Innotrans: Die Schiene wird velosicher

Straßenbahnschienen sollen keine Radfahrerfalle mehr sein: Ein thüringisches Unternehmen hat ein System entwickelt, das die Rillen in Straßenbahnschienen verschließt. Die Bahn kann trotzdem darauf fahren.

Artikel veröffentlicht am ,
Velosicheres Gleis: Installation an neuralgischen Stellen
Velosicheres Gleis: Installation an neuralgischen Stellen (Bild: Werner Pluta/Golem.de)

Straßenbahnen sind in vielen Städten ein wichtiges Nahverkehrsmittel, das Passagiere von A nach B befördert. Beim pedalgetriebenen Individualverkehr hingegen sind sie weniger beliebt: Straßenbahnschienen sind eine Falle für Fahrradfahrer. Ein Unternehmen aus Thüringen stellt auf der Messe Innotrans ein System vor, um die Straßenbahnschiene fahrradsicher zu machen.

Dätwyler Sealing Technologies aus Waltershausen hat ein Gummiprofil entwickelt, das diese Rille schließt. Schon ist das Gleis velosicher. Auch Fußgänger sollen profitieren: Sie können in der verschlossen Rille nicht mehr umknicken. Allerdings ist es damit nicht getan. Schließlich muss auch die Straßenbahn die Schiene nutzen. Das Gummiprofil ist hohl und kann zusammengedrückt werden. "Das Gummiprofil federt so weit ein, dass es den Spurkranz aufnehmen kann und hat noch einen Sicherheitsbereich, um Fremdkörper aufzunehmen, einen Stein zum Beispiel", erläutert Matthias Klug, Head of Global Project Management bei Dätwyler, im Gespräch mit Golem.de.

Eine Metallkonstruktion hält wie ein Deckel das Gummiprofil und sorgt dafür, dass das Gummiprofil nicht verrutscht. Für Arbeiten an der Schiene würden Deckel und Gummiprofil abgebaut, sagt Klug. "Wenn man den Schienenunterhalt macht, kann man den kompletten Deckel mit dieser Gummikonstruktion herausnehmen, hat freien Zugang zu der Schienenbefestigung, könnte die Schiene tauschen, könnte die Schiene nachprofilieren, alles in der Nacht ohne großen Demontageaufwand."

Erstmals hat Dätwyler das System im Jahr 2013 in Zürich getestet - deshalb auch die Bezeichnung "velosicher". Dabei hätten sich einige Mängel gezeigt, weshalb das System noch einmal komplett überarbeitet worden sei. Die neue Version ist seit etwa einem Jahr bei einem Verkehrsbetrieb im Einsatz. Nach 220.000 Überfahrten gebe es so gut wie keinen Verschleiß. Im Straßenverkehr geht das Unternehmen von einer Haltbarkeit von zwei bis drei Jahren aus.

Es ist eher unwahrscheinlich, dass Verkehrsbetriebe das ganze Schienennetz mit dem System ausstatten werden. Es werde eher "an neuralgischen Punkten, die besonders gefährlich sind", installiert, sagt Klug. Das könnten beispielsweise Haltestellen sein, Bahnübergänge oder Kreuzungen, die Radfahrer mit einem Winkel von weniger als 30 Grad passieren müssen.

Die Gefahr besteht darin, dass das Rad, wenn es die Schiene in einem spitzen Winkel überquert, in der Rille der Schiene stecken bleibt. Beim Sturz kann sich der Radfahrer schwer verletzen - bis hin zu tödlichen Kopfverletzungen. In Berlin starb ein Radfahrer kürzlich, als er nach einem solchen Sturz von einem Laster überfahren wurde.

  • Das System in der Übersicht: Die Rille ist geschlossen, damit das Rad nicht darin hängen bleibt. (Bild: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Rad der Bahn quetscht das Gummiprofil. (Bild: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Gummiprofil im Querschnitt (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Das System in der Übersicht: Die Rille ist geschlossen, damit das Rad nicht darin hängen bleibt. (Bild: Werner Pluta/Golem.de)

Wie gefährlich Straßenbahnschienen für Radfahrer sind, zeigt eine Untersuchung der Universität von Knoxville im US-Bundesstaat Tennessee aus dem Jahr 2014: Über einen Zeitraum von zwei Monaten registrierten die Wissenschaftler 53 Unfälle von 13.247 Fahrradfahrern, was einer Quote von 0,4 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Der Ernst-Reuter-Platz in Berlin, ein großer, belebter Kreisverkehr mit mehreren Ampeln, gilt als ein Unfallschwerpunkt für Radfahrer. Dort beträgt die Quote der Fahrradunfälle 0,0018 Prozent.

Entsprechend groß ist das Interesse: Schon am ersten Tag der Messe habe das Unternehmen eine Reihe von Anfragen bekommen, erzählt Klug. Die meisten kamen von Verkehrsbetrieben, auch die Bahnbetreiber sind interessiert. Sie wollten das System in Werkstätten einsetzen, um Unfälle dort zu vermeiden.

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plutoniumsulfat 23. Sep 2018

Thread steht im Duden, deutsch11! :D

Eheran 23. Sep 2018

Du kannst die Frage gerne beantworten, wenn du die Antwort kennst? Meinen Wissensstand...

Eheran 22. Sep 2018

Das kannst du sicherlich auch irgendwie belegen bzw. argumentativ untermauern? Ich sehe...

plutoniumsulfat 22. Sep 2018

Und wenn das junge Mädel abends nicht nach Hause gelaufen wäre von der Disco.... Ist...



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