Open Source: Aweigh navigiert nach der Sonne und gegen GPS

Jahrtausende lang haben sich Menschen beim Navigieren an der Sonne orientiert. Heutzutage nutzen wir Satelliten, was uns aber vollständig abhängig von deren Betreibern macht. Das will ein junges Designerteam ändern und hat ein Navigationsgerät entwickelt, das transparent und dezentral ist.

Artikel veröffentlicht am ,
Navigationsgerät Aweigh: technische Bildung verbessern
Navigationsgerät Aweigh: technische Bildung verbessern (Bild: Aweigh)

Mal eben von hier nach da navigieren in einer unbekannten Gegend? Kein Problem dank der diversen globalen Satellitennavigationssysteme (Global Navigation Satellite Systems, GNSS): Beidou, Galileo, Glonass und GPS weisen den Weg, auf dem Navigationsgerät im Auto, dem Smartphone, dem Tablet. Aber was machen sie sonst noch, im Hintergrund? Werden Daten über den Nutzer gesammelt? Was passiert, wenn die Satelliten gehackt werden?

Inhalt:
  1. Open Source: Aweigh navigiert nach der Sonne und gegen GPS
  2. Aweigh ruhte
  3. Gegen die Abhängigkeit von zentralen Diensten

"Wir haben uns die aktuelle Techniklandschaft angeschaut und herausgefunden, dass wir zunehmend von zentralisierten Systemen abhängig sind, um diese Technik zu nutzen. Und diese Techniken sind oft Black Boxes. Das bedeutet, der Nutzer versteht nicht, was in seinem Gerät passiert, damit es funktioniert. Das sehen wir überall", sagt States Lee im Gespräch mit Golem.de. "Also haben wir angefangen, nach Alternativen zu alltäglich genutzten Techniken zu suchen." Zusammen mit Samuel Iliffe, Flora Weil und Keren Zhang, alle vier Studenten des Imperial College und des Royal College of Art in London, hat Lee ein Navigationsgerät entwickelt, das ohne ein zentrales System arbeitet.

Aweigh heißt das System - der Begriff bezieht sich auf den englischen Ausdruck: "Anchors aweigh!" (auf Deutsch: "Anker lichten!") beziehungsweise "Anchor is aweigh" (auf Deutsch: "Der Anker ist gelichtet"). Das System nutzt eine Navigationsmethode, mit der Seefahrer in der Zeit vor GPS ihren Kurs gefunden haben: Es basiert auf der Astronavigation.

Ähnlich wie bei einem Sextanten misst der Nutzer die Breite seines Standorts anhand des Sonnenstands. Dazu ist Aweigh mit Photodioden ausgestattet, die das Sonnenlicht einfangen. Anders als bei einem Sextanten geht das aber auch bei bewölktem Himmel und nicht nur um 12 Uhr mittags. "Das polarisierte Sonnenlicht bildet den Tag über bestimmte Muster in der Hemisphäre über uns", sagt Lee.

Die Photodioden erfassen diese und das auf dem Raspberry Pi basierende Gerät errechnet die Position. Das geht allerdings nicht ganz eigenständig: Das System nutze Daten aus frei zugänglichen Datenbanken, aus denen abzulesen sei, wo am Himmel sich die Sonne zu einem bestimmten Zeitpunkt an einem bestimmten Ort befinde, sagt Lee.

Vorbild sind Wüstenameisen, die polarisiertes Licht nutzen, um zu ihren Nestern zurückzufinden. Diesen Mechanismus haben die vier Entwickler nachgebildet. "Wir kamen auf die Idee, ein Navigationssystem zu entwickeln, das auf dem Insektenauge basiert", sagt Lee.

Eine ähnliche Methode sollen die Wikinger vor über 1.000 Jahren genutzt haben, um über den Atlantik zu segeln: Mit sogenannten Sonnensteinen - Kalzit, Cordierit und Turmalin - haben sie mutmaßlich den Sonnenstand und damit auch den Kurs bestimmen können, auch wenn der Himmel bedeckt war.

Wie spät ist es genau?

Für die Bestimmung der Länge ist die genaue Uhrzeit nötig. "Die Idee ist, die Uhr auf dem Raspberry Pi zu haben, die regelmäßig aktualisiert wird, indem man das Gerät an den Computer anschließt", erklärt Lee. "Aber wir haben auch ein RTC Time Module mit dem Pi verbunden. Das ermöglicht uns, die Zeit zu überprüfen, wenn man die Updates bekommt, um die Uhr wieder auszurichten, wenn irgendwelche Fehler aufgetreten sind."

  • Das Navigationsgerät Aweigh ist dezentral und transparent. (Bild: Aweigh)
  • Als Inspiration dienten der Sextant und die Augen von Ameisen. (Bild: Aweigh)
  • Das System erfasst den Stand der Sonne und errechnet daraus die Position. (Bild: Aweigh)
  • Aweigh ist ein Bausatz, ... (Bild: Aweigh)
  • ... der unter anderem den Raspberry Pi umfasst. (Bild: Aweigh)
  • Das System ist Open Source. Wer kann und möchte, kann es sebst nachbauen. (Bild: Aweigh)
  • Seid kreativ: Nutzer sollen eigene Gehäuse entwerfen. (Bild: Aweigh)
  • Die Entwickler sehen viele verschiedene Anwendungen für ihr System. (Bild: Aweigh)
Das Navigationsgerät Aweigh ist dezentral und transparent. (Bild: Aweigh)

In puncto Genauigkeit kann Aweigh jedoch nicht mit den zentralistischen GNSS konkurrieren.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Aweigh ruhte 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4.  


pehy 30. Jun 2019

Ich habe die Sache jetzt noch nicht komplett gelesen und verstanden. Ist das ein System...

plutoniumsulfat 29. Jun 2019

Wie weit läufst du im Krieg, dass du die nicht mehr wiederfinden könntest?

plutoniumsulfat 29. Jun 2019

Hmm, so viel weiter wäre das auch nicht gewesen, wir reden whier von knapp 25...

Oktavian 29. Jun 2019

Kompliziert ist es, weil es relativ viele Einflussfaktoren gibt. Die Position der Sonne...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
20 Jahre Far Cry
Das deutsche Grafikwunder

Mit Far Cry feierte der deutsche Entwickler Crytek 2004 ein viel beachtetes Debüt. Kann der Südsee-Shooter auch 20 Jahre später noch beeindrucken?
Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

20 Jahre Far Cry: Das deutsche Grafikwunder
Artikel
  1. Softwareentwicklung: Events und APIs mit DDD entwerfen
    Softwareentwicklung
    Events und APIs mit DDD entwerfen

    Anforderungen an Software ändern sich schneller als je zuvor. Damit Entwickler da mitkommen, sollten sie Domain-driven Design nutzen. Wie das geht, zeigen wir an einem Beispiel.
    Von Annegret Junker

  2. KI-PCs: Microsoft erwartet von NPUs mindestens 40 TOPS
    KI-PCs
    Microsoft erwartet von NPUs mindestens 40 TOPS

    Der in Windows integrierte Copilot soll wesentliche KI-Funktionen künftig lokal auf der NPU und nicht mehr in der Cloud ausführen.

  3. Elektromobilität: Warum der Elektroauto-Hype erst anfängt
    Elektromobilität
    Warum der Elektroauto-Hype erst anfängt

    In den vergangenen Wochen konnte man den Eindruck gewinnen, als sei das Elektroauto schon abgeschrieben. Doch das scheint eine typisch deutsche Debatte zu sein.
    Eine Analyse von Friedhelm Greis

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Super Sale bei Alternate • MindStar: AMD Ryzen 9 7900 339€, MSI RTX 4080 Super Ventus 3X OC 1.099€ • Alternate: DeepCool LS520 76,89€, Corsair RM850x 2021 124,90€ und 750x 109,90€, ADATA 64-GB-Kit DDR5-6000 206,89€ • Gratis-Zugaben PS5 Slim & Nintendo Switch OLED beim TV-Kauf [Werbung]
    •  /