Ancestors Legacy angespielt: Mittelalter für Echtzeit-Strategen
Historisch mehr oder weniger akkurate Spiele sind angesagt, nach Assassin's Creed Origins und Kingdom Come Deliverance will nun auch Ancestors Legacy mit Geschichte punkten. Golem.de hat eine Beta des im Mittelalter angesiedelten Strategiespiels ausprobiert.
Heutzutage gilt Schwaben nicht als Gegend, die es in Sachen Abenteuer etwa mit Mittelerde aufnehmen könnte. Vor ein paar Hundert Jahren war das noch anders: Im 13. Jahrhundert zogen Raubritter durchs Land, plünderten die Bevölkerung aus und bauten Burgen. Erst der aus dem Geschlecht der Habsburger stammende König Rudolf I. machte dem Treiben ein Ende -und wir in Ancestors Legacy.
Das Echtzeit-Strategiespiel entsteht derzeit bei Destructive Creations in Polen. Das Entwicklerstudio genießt bislang nicht den allerbesten Ruf: Mit den beiden bisherigen Projekten Hatred und dem im Terroristenmilieu angesiedelten IS Defense haben die Macher für viele Diskussionen gesorgt. Ancestors Legacy zeigt zwar auch die ein oder andere bluttriefende Szene, das aber im halbwegs seriösen Kontext: Das Spiel will uns ins Mittelalter schicken, wo wir unter anderem mit Rudolf gegen Raubritter kämpfen.
Neben einem Multiplayermodus gibt es eine Kampagne, in der Spieler zuerst - als Teil des Tutorials - mit der Fraktion der Wikinger antreten. Danach dürfen wir zusätzlich zwischen Armeen unter deutscher, slawischer und angelsächsischer Führung wählen. Pro Fraktion gibt es zehn Missionen, die nach Angaben der Entwickler jeweils zwischen einer halben und einer ganzen Stunde dauern.
Wir probieren einen Einsatz aus, in dem wir zuerst mit dem Heer von Rudolf I. durch das schwäbische Hinterland ziehen und Stellungen der Raubritter angreifen und zerstören - der König reitet dabei übrigens mit in die Scharmützel. Danach folgt ein zweiter Abschnitt, in dem wir eine fiktive Figur namens Thomas steuern. Der ist eigentlich Bogenschütze, muss nun unter unserem Kommando alleine eine etwas größere Siedlung infiltrieren.
Dazu schicken wir ihn durch das Eingangstor und dann durch das hohe Gebüsch, bis er einen feindlichen Wachmann mit der Armbrust ausschalten und dann dessen Kleidung überstreifen kann - ein bisschen erinnert uns dieser Abschnitt übrigens an die klassische Taktik-Reihe Commandos.
Dank der Tarnung können wir uns dann halbwegs frei in der Siedlung bewegen: Die Zivilbevölkerung beachtet uns nicht weiter, nur um andere Wachleute müssen wir einen Bogen schlagen. Nachdem wir die Lebensmittelvorräte vergiftet, den Brunnen zerstört und dann auch noch ein Feuer gelegt haben, kehren wir zurück zu Rudolf - der Großangriff kann beginnen.
Wenn wir es richtig verstanden haben, gibt es in Ancestors Legacy eher größere Schlachten als kleine Einsätze wie den mit Thomas. Die Gefechte sind recht knallig in Szene gesetzt: Mit der optionalen Kriegskamera können wir etwa verfolgen, wie unsere Kavallerie mit Wucht in einen feindlichen Trupp reinrauscht oder wie Soldaten sich mit Schwertern und sonstigen Waffen malträtieren.
Nach Angaben der Entwickler sind die sichtbaren Treffer nicht grafisches Detail, sondern sie zählen tatsächlich: Jeder zieht beim Feind einen Lebenspunkt ab - und wenn die alle sind, stirbt die Einheit. Wenn Pfeile oder Bolzen aus Versehen einen eigenen Kämpfer treffen, richten sie ebenfalls den vollen Schaden an. Es ist also wesentlich, von vornherein das Vermeiden von "friendly fire" in seine Taktik einzubeziehen.
Flucht auf Tastendruck
Nett: Wenn Thomas oder eine andere Einheit zu starken Attacken ausgesetzt sind, können wir auf eine "Fliehen"-Taste im Bedienfeld rechts unten klicken. Mit einem Klick sprintet die Figur so schnell wie möglich etwa 100 Meter in Richtung Sicherheit, mit einem Doppelklick zieht sie sich zum Anfangspunkt des Missionsabschnitts zurück.
Beim Anspielen hat die Kampagne von Ancestors Legacy einen schön abwechslungsreichen Eindruck hinterlassen. Mit unseren Truppenverbänden - normalerweise steuern wir Gruppen, nicht Einzelpersonen - müssen wir nach Fallen im Wald suchen, Stellungen verteidigen oder angreifen, und auch eigene Siedlungen können wir in klassischer Aufbaumanier aus dem Boden stampfen.
Die Grafik auf Basis der Unreal Engine 4 wirkt relativ aufwendig, neben dynamischen Tag- und Nachtwechseln sowie wechselndem Wetter (nur im Multiplayermodus und in Missionen, zu deren Handlung es passt) wirken vor allem die Animationen gelungen. Ancestors Legacy soll am 22. Mai 2018 für Windows-PC erscheinen. Anfang 2019 soll eine stark angepasste Umsetzung für die Xbox One folgen.
Natürlich sind noch viele Fragen offen. Vor allem ist uns noch nicht ganz klar, wie historisch korrekt das Mittelalter im Spiel dargestellt wird. Unser Eindruck ist, dass sich die Destructive Creations etwas mehr Freiheiten herausnimmt als etwa ein Kingdom Come Deliverance. Nettes Detail: Nach Angaben der Entwickler gibt es für jede der vier Fraktionen eine eigene, thematisch passende Hintergrundmusik, die auf echten Instrumenten aus der damaligen Zeit eingespielt wurde.
Gut gepflegte Exemplare sicherlich.
Och wer wird denn das so Eng sehen. Kontroversen Spielen aus dem Weg zu gehen ist...