Shenmue 3 angespielt: Herr Hazuki zwischen Spielspaß und Staub
Nach 18 Jahren geht das Abenteuer von Ryo Hazuki endlich weiter: Shenmue 3 schickt Spieler in eine Welt voll mit merkwürdigen Figuren, antiquiertem Gameplay und mittelguten Faustkämpfen - für Serienfans ist das trotzdem eine Offenbarung.
Es ist 21 Uhr, und das bedeutet: Feierabend! Ryo Hazuki muss ins Bett - und das, obwohl er als Hauptfigur in Shenmue 3 gerade einen mysteriösen Buchmacher sucht. Der soll Informationen über mysteriöse Schläger haben, die vielleicht etwas mit dem mysteriösen Verschwinden von Herrn Yuan zu tun haben. Herr Yuan ist der Herr Papa von unserer Freundin Shenhua, mit der wir gemeinsam im chinesischen Dörfchen Bailu unterwegs sind. Jedenfalls dann, wenn wir nicht im Bett liegen und schlafen.
Fans von Shenmue können sich vermutlich noch an die Sache mit Uhrzeit und Schlafen erinnern, auch wenn der letzte Serienteil bereits rund 18 Jahre alt ist. Die nun unter anderem über Kickstarter finanzierte Fortsetzung greift viele Elemente unverändert oder nur leicht modifiziert auf. Wir sind als junger, eigentlich aus Japan stammender Faustkämpfer Ryo unterwegs, um gemeinsam mit Shenhua einer verschachtelten, durchaus interessanten Handlung zu folgen. Einsteiger finden direkt im Hauptmenü eine Zusammenfassung der bisherigen Story.
Ähnlich wie in den Vorgängern können wir uns einigermaßen frei in der halboffenen Welt bewegen. Wenn wir uns allerdings zu weit vom aktuellem Hauptschauplatz fortbewegen, stößt Ryo gegen eine unsichtbare Mauer und wird zurückgeschickt. Das Spiel bietet viele Dialoge, in denen wir etwa die Dorfbewohner nach dem Vater von Shenhua befragen.
Außerdem durchsuchen wir Schränke nach Schubladen. Dazu kommen regelmäßig mittelschwere Faustkämpfe, für die wir im Dojo trainieren müssen - um unsere Fertigkeiten am Gamepad zu verbessern und zum Steigern der Werte von Ryo. Vieles davon ist sehr umständlich gestaltet und erfordert sehr viel Zeit. Wer etwa Geld braucht, um einen dringend benötigten Gegenstand zu kaufen, muss mit etwas Pech viele Stunden mit repetitiven Aufgaben wie Holzfällen oder mit stumpfen Glückspiel-Minigames verbringen.
Das alles ist sehr eigenständig in Szene gesetzt, sprich: Shenmue 3 orientiert sich kaum an aktuell üblichem Spieldesign, sondern an den Vorgängern. Das betrifft neben Elementen wie dem Schlafengehen auch die oft vermutlich unabsichtlich skurrilen Figuren und die gestelzte Sprache. Allerdings hat es einen gewissen Unterhaltungswert, den merkwürdigen Weisheiten eines Karatelehrers zu lauschen oder einer Marktfrau minutenlang beim Summen einer leisen Melodie zuzuhören.
Im Verlauf der Handlung schickt uns Shenmue 3 zuerst in das chinesische Dorf, später geht es dann auch in eine größere Stadt - bis zu diesem Abschnitt haben wir bei Golem.de es (bislang) nach rund zwölf Stunden allerdings nicht geschafft. Technisch ist das Spiel nicht auf der Höhe der Zeit, Animationen sehen grobschlächtig und die Umgebungen detailarm aus. Trotzdem wirkt die Welt stimmig und dank des gnadenlosen Einsatzes von kitschig-märchenhaften Farben irgendwie ganz schön.
Shenmue 3 ist für Windows-PC (rund 50 Euro) und Playstation 4 (rund 60 Euro) erhältlich. Das auf der Unreal Engine 4 basierende Spiel bietet wahlweise japanische oder englische Sprachausgabe sowie unter anderem deutsche Untertitel. Es gibt keine Mikrotransaktionen und keinen Multiplayer. Von der USK hat das Programm eine Freigabe ab 12 Jahren erhalten.
Fazit
Was haben wir - oder zumindest einige von uns - auf diese Fortsetzung gewartet! Für Fans ist es wundervoll, in Shenmue 3 endlich wieder mit Ryo Hazuki unterwegs sein zu können. Das Gameplay ähnelt mit seiner Mischung aus Kämpfen, Knobeln und Dialogen den Vorgängern. Vor allem aber fühlt es sich wieder an wie die Abenteuer von damals. Auch Teil 3 schafft es, uns in eine trotz aller Konflikte irgendwie friedliche Welt zu schicken, in der es trotz des sehr gemächlichen Tempos erstaunlich wenig Langeweile gibt.
Wer Shenmue 3 nicht durch die rosarote Fanbrille sieht, wird sich angesichts der vielen merkwürdigen Designentscheidungen allerdings oft die Haare raufen. Viele Figuren und Unterhaltungen sind absurd bis an die Grenze des Fremdschämens gezeichnet. Kämpfe und Steuerung wirken verglichen mit anderen aktuellen Games unterdurchschnittlich, Animationen und Technik sind von vorgestern. Und angesichts der ständig in der Küche arbeitenden Shenhua muss man auch mal fragen, warum hier so ein antiquiertes Frauenbild transportiert wird.
Wobei es ja primär um den Exklusiv Teil geht, bei dem viele eben vermuten, dass diese...
Mit Anschluss von Teil 3 sind 50% der Story zu Shenmue erzählt.
Keine Ahnung woher die negativen Comments plötzlich kommen, mich hat Shenmue nachhaltig...
Den Kommentar mit dem Frauenbild hätte man sich ruhig verkneifen können, oder? Das Spiel...