenzielle Elektroautokäufer vor allem durch geringe Reichweiten und lange Ladezeiten abgeschreckt. Hier gelang Opel zwar noch nicht der Durchbruch. Doch je nach Einsatzzweck ist der Corsa durchaus alltagstauglich.

Die WLTP-Reichweite von knapp 340 km ist ohnehin nur ein theoretischer Wert. Das entspräche einem Durchschnittsverbrauch von knapp 13,5 kWh pro 100 km. An die günstigen Verbrauchswerte des Hyundai Kona Elektro kommt der Corsa mit seinem Synchronmotor jedoch nicht heran. In der Stadt lag der Wert bei etwa 18 kWh, bei schnellerer Fahrt auf der Autobahn schwankte der Verbrauch zwischen 25 und 30 kWh. Bei Geschwindigkeiten zwischen 80 und 90 km/h auf der Autobahn zeigte das System rund 18 kWh an. Das ergäbe bei Außentemperaturen von 10 Grad Celsius immerhin eine Reichweite von etwa 260 km.

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Härtetest am Ionity-Schnelllader 
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Potrimpo 21. Apr 2020

Ich hatte nicht auf Dein Post geantwortet, sondern auf die Behauptung von vwolf...

7of9 21. Apr 2020

Richtig "IT News für Profis" und nicht "News für IT Profis" :-)

robinx999 21. Apr 2020

Das bestätigt meine Meinung Leute mit langsam ladenden Autos oder geringer Akku kapazität...

M.P. 20. Apr 2020

Ich denke, die werden in der Regel leasen ...



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