Frauen in der IT: Ist Logik von Natur aus Männersache?

Wenn es um die Frage geht, warum es immer noch so wenig Frauen in der IT gibt, kommt früher oder später das Argument, dass Frauen nicht eben zur Logik veranlagt seien. Kann die niedrige Zahl von Frauen in dieser Branche tatsächlich mit der Biologie erklärt werden?

Artikel von Valerie Lux veröffentlicht am
Sind Mädchen von Natur aus nicht so logikbegabt wie Jungen?
Sind Mädchen von Natur aus nicht so logikbegabt wie Jungen? (Bild: Gerd Altmann auf Pixabay)

Wenn wir über Frauen in der IT schreiben, tauchen in unserem Forum einige Argumente immer wieder auf. Wir haben uns die häufigsten vorgenommen und hinterfragt: Stimmen sie?

Inhalt:
  1. Frauen in der IT: Ist Logik von Natur aus Männersache?
  2. Pisa zeigt nur geringe Leistungsunterschiede in Mathe

Diesmal: Frauen sind von Natur aus nicht für technische Berufe gemacht.

TLDR: Das stimmt nicht. Zwar bedingen körperliche Voraussetzungen, wie bestimmte Hormone, die Ausprägung bestimmter Talente. Wie man aber zum Beispiel aus Mathe-Schultests erkennen kann, ist der Unterschied bei weitem nicht so groß, dass er als Erklärung für den geringen Frauenanteil in der IT dienen könnte.

Sieht man sich beim Statistischen Bundesamt die Zahlen für das Wintersemester 2018/2019 an, so fällt auf, dass die Zahl von Studienanfängerinnen im Fach Informatik nach wie vor gering ist: Sie machen nur 22,5 Prozent aus. Und es fällt auf, dass dieser Anteil seit vielen Jahren gleich ist. Stimmt es also vielleicht doch, dass Frauen von Natur aus weniger Spaß an der Reflexion und Konstruktion von Algorithmen-Ketten haben als Männer?

Gleich vorweg sei gesagt: Wer diese Frage beantworten möchte, wagt sich auf ein Forschungsfeld, in dem die Forschergemeinde noch keinen Konsens gefunden hat. Nach wie vor wird über wenig in der Forschung leidenschaftlicher gestritten als über die Frage, welche Fähigkeit Jungen und Mädchen vor der Geburt mitbringen und welche ihnen im Laufe des Lebens anerzogen werden. Diese "Nature-vs-Nurture"-Debatte hat in den vergangenen Jahren viele wissenschaftliche Studien hervorgebracht. Dabei geht es im Kern um die Frage, welches Verhalten biologisch in Mann und Frau angelegt ist und welche Gewohnheiten durch die Umwelt geprägt sind.

Ein Beispiel: Raufen sich Jungen öfter, weil sie sehen, wie ihre Lieblingshelden in Actionfilmen ihre Probleme körperlich lösen und daraufhin dieses Verhalten im Spiel nachahmen ("Nurture") – oder weil das Toben und Prügeln in ihnen biologisch angelegt ist ("Nature")?

Professor Steffen Kröhnert von der Hochschule Koblenz und Stephan Sievert vom Berlin-Institut für Entwicklung und Bevölkerung haben die Studie "Schwach im Abschluss – Warum Jungen in der Bildung hinter Mädchen zurückfallen und was dagegen zu tun wäre" veröffentlicht. Biologische Konstitution gilt darin als eine Erklärung, warum Jungen und Mädchen andere Schulergebnisse nach Hause bringen. "Unzweifelhaft wirkt sich das wichtigste männliche Sexualhormon besonders in der Kindheit stimulierend auf Wettbewerbsorientierung und Risikofreude aus", schreiben sie. So lasse sich erklären, warum Jungen sich gern im Wettkampf miteinander messen und weniger Bücher zur Hand nähmen. "Bei Mädchen zeigt sich immer wieder, dass ein höherer Östrogenspiegel die sprachlichen Fähigkeiten verbessert und die visuell-räumlichen Fähigkeiten verschlechtert", heißt es weiter.

Aber wenn Jungs aufgrund ihrer Hormone besser in visuell-räumlicher Orientierung als in sprachlichen Ausdrucksmöglichkeiten sind, wie kommt es dann zu männlichen Literaturnobelpreisträgern wie Thomas Mann, einem "Sprachgenie", und Wissenschaftlerinnen wie Katie Bouman, jener Informatikerin, die den Algorithmus für die Aufnahme des Schwarzen Lochs schrieb, wofür man ganz sicher eine große Portion räumliches Vorstellungsvermögen braucht?

"Die Unterschiede zwischen Jungen und Mädchen muss man relativ sehen, nicht absolut", erklären Kröhnert und Sievert. "Biologische Unterschiede sind keinesfalls so stark ausgeprägt, dass sie als unabänderliches Schicksal von Mädchen und Jungen hingenommen werden müssen." Sie zeigten nur, dass manche Aufgaben Mädchen leichter fallen und andere Jungen. "Insgesamt betrachtet zeigen die Gehirne von Jungen und Mädchen sehr viel mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede", so die Autoren.

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Pisa zeigt nur geringe Leistungsunterschiede in Mathe 
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Handle 22. Nov 2019

Ihr habt den Satz nicht korrigiert, sondern verschlimmbessert. Die meisten Spieler sind...

jarod1701 15. Nov 2019

Ich stürze mich mal ins Messer: Warum denn? Erzähl doch mal.

malos 13. Nov 2019

Aber warum sollten Prestige und Gehalt das oberste Ziel sein? Viele Studien zeigen, dass...

malos 13. Nov 2019

Ein Faktor, möglich, aber keine Erklärung. "Am 31. März 2011 gab es in Deutschland 60...



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