E-Ticket Deutschland bei der BVG: Bewegungspunkt am Straßenstrich

Ursprünglich behauptete der VBB einmal, dass Bewegungsprofile beim E-Ticket technisch unmöglich wären. 2015 wurden die BVG und andere dann erwischt, wie sie die Voraussetzungen schafften und schalteten ab. Zwei Jahre später gibt es Profile mit höherer Präzision. Schuld soll ein Dienstleister sein, dessen Arbeit die BVG nicht richtig prüfte.

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Die VBB-Fahrcard eines Kollegen mit platzierter Aktivität in der Kurfürstenstraße
Die VBB-Fahrcard eines Kollegen mit platzierter Aktivität in der Kurfürstenstraße (Bild: Andreas Sebayang/Golem.de)

Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) speichern wieder Bewegungspunkte auf dem E-Ticket Deutschland, mit denen sich oft binnen Minuten Bewegungsprofile erstellen lassen. Darauf wies uns ein Leser am 8. Dezember 2017 hin und lieferte auch gleich ein Log aus der Mytraq-App, die es für Android-Telefone gibt. Neben Transaktionen im Dezember und November samt eindeutiger Haltestellen-ID fanden sich auch Einträge vom Januar 2017 in der Liste.

Inhalt:
  1. E-Ticket Deutschland bei der BVG: Bewegungspunkt am Straßenstrich
  2. Bewegungsprofile auszulesen, dürfte kein Problem sein
  3. Die BVG prüft nicht richtig, was der Dienstleister macht

Nach dem Hinweis haben wir intern unsere Fahrcards überprüft und können das Verhalten bestätigen: Die letzten zehn Bewegungspunkte werden wieder auf den Karten gespeichert. Die BVG gibt die Schuld einem externen Dienstleister.

  • Das Transaktionslog der Fahrcard lässt ein detailliertes Fahrtenprofil zu. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Eine Auswahl unserer E-Tickets aus Hongkong (Octopus), Taiwan (iPASS und EasyCard), Shenzen (Shenzen Tong) und Shanghai (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Nicht ganz so bunt, aber immer noch Schick: Tap (LA), Ventra (Chicago), 2 x Clipper (Bay Area), Compass (San Diego), Opus (Montreal) und Orca (San Diego). (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • T-Money bemüht sich, mit niedlichen Karten samt Packung. Die rote Snapper-Card aus Wellington ist ebenfalls T-Money. Die AT-HOP-Card wird in Auckland eingesetzt. Unten: zwei E-Tickets aus Busan. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Chaos in Bangkok: die drei linken Karten sind zueinander inkompatibel. Viel Mühe gibt sich EZ Link aus Singapur (zwei Karten). Oben: Touch 'n' Go aus Kuala Lumpur. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Unsere Suica konnten wir sogar am Automaten personalisieren. Rechts darunter: Icoca (Kansai-Region) mit Hello-Kitty-Design für Touristen. Links: Okica für Okinawa. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Unsere Karwa Card aus Doha (links oben) und eine Kollektion aus Europa. Die grüne Karte stammt aus Helsinki. Eine Besonderheit: die Glasgow-Karte gehört zum ITSO-UK-System. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Helsinki, Valencia, Sevilla, Bangkok  und Lissabon geben Papiertickets mit Chip aus. Der Anhänger ist aus Seoul (T-Money). Durchaus vertreten: Magnetstreifensysteme (BCN/NYC). (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
Eine Auswahl unserer E-Tickets aus Hongkong (Octopus), Taiwan (iPASS und EasyCard), Shenzen (Shenzen Tong) und Shanghai (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)

Üblicherweise verwenden wir die Lesegeräte in den Bussen nicht, denn diese schreiben die Bewegungspunkte in das sogenannte Transaktionslog. Wir konnten aber innerhalb eines Tages mithilfe der Kollegen den ersten Bewegungspunkt erzeugen. Diejenigen, die mit dem Bus unterwegs waren, nutzten die Karte an den Lesegeräten. Nachdem wir die grundsätzliche Funktion bestätigt hatten, führten wir weitere Tests durch. Dabei stellte sich unter anderem heraus, dass eine von Mytraq als ungültig eingestufte, aber trotzdem funktionierende Karte keine Transaktionslogeinträge annahm. Dabei handelte es sich um ein Ticket, das auch das Berliner Umland beinhaltete (Tarif ABC).

Der Big-Brother-Award hat offenbar nichts genützt

Schon vor zwei Jahren war die BVG mit diesem Problem konfrontiert, als wir eine Recherche des Fahrgastverbandes vertieften, und erhielt dafür sogar den Negativpreis Big Brother Award. Der Verkehrsverbund Berlin Brandenburg schloss damals interessanterweise das Speichern von Bewegungsdaten als technisch unmöglich aus und unterstellte dem kritisch eingestellten IGEB, dass dieser dies nicht beurteilen könne.

Damals schaltete die BVG die Schreibfähigkeit schnell ab, informierte die Kunden aber nicht über den Fehler, der fast alle Abonnenten betraf. Da die Lesegeräte mit Schreibfähigkeit damals noch im Testbetrieb waren, wurden diese von Fahrgästen so gut wie nie genutzt. Mittlerweile hat sich das geändert, und die BVG hat offenkundig das Speichern von Bewegungspunkten still und heimlich wieder eingeführt.

Bewegungspunkt am Straßenstrich

Um genau nachzuvollziehen, wie Bewegungspunkte gespeichert werden, haben wir die Fahrcard eines Kollegen für den Tarif-Bereich A+B, also Berlin, ausgeliehen. Vor dem Bürogebäude bestiegen wir den ersten Bus: einen 265er, der uns näher an weitere Buslinien bringen sollte. Zunächst wurden wir enttäuscht. Der Eindecker hatte kein funktionierendes E-Ticket-Lesegerät. Der Busfahrer entschuldigte sich und bedankte sich zugleich für unseren Versuch, das E-Ticket zu prüfen. Die ID 100521, die für die Bushaltstelle vor unserem Büro steht, konnten wir also nicht setzen. Doch das war ein unglücklicher Zufall. Am Tage davor hatten wir den Punkt noch gesetzt.

  • Das Transaktionslog der Fahrcard lässt ein detailliertes Fahrtenprofil zu. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Eine Auswahl unserer E-Tickets aus Hongkong (Octopus), Taiwan (iPASS und EasyCard), Shenzen (Shenzen Tong) und Shanghai (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Nicht ganz so bunt, aber immer noch Schick: Tap (LA), Ventra (Chicago), 2 x Clipper (Bay Area), Compass (San Diego), Opus (Montreal) und Orca (San Diego). (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • T-Money bemüht sich, mit niedlichen Karten samt Packung. Die rote Snapper-Card aus Wellington ist ebenfalls T-Money. Die AT-HOP-Card wird in Auckland eingesetzt. Unten: zwei E-Tickets aus Busan. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Chaos in Bangkok: die drei linken Karten sind zueinander inkompatibel. Viel Mühe gibt sich EZ Link aus Singapur (zwei Karten). Oben: Touch 'n' Go aus Kuala Lumpur. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Unsere Suica konnten wir sogar am Automaten personalisieren. Rechts darunter: Icoca (Kansai-Region) mit Hello-Kitty-Design für Touristen. Links: Okica für Okinawa. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Unsere Karwa Card aus Doha (links oben) und eine Kollektion aus Europa. Die grüne Karte stammt aus Helsinki. Eine Besonderheit: die Glasgow-Karte gehört zum ITSO-UK-System. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Helsinki, Valencia, Sevilla, Bangkok  und Lissabon geben Papiertickets mit Chip aus. Der Anhänger ist aus Seoul (T-Money). Durchaus vertreten: Magnetstreifensysteme (BCN/NYC). (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
Das Transaktionslog der Fahrcard lässt ein detailliertes Fahrtenprofil zu. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)

Ein paar Stationen weiter stiegen wir aus und warteten auf den M48. Die Haltestellen-ID 100527 wurde korrekt erfasst, genauso wie die Uhrzeit. Wir fassten den Plan, dem Kollegen einen Bewegungspunkt an einem bekannten Straßenstrich der Stadt zu setzen, die Kurfürstenstraße. Wir stiegen kurz aus, schossen das Titelbild für diesen Artikel und stiegen in den nächsten Bus. Prompt war der Ort als ID 5201 abgespeichert. Wir fuhren etwas weiter und stiegen in die Induktionsbuslinie 204 um, die wir an der ID 54153 erreichten.

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Bewegungsprofile auszulesen, dürfte kein Problem sein 
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AntonZietz 20. Dez 2017

Dein verlinkter Artikel hat *nichts* mit diesem Fall hier zu tun. Einen der beiden...

EQuatschBob 18. Dez 2017

Es sind Magnetkarten, die man mit Bargeld an U-Bahnhöfen (subte) und Kiosks aufladen...

Haf 17. Dez 2017

Ich verstehe nicht so ganz, wie hier beim deutschen System insbesondere auf der...

Mini-Me 15. Dez 2017

Da Dan es nicht direkt gesagt hat mache ich es einmal: Ja auf einer EZ Link Karte wird...



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