Frauen in der IT: Software-Entwicklung ist nicht nur Männersache
Frauen wollen gar nicht in der IT arbeiten? Quatsch, finden diese sieben Entwicklerinnen. Sie erklären, warum sich immer noch so wenige Frauen für Softwareentwicklung entscheiden und was man dagegen tun kann.
Wenn wir über Frauen in der IT schreiben, tauchen in unserem Forum einige Argumente immer wieder auf. Wir haben uns die häufigsten vorgenommen und hinterfragt: Stimmen sie?
- Frauen in der IT: Software-Entwicklung ist nicht nur Männersache
- ''Theorie? Von wegen!''
- Von Pantoffeln zur Poesie des Programmierens
- ''Weibliche Werte sind wichtig''
- Coderin und Influencerin
- App-Entwicklung mit Philosophie-Hintergrund
- Entmutigung als Ansporn
Diesmal: Frauen wollen doch eh nicht in der IT arbeiten.
TLDR: Stimmt nicht! Allerdings sind viele von ihnen nicht über ein klassisches Informatikstudium in ihren Beruf gekommen.
Eine in diesem Jahr zum Weltfrauentag veröffentlichte Studie des Branchenverbandes Bitkom hat erneut das Geschlechter-Ungleichgewicht in der Techwelt mit Zahlen belegt: Nach wie vor sind nur 17 Prozent der Mitarbeiter in IT-Unternehmen Frauen. Woher kommt diese geringe Anzahl? Und wie fühlen sich diese 17 Prozent?
Golem.de hat sieben Entwicklerinnen aus unterschiedlichen Bereichen dazu befragt. Die Frauen entwickeln erfolgreich Apps für internationale Fluglinien, bauen Webshop-Plattformen für Konzerne oder veranstalten in ihrer Freizeit ehrenamtlich Programmier-Workshops für Mädchen. Das Verblüffende: Fast alle sind Quereinsteigerinnen, kaum eine von ihnen hat klassische Informatik studiert. Gleichzeitig ist für sie alle klar: Technik ist keine Männersache.
Für die Backend-Entwicklerin Anita Schüttler ist Programmiererin ein guter Beruf für Frauen. Sie war schon in der Schule in ihrem Leistungsfach Mathematik vorn, wusste aber auch, dass sie sich als junge Frau mit dieser Wahl in der Minderheit befinden würde. "Das Bild, dass Mathe nichts für Mädchen sei, hatten damals viele stark verinnerlicht, auch ich", sagt sie. Das hielt Schüttler jedoch nicht davon ab, Medieninformatik zu studieren, nachdem sie im Berufswahlheft der Arbeitsagentur auf den Studiengang gestoßen war. Die 37-Jährige arbeitet seit knapp 15 Jahren in der Software-Entwicklung, seit neun Jahren entwickelt sie mit agilen Methoden E-Commerce im Backend für große Kunden bei der Firma Neuland – Büro für Informatik.
"Ich kam ohne jede Vorerfahrung ins Studium und musste erst mal lernen, 'informatisch' zu denken", erzählt sie. Will heißen: Sich ein grobes Vorgehen überlegen und das Problem dann Stück für Stück in seine Einzelteile zerlegen, um der Maschine exakt sagen zu können, was sie tun soll. Ein bisschen sei Programmieren so, wie eine Reise für ihre fünfköpfige Familie vorzubereiten. "Das ist auch immer erst mal eine riesige Aufgabe, also überlegen wir vorher, wer von uns in welchem Kontext welche Dinge braucht und woher wir die bekommen." Am Ende füge sich alles zu einer großen Packliste, die dann einfach von jemandem abgearbeitet werden könne.
Bei Neuland arbeitet sie mit ihrem Team und über 100 weiteren Menschen aus verschiedenen anderen Firmen daran, eine neue E-Commerce-Plattform für die 18 internationalen Marken des Klingel-Konzerns zu entwerfen. Zum Beispiel baut sie jene Seite des Shops, auf der sich der Kunde ein Produkt im Detail anschauen und sich für den Kauf entscheiden kann. Dafür programmiert sie in Scala oder Java.
Schüttler findet es schade, dass immer noch wenige Frauen Software-Entwicklerinnen werden. "Es ist ein Beruf, für den Frauen eigentlich sehr gut geeignet sind und der sich super mit dem Privatleben vereinbaren lässt. Man kann den Job zu jeder Zeit und von jedem Ort der Welt ausüben. Das ist ein großer Vorteil, wenn man etwa wie ich kleine Kinder hat und während der Elternzeit arbeiten möchte. Außerdem macht Programmieren echt Spaß!"
Letzten Herbst gründete Schüttler mit Kolleginnen eine Frauengilde, um sich firmenintern mit anderen Entwicklerinnen auszutauschen und Bewusstsein für Probleme im Arbeitsalltag zu schaffen. "Wir können uns gegenseitig unterstützen und Erfahrungen teilen, was sehr wertvoll ist. Als Gruppe versuchen wir auch, mit verschiedenen Aktionen Mädchen und junge Frauen zu erreichen, damit die vielleicht Interesse für den Beruf entwickeln."
Gründe für den Mangel an Frauen in der Informatik gibt es aus ihrer Sicht viele. "Aber das Fehlen von Vorbildern, vor allem aus dem persönlichen Umfeld, ist sicher eine der gewichtigeren Ursachen." Seit ihre Tochter vier Jahre alt ist, macht sie gelegentlich mit ihr Programmierspiele und wird so selbst zum Vorbild. "Jetzt erzählt mein Kind immer ganz stolz, dass es schon programmieren kann", sagt sie lachend.
''Theorie? Von wegen!'' |
Da kann ich mir nur anschließen. Danke für die Ausführung!
Auf der positiven Seite gebe ich dir absolut recht. Auf der negativen Seite, sehe ich...
"Wenn es Probleme gibt, muss man reden, man muss kommunizieren", so Lundemo. "Wenn im...
Das ist ein sehr schöner Schlussabsatz. Am Ende ist jeder für sich selbst verantwortlich...