Knoppix 8.5: Klaus Knoppers Live-Linux
Wie viel künstliche Intelligenz steckt in meiner Linux-Distribution Knoppix? Das erkläre ich am Samstag auf den 21. Chemnitzer Linux-Tagen.
Die neue Version 8.5 meines eigenen Linux namens Knoppix (Knoppers Unix System) stelle ich am Wochenende auf den 21. Chemnitzer Linux-Tagen vor. Knoppix fußt auf freier Software von Debian-GNU/Linux und ist so ausgelegt, dass es ohne Installation auf Festplatte von DVD, USB-Flashdisk oder übers Netzwerk fertig konfiguriert sofort läuft. Am Samstag beschäftige ich mich mit der künstlichen Intelligenz in der Distribution, am Sonntagmorgen hauptsächlich mit der Security und Privacy im häuslichen Raum - auch mit meinem neuen Knoppix in der Version 8.5.
Sie basiert in auf der Next-Generation-Version des Debian-Zweigs Testing (Codename Buster). Die Vorabzweige nutze ich in erster Linie wegen der neueren Grafikbibliotheken, die für aktuelle Hardware notwendig sind, und wegen der aktuellen Desktop-Programme. Um eine möglichst breite Hardwareunterstützung zu erreichen, verwende ich den Linux-Kernel 4.20.6 sowie Xorg 7.7. Als optisches Schmankerl und komfortable Erweiterung zur sehr flott startenden Desktopoberfläche LXDE dient der 3-D-Compositor Compiz 0.9.13.1 (Abbildung 1).
Bootoptionen als Notlösung
Normalerweise benötigt Knoppix keine Bootoptionen, um die vorgefundene Hardware inklusive Grafikkarte zu erkennen und das System optimal zu konfigurieren. Es enthält eine Art künstlicher Intelligenz, um je nach Situation zu entscheiden, welche Einstellungen zu einem Computer passen müssten, worüber es auf den Chemnitzer Linux-Tagen auch einen Vortrag gibt.
Die zunehmende Anzahl verschiedener Chipsätze, die nicht alle im Fehlerfall sauber aussteigen, sondern mitunter zum Aufhängen eines Softwaremoduls führen, macht es aber manchmal doch notwendig, das eine oder andere Feature oder eine einzelne Komponente - diagnostisch und vorübergehend - abzuschalten, um zum regulären Desktop durchzustarten oder das System näher zu untersuchen. Dazu tippt der Benutzer hinter dem Bootprompt (Abbildung 2) "knoppix64" (bei aktuellen 64-Bit-CPUs) oder "knoppix" (bei älteren 32-Bit-Computern) für den Linux-Kernel, gefolgt von den gewünschten Optionen.
Häufig verwendete Bootoptionen nennt gleich die Boot-Hilfe, abrufbar mit [F2] oder [F3], andere sind in der Textdatei KNOPPIX/knoppix-cheatcodes.txt aufgelistet. Klemmt etwa der Desktop, wenn der 3-D-Windowmanager Compiz starten soll, helfen oft die Bootoptionen "knoppix nocomposite" oder "knoppix no3d".
Hybrides USB-Image
Heute installieren die meisten Anwender Knoppix nach dem ersten Start auf einem USB-Stick (8 GByte oder größer, USB 3.0 empfohlen), statt immer von DVD zu starten. Version 8.5 kommt in Gestalt eines Hybrid-Image. Deshalb dürfen diese das DVD-Image mit dem Linux-Tool "dd" oder Etcher für Windows 1:1 auf einen USB-Stick kopieren. Der Stick ist automatisch bootfähig. Das Unterfangen ergibt insbesondere für die mittlerweile vielen Notebooks Sinn, die kein DVD-Laufwerk haben.
Wer dagegen ein DVD-Laufwerk in seinem Rechner hat, kann mit dem Programm "flash-knoppix" (Menü Knoppix|Knoppix auf Flash kopieren) bequem das DVD-Image auf einen USB-Stick flashen. Neben dem Flash-bedingten Geschwindigkeitsvorteil eröffnet sich Benutzern so auch die Möglichkeit, eigene Einstellungen sowie zusätzlich installierte Software persistent zu speichern. Flash-knoppix formatiert die erste Partition auf FAT 32 und damit schreib- und änderbar, inklusive der Bootoptionen in boot/syslinux/sysl*.cfg.
Achtung: Aufgrund der Eigenschaften des Hybrid-Layouts zeigen Computer, die UEFI als Bootverfahren eingestellt haben, die DVD zwar als UEFI-Laufwerk an, diese ist aber in der Regel nicht in diesem Modus bootfähig. Die auf USB-Stick kopierte Variante, egal ob per "dd" oder "flash-knoppix" erzeugt, ist dagegen sowohl UEFI- als auch Secure-Boot-fähig.
Eine versteckte Partition des Hybrid-Image beziehungsweise die FAT-32-Partition des per "flash-knoppix" erzeugten USB-Sticks beherbergt die für UEFI-Boot benötigten Dateien. Das per "flash-knoppix" voll beschreibbare System auf dem Ziel-USB-Laufwerk bietet zudem die Option, die im Zuge der Knoppix-Benutzung selbst angelegten persönlichen Daten automatisch zu verschlüsseln. So bleiben Zugangsdaten und Passwörter auf dem USB-Stick vor fremden Augen gut geschützt.
Lange Ausstattungsliste
Der größte Teil der Softwareinstallation bei Knoppix liegt mit einem eigenen Kernelmodul komprimiert in Form von Dateisystem-Overlays auf der DVD, um die Distribution sehr umfangreich und für ein Linux-Anwendungssystem repräsentativ gestalten zu können. Knapp 4.000 Debian-Softwarepakete passen so auf den Datenträger, zum Beispiel die vier Desktops LXDE, der schlanke Knoppix-Standarddesktop, Gnome 3 (Bootoption "knoppix64 desktop=gnome"), KDE 5 ("knoppix64 desktop=kde") und der barrierefreie Adriane-Desktop.
Außerdem dabei: Wine 4.0 als Pre-Release zum direkten Installieren und Ausführen von Windows-Programmen, Qemu-kvm 3.1 für die Paravirtualisierung, Clients für Owncloud und Nextcloud, der Tor-Browser, Chromium und Firefox ESR, Libre Office, Gimp, Blender, Freecad , Meshlab, Open Scad oder für Videos Kdenlive, Openshot, Photofilmstrip, Obs-studio und viele mehr.
Zum Autor: Knoppix-Erfinder Klaus Knopper, Dipl.-Ing. der Elektrotechnik, arbeitet als selbstständiger IT-Berater und Entwickler, ist Professor an der Hochschule Kaiserslautern und gibt Kurse zu freier Software. Angeregt durch Erfahrungen seiner blinden Ehefrau entwickelte Knopper die in Knoppix integrierte Lösung Adriane, die Blinden den Umgang mit Linux-PCs vereinfacht.
War als Antwort zu : https://forum.golem.de/kommentare/opensource/knoppix-8.5-klaus...
Also nicht eine, sondern zwei Wochen vor Weihnachten?
Hast Du denn schon aufgehört "bash" zu verwenden? Das ist ja auch ein Ein-Mann Projekt...
Was spricht dagegen die Ausgabe des Linux-Magazins zu kaufen? Die haben meist einen...