Idai World: Wie archäologisches Welterbe digital zugänglich wird
Über die Ruinenstadt Palmyra in Syrien wurde in den vergangenen Jahren oft berichtet, nachdem Islamisten dort antike Kulturdenkmäler gesprengt hatten. Archäologen in Berlin machen in einem neuen Open-Source-Informationssystem die Daten über diese und künftig auch andere Ruinenstätten online zugänglich.
Magnetfeldmessungen, Fotodokumentation per Drohne, 3D-Modelle: Längst arbeiten Archäologen mit moderner Technik. Entsprechend halten sie ihre Ergebnisse auch nicht mehr nur als Text und Zeichnungen auf Papier fest, sondern als digitale Daten im Computer. Das bietet eine Vielzahl von Möglichkeiten, mit den Daten zu arbeiten - vorausgesetzt diese sind entsprechend aufbereitet. Das Team um Benjamin Ducke, Leiter der Wissenschafts-IT am Deutschen Archäologischen Institut (DAI) in Berlin, baut ein System auf, in dem unterschiedlichste Daten über eine antike Stätte zusammengetragen und zugänglich gemacht werden.
- Idai World: Wie archäologisches Welterbe digital zugänglich wird
- Datenaufbereitung ist größtenteils Handarbeit
- Viele Daten sind öffentlich zugänglich
"Die Archäologie ist heute vollständig digital, wie jede andere Wissenschaft auch", erklärt Ducke im Gespräch mit Golem.de. "Wir haben eine Vielfalt von Informationssystemen, denn wir arbeiten mit Kartenmaterial, Luft- und Satellitenbildern und Sensordaten aller Art. Wir haben zum Beispiel eine große Sammlung von Daten in Geoinformationssystemen, digitales Kartenmaterial und Luftbildmaterial, das für uns eine ganz wichtige Arbeitsgrundlage darstellt." Diese Daten sollen alle in iDAI.world, die digitale Forschungsdatenplattform des DAI, eingepflegt werden.
"Die Daten erschließen sich auf unterschiedliche Art und Weise", sagt Ducke - zum Beispiel über eine klassische Katalogsuche. "Wenn man weiß, wo das, was man sucht, liegt, dann geht das über ein Geoinformationssystem auch online. Man sieht alles im kartografischen Zusammenhang und es erschließt sich wesentlich schneller." Ziel seien semantische Datenstrukturen, so dass der Wissenschaftler, der sich für ein bestimmtes Gebäude interessiert, über die digitale Karte sehr viel schneller an die gesuchten Informationen gelangt als über eine Bibliotheksrecherche.
In eine digitale Landkarte von Palmyra lassen sich verschiedene Layer einblenden, zum Beispiel eine Satellitenansicht oder die Grundrisse der verschiedenen Gebäude, etwa des gesprengten Tetrapylons oder des Bel-Tempels. Ein Klick darauf bringt den Forscher zu den dazugehörigen Daten: Sachdaten wie Klassifizierungen, Material, Positionsdaten und Datierungen.
Dazu findet er einen reichhaltigen Fundus an Bildern von Palmyra. Im Fall des Tetrapylon sind das beispielsweise aktuelle Satellitenbilder der durcheinander liegenden Trümmer. Das Archiv bietet aber auch Ansichten des prächtigen Bauwerks aus der Zeit vor der Besetzung Palmyras durch den IS - bis zurück ins vergangene Jahrhundert.
Die Bilder müssen aber nicht zweidimensional sein: Ducke zeigt ein digitales 3D-Modell des buddhistischen Klosters Erdene Zuu in Karakorum in der Mongolei, wo DAI-Forscher seit rund 20 Jahren die Hauptstadt von Dschingis Khan ausgraben. Wissenschaftler der Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden um Marco Block-Berlitz haben den Tempel mit einer Drohne abgeflogen und fotografiert. Mit Hilfe des Verfahrens Structure from Motion (SfM) wurde aus den zweidimensionalen Bildern ein dreidimensionales Modell des Tempels erstellt. Das ist deutlich weniger aufwendig und günstiger als der Einsatz von Laserscannern.
Archäologen arbeiten mit digitalen 3D-Modellen
"Das ist ein fantastisches neues Dokumentationswerkzeug für die Archäologie. Solche fotobasierten 3D-Modelle sind eine ganz neue Art von Forschungsdaten, die seit einigen Jahren sehr stark produziert werden und für die wir jetzt die Infrastruktur bauen", sagt Ducke. "Dazu kommen entsprechende, akkurat aufgenommene Forschungsdaten, die Fachwissenschaftlern helfen können zu verstehen, welche archäologischen Befunde sich hier zeigen und wie das zu interpretieren ist. Das Ganze ist dann auch verknüpft, beispielsweise mit weiterem Informationsmaterial, das wir online halten."
Das können Zeitschriftenaufsätze sein, historische Dokumente, Karten und Zeichnungen, Grabungstagebücher oder wissenschaftliche Korrespondenz. Dieses Material kann, falls es digital vorliegt, direkt aufgerufen werden. Falls das nicht der Fall ist, bekommt der Forscher zumindest eine Signatur, unter der er es in einer der DAI-Bibliotheken oder anderen Bibliotheken findet.
Das Beispielprojekt ist die antike Stadt Palmyra in Syrien. Wegen der schweren Zerstörungen, die Mitglieder der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) in den Jahren 2015 bis 2017 dort anrichteten, genießt die Weltkulturerbestätte gerade große Aufmerksamkeit. Zudem ist Palmyra mutmaßlich besser digital aufgearbeitet und erfasst als jede andere Ruinenstadt.
Damit die Daten in das System eingepflegt werden können, müssen sie erst einmal nach Berlin kommen.
Datenaufbereitung ist größtenteils Handarbeit |
öhhh, ich glaub du hast OpenSource nicht verstanden. Nur weil die Software OpenSource...
Hat er das? Vielleicht ist das ja auch einfach sein Name?