Montagewerk in Tilburg: Wo Tesla seine E-Autos für Europa produziert

Tesla will 2018 eine halbe Million Elektroautos bauen. Dazu braucht das US-Unternehmen Fabriken auf anderen Kontinenten. Wir haben das Montagewerk im niederländischen Tilburg besucht. Kann es zur vollständigen Fabrik werden?

Artikel von Dirk Kunde veröffentlicht am
Tesla-Montage in Tilburg: Fast jeder Arbeitsschritt umfasst Handarbeit.
Tesla-Montage in Tilburg: Fast jeder Arbeitsschritt umfasst Handarbeit. (Bild: Dirk Kunde)

Bis auf das Quietschen der Reifen ist kaum etwas zu hören, dabei stehen wir in einer Autofabrik. Sauber, heller Boden, Grünpflanzen und viel Licht, das sind die ersten Eindrücke vom Tesla-Werk im niederländischen Tilburg. Wir sind mit einer exklusiven Gruppe unterwegs: Angeblich gehören wir zu einem sehr kleinen Kreis Journalisten, die durch die Werkshalle geführt werden. Tesla ist vorsichtig mit Besuchern.

Inhalt:
  1. Montagewerk in Tilburg: Wo Tesla seine E-Autos für Europa produziert
  2. Die Teile kommen per Schiff nach Europa
  3. Tesla braucht mehr Fabriken

Eine richtige Fabrik ist das Werk in Tilburg nicht: Hier werden die Elektroautos nicht komplett hergestellt, sondern aus vorgefertigten Teilen zusammengebaut - ein aufwendiges Verfahren. Die Reise der bis zu 2,5 Tonnen schweren Fahrzeuge ist teuer und dauert sechs Wochen. Für den Schritt in den Massenmarkt taugt diese Konstruktion daher nicht. Um wie geplant schon im kommenden Jahr die Zahl der ausgelieferten Autos zu verfünffachen, braucht Tesla neue Fabriken, in denen die Fahrzeuge komplett produziert werden, auch in Europa. Und dabei dürfte mehr Automatisierung nötig werden.

In Tilburg baut der Mensch die Maschine

In Tilburg umfasst derzeit jedoch fast jeder Arbeitsschritt Handarbeit. Roboter sind hier nicht zu sehen. Dafür spricht auch die hohe Mitarbeiterzahl von 400. Dabei redet Unternehmenschef Elon Musk immer von der "Maschine, die die Maschine baut". Gemeint ist eine hoher Automationsgrad in der Akku- und Autofertigung, denn nur so sind Effizienzsteuerungen und Kostenreduktionen möglich.

  • In Teslas Niederlassung in Tilburg werden die Fahrzeuge für Kunden in der  EU montiert. (Foto: Dirk Kunde)
  • In Tilburg fertigt Tesla das Model S ... (Foto: Dirk Kunde)
  • ... und das Model X. (Foto: Dirk Kunde)
  • Anders als in der US-Fabrik ... (Foto: Dirk Kunde)
  • ... wird in Tilburg viel Arbeit von Hand erledigt.  (Foto: Dirk Kunde)
  • Hier können bis zu 110 Autos am Tag fertiggestellt werden. (Foto: Dirk Kunde)
  • Die Halle ist etwa 45.000 Quadratmeter groß.  (Foto: Dirk Kunde)
  • Es gibt sogar Pflanzen. (Foto: Dirk Kunde)
  • Nach der Montage folgt die Qualitätskontrolle. Hier wird der Lack begutachtet.  (Foto: Dirk Kunde)
  • In dieser Kammer, Waschmaschine genannt, ... (Foto: Dirk Kunde)
  • ... wird geprüft, ob das Fahrzeug dicht ist. (Foto: Dirk Kunde)
  • Anschließend geht es auf die Teststrecke. (Foto: Dirk Kunde)
  • Die Teststrecke ist in der Halle - die Elektroautos emittieren ja keine Abgase. (Foto: Dirk Kunde)
  • Nach bestandenen Prüfungen stehen die Fahrzeuge zur Auslieferung oder zum Abholen bereit. (Foto: Dirk Kunde)
In Teslas Niederlassung in Tilburg werden die Fahrzeuge für Kunden in der EU montiert. (Foto: Dirk Kunde)

In Tilburg sind lediglich die Hubwagen automatisiert. Vom Entladebereich folgen sie in den Boden eingelassenen Metallstreifen und bringen die Fahrzeuge zur Montagestraße. Hier hängen die noch leeren Autos an einer Deckenschiene. An der ersten Station werden Räder und Hilfsachse abgebaut, sie dienten nur dem Transport in und aus dem Container. An der nächsten Station bauen Mitarbeiter Bremsen ein und verlegen die Kabelstränge. Nun folgt die Achse mit dem Elektromotor. Das Auto gleitet weiter und die Greifarme setzten es behutsam auf den Akku, der bereits an der nächsten Station wartet. Aktuell bietet Tesla nur die zwei Leistungsgrößen 75 und 100 Kilowattstunden an - deutlich mehr als in anderen Elektroautos.

Fotografieren ist nicht überall erlaubt

Den kompletten Überblick über die 45.000 Quadratmeter große Halle hat man von einer Fläche in der ersten Etage. Fotografieren dürfen wir hier nicht; Foto- und Filmaufnahmen sind nur an zwei Stellen gestattet. Die Vorsicht überrascht: Zum einen werden hier nur vorgefertigte Teile zusammengesetzt, zum anderen nehmen niederländische Käufer ihre Elektrofahrzeuge in genau dieser Halle in Empfang. Die Autos stehen mit eingeschaltetem Licht zur Enthüllung unter grauen Tüchern. Gegenüber befindet sich eine große Glasscheibe, die den Blick auf die Montagestraße freigibt. Die Neuwagenbesitzer erhalten auf Wunsch sogar eine Führung durch das Werk.

Immerhin wird hier oben klar, woher das Quietschen stammt. Die fertigen Elektroautos drehen Runden auf einer Teststrecke, die aufgrund fehlender Abgase durch die Halle führen kann. Auf 750 Metern testen die Fahrer Beschleunigung und Bremsen der Model S und X. Ihr wichtigstes Werkzeug sind jedoch die eigenen Ohren: Klappert noch etwas? Mehrere hundert Meter der Strecke weisen Unebenheiten auf. Am Ende der Strecke wird gewendet, auf dem blanken Boden quietschen die neuen Reifen. Ist alles in Ordnung, verlässt der Wagen die Strecke und geht in die finale Aufbereitung, inklusive Duftspray für den Innenraum. Stimmt irgendetwas nicht, wird auf Stellplätzen neben der Teststrecke nachgebessert.

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