Blade Shadow und Ghost im Test: Windows-PC streamen mit Hindernissen

Über das Internet einen vollwertigen Windows-PC streamen - kann das funktionieren? Golem.de testet Blade Shadow und die Konsole Shadow Ghost und ist gespalten: Einerseits funktioniert der Dienst unter Umständen sehr gut, andererseits hält er teils nicht, was er verspricht.

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Die Shadow Ghost sieht eigenwillig aus.
Die Shadow Ghost sieht eigenwillig aus. (Bild: Michael Wiezcorek/Golem.de)

Einen vollwertigen Windows-PC streamen und darauf spielen können: Diesem Konzept geht das französische Unternehmen Blade Group nach. Seit 2018 können Kunden mit Blade Shadow Ressourcen in der Cloud zu einem monatlichen Preis mieten und ihren eigenen Windows-Desktop nutzen, als stünde er in einem Zimmer zu Hause. Was auch Golem.de schon zur Einführung des Produktes begeistert hat: Den Shadow-Client gibt es für viele Geräte, etwa das eigene Windows-System, Android-Tablet oder iPhone.

Die Shadow Ghost ist die neue kleine Streamingbox, die den Streamingdienst ins Wohnzimmer bringen soll, ohne dass wir ein ungenutztes Gerät dazu verwenden müssen. Dass es nicht ganz so einfach ist, erfahren wir in unserem Test des neuen Produktes in Verbindung mit dem Streamingdienst. Die Idee ist genial, allerdings ist die Umsetzung noch ziemlich hakelig und mit viel Nachlesen verbunden. Das liegt teils am Streaming selbst und teils an der Hardware.

Ist das Kunst?

Die Shadow Ghost ist ein ziemlich außergewöhnlich designtes Produkt. Es sieht aus, wie ein modernes Opernhaus, nur das es eben mit 190 Gramm Gewicht und Maßen von 12,5 x 18 x 5 cm auf so ziemlich jeden Tisch passen sollte. Optisch weiß die kleine Box durchaus zu gefallen. Allerdings fühlt sich der dünne Kunststoff nicht unbedingt hochwertig an. Auch finden wir, dass die rote Status-LED in hell beleuchteten Räumen schwierig zu erkennen ist.

Das geringe Gewicht der Ghost bringt noch einige andere Probleme mit sich, etwa wenn wir daran HDMI-Kabel, Ethernet-Kabel und im schlimmsten Fall eine kabelgebundene Tastatur anschließen. Das schiere Gewicht der Kabel führt dazu, dass die leichte Konsole auf dem Tisch kippt.

Es wundert nicht, dass die Hardware so leicht ist. In der Kunststoffschale steckt ein speziell angepasster Kleinstrechner auf einer proprietären Platine. Darauf ist nur das Nötigste verbaut: etwa ein Rockchip RK3399, 2 GByte DDR3-RAM und 8 GByte Flash-Speicher. Alle Komponenten sind verlötet und daher nicht austauschbar. Das SoC muss lediglich das rudimentäre Linux-Betriebssystem auf dem Computer berechnen und ein Bild ausgeben können. Deshalb entscheidet sich der Hersteller wohl für dem im Ankauf preiswerten ARM-Chip. Das Netzwerkmodul führt einen Gigabit-Ethernet-Port nach außen, funkt aber auch nach dem WLAN-Standard Wi-Fi 5. Bei einem von der Verbindung stark abhängigen Dienst wie Shadow ist es ratsam, nur kabelgebundenes Ethernet zu verwenden.

  • Wegen der fehlenden Bluetooth-Unterstützung entsteht schnell Kabelsalat auf dem Couch-Tisch. (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • SHadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • Shadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • Bluetooth wird nicht erkannt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Quadro P5000 und acht Xeon-Kerne (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Nutzungsstatistik ist hilfreich.  (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Bandbreite können wir begrenzen.  (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Es werden maximal 120 Hz unterstützt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Bei krummer Auflösung entstehen Bildfehler (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Unser Shadow läuft mit Windows 10 Home. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Bluetooth wird nicht erkannt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • 256 GByte ist nicht wirklich viel Speicherplatz. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Selbst unter last taktet die CPU langsam. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Wichtig: Speichergeräte nur an USB 3.0 anschließen. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die USB-Übertragungsrate ist unterirdisch. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
SHadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)

Vollwertiger Gaming-Rechner für 30 Euro im Monat?

Wir müssen im Hinterkopf behalten, dass für die Shadow Ghost erst einmal 120 Euro anfallen und ein Shadow-Abonnement zwingend nötig ist. Je nach Vertragslaufzeit kostet das 30 bis 40 Euro im Monat. Ein sinnvolles Gegenargument bringt Shadow aber an: Die Ghost benötigt durch die minimale Hardware sehr wenig Strom, gerade im Vergleich zu einem Gaming-PC oder sogar zu einer Current-Gen-Konsole wie der Playstation 4 oder der Xbox One. Wir messen maximal 12 Watt. Dadurch sparen wir in der Theorie viel Geld am Jahresende, wenn die Stromrechnung fällig wird. Sicherlich gleicht das aber nicht die 360 Euro aus, die Blade Shadow in zwölf Monaten kostet.

Für das Geld stellt uns Blade eine ziemlich potente Maschine zur Verfügung. Wir erhalten acht virtuelle Intel-Xeon-E5-2667-v3-Kerne der Generation Haswell, 12 GByte RAM und eine Quadro-P5000-Grafikkarte von Nvidia, aber nur 256 GByte Massenspeicher. Dies lässt sich in etwa mit der Leistung einer Geforce GTX 1070 Ti oder einer Geforce RTX 2060 vergleichen. Dementsprechend können wir aktuelle Spiele wie Biowares Loot-Shooter Anthem in 4K-Auflösung und bei niedrigen Details auf etwa 35 Bildern pro Sekunde spielen. Kompetitive Spiele wie Counter Strike: Global Offensive laufen auch in 4K-Auflösung bei etwa 100 fps wesentlich besser.

  • Wegen der fehlenden Bluetooth-Unterstützung entsteht schnell Kabelsalat auf dem Couch-Tisch. (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • SHadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • Shadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)
  • Bluetooth wird nicht erkannt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Quadro P5000 und acht Xeon-Kerne (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Nutzungsstatistik ist hilfreich.  (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Bandbreite können wir begrenzen.  (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Es werden maximal 120 Hz unterstützt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Bei krummer Auflösung entstehen Bildfehler (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Unser Shadow läuft mit Windows 10 Home. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Bluetooth wird nicht erkannt. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • 256 GByte ist nicht wirklich viel Speicherplatz. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Selbst unter last taktet die CPU langsam. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Wichtig: Speichergeräte nur an USB 3.0 anschließen. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die USB-Übertragungsrate ist unterirdisch. (Bild: Oliver Nickel/Golem.de)
Shadow Ghost (Bild: Michael Wieczorek/Golem.de)

Diese Zahlen suggerieren bereits, dass sich eine Shadow-VM eher weniger für 4K-Gaming eignet. Gerade bei aktuellen Titeln müssen wir Details oft weit herunterstellen. Auch wenn wir das verkraften können, ist die Latenz bei 4K und 60 Bildern pro Sekunde extrem hoch. Kombinieren wir das mit einem recht träge reagierenden OLED-Fernseher wie unserem LG 55B7V-Z, dann stört die deutliche Eingabeverzögerung enorm - auch bei eingeschaltetem Game Mode. Zielen in Shootern wird dadurch zum Glücksspiel. Lediglich Couch-Coop-Spiele wie der Plattformer Broforce oder das Roguelike Enter the Gungeon liegen noch im akzeptablen Rahmen.

Das ist schade, da die Blade Group ihre Ghost-Konsole als Wohnzimmerhardware bewirbt. Das ist aber nicht der einzige Punkt, an dem das Produkt verwirrt.

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Ein reaktionsschneller Full-HD-Monitor ist Pflicht 
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Zetrix 25. Apr 2019

Die Session schließt nicht sofort, bei mir waren Fenster sogar Tagelang offen und auch...

gelöscht 13. Mär 2019

Weil es billig ist. Das ist so billig wie diese ganze Tuppertanten, wie die Herbal-Schei...

Jamz 08. Mär 2019

Auf was basiert den die Aussage des Artikel die Quadro P5000 ist in der Leistung mit...

My1 08. Mär 2019

also mit irgendwo 20 oder 25 hab ich genug spaß in 4k gehabt bei ner 32 mbit leitung mit...



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