Facebook: Verschärfte Regeln für Politwerbung und beliebte Seiten
In der Debatte über eine mögliche Beeinflussung von Wahlen durch gezielte Werbung will Facebook mehr Transparenz erzwingen. Virale Kampagnen über anonyme Profile sollen ebenfalls erschwert werden.
Mit neuen Vorgaben für politische oder themenbezogene Anzeigen will Facebook die Einmischung in demokratische Wahlen bekämpfen. Jeder Kunde müsse künftig für das Schalten solcher Anzeigen verifiziert werden, sagte Facebook-Chef Mark Zuckerberg am Freitag in einem Blogbeitrag. Dazu müssten die Kunden ihre Identität und ihren Standort bestätigen.
Auch die Betreiber beliebter Facebook-Profile müssen künftig ihre Identität verifizieren. Zuckerberg will damit verhindern, dass solche Seiten mit falschen Accounts betrieben werden oder schnell viral wachsen können und dabei Falschinformationen und "spaltende Inhalte" verbreiten.
Mehr Transparenz bei politischen Anzeigen
Laut Zuckerberg sollen Werbekunden, die politische Anzeigen schalten, als solche zu erkennen sein und sie müssen angeben, wer für die Anzeigen bezahlt hat. Diese Funktionen sollen zunächst in den USA verfügbar sein, in den kommenden Monaten aber auch in anderen Teilen der Welt freigeschaltet werden. In Kanada soll für es für Facebook-Nutzer demnächst ein Tool geben, das alle von einer bestimmten Seite geschalteten Anzeigen auflistet. Weltweit soll dieses Werkzeug im Sommer zur Verfügung stehen. Zudem will das soziale Netzwerk eine Suchfunktion für frühere politische Anzeigen aktivieren.
Zuckerberg bezog sich in seinem Beitrag auf anstehende Wahlen in den USA, Mexiko, Brasilien, Indien und Pakistan. Eine seiner "Top-Prioritäten für 2018" bestehe darin, vor diesen Wahlen eine "positive Debatte zu unterstützen und Einmischungen zu verhindern". Nach den US-Präsidentschaftswahlen von 2016 hatte es Zuckerberg noch als "verrückte Idee" bezeichnet, "dass falsche News auf Facebook, die nur einen sehr geringen Anteil der Inhalte ausmachen, die Wahl auf irgendeine Weise beeinflusst haben könnten".
Tausende Mitarbeiter sollen Werbekunden checken
Nun will Facebook jedoch Tausende Mitarbeiter einstellen, um die Facebook-Seiten und Werbekunden zu überprüfen. Dies soll noch rechtzeitig vor den entscheidenden Wahlkampfphasen in diesem Jahr geschehen.
Nicht erwähnte Zuckerberg in diesem Zusammenhang die aktuelle Debatte über die Analysefirma Cambrigde Analytica, die sich unzulässigerweise die Daten von Millionen Facebook-Nutzern beschafft haben soll. Hier gibt es weiterhin unterschiedliche Angaben, was die Zahl der betroffenen Facebook-Mitglieder sowie die Nutzung der Daten betrifft.
Statt dessen bezog sich Zuckerberg mehrfach auf Russland und die russische Organisation Internet Research Agency (IRA). Erst zu Beginn dieser Woche hatte Facebook nach eigenen Angaben 70 Accounts auf Facebook sowie 65 auf Instagram geschlossen, die der IRA zugerechnet wurden. Zudem wurden 138 Seiten gesperrt.
Nutzer von Montag an informiert
Facebook will seine Nutzer von Montag an über die mögliche Weitergabe ihrer Daten an Dritte informieren. "Wir werden es jedem mitteilen, dessen Daten von Cambridge Analytica betroffen sein könnten", hatte Facebook-Geschäftsführerin Sheryl Sandberg in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg gesagt. Die Information soll ganz oben im Newsfeed von Facebook auftauchen.
Auch alle Apps, mit denen Nutzer auf Facebook verbunden sind, sollen dort in einer eigenen Mitteilung zu sehen sein. Es soll eine einfache Möglichkeit geben, diese Apps zu löschen, kündigte Sandberg an. Jüngsten Angaben zufolge könnten von der unrechtmäßigen Weitergabe an die Datenanalysefirma Cambridge Analytica weltweit bis zu 87 Millionen Nutzer betroffen sein, davon etwa 310.000 in Deutschland. In ganz Europa liegt die Zahl der Betroffenen bei etwa 2,7 Millionen. Das habe Facebook der EU-Kommission mitgeteilt, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters.
++ Zu mal die diskutierte Manipulation ja überhaupt nicht über klar erkennbare...