Automated Valet Parking: Lass das Parkhaus das Auto parken!
Enge Kurven, knappe Parkplätze und Dellen in der Tür: Parken im Parkhaus kann ein Ärgernis sein. Aber nicht mehr lange. Bosch und Mercedes haben ein System entwickelt, mit dem sich das Auto im Parkhaus selbst abstellt. Die beiden Unternehmen haben das Automated Valet Parking in Stuttgart vorgestellt. Wir sind mitgefahren.
Erst einmal passiert nichts. Gerade hat ein Bosch-Mitarbeiter auf seinem Tablet auf den blauen Button mit der Aufschrift Park gedrückt. Wir sitzen zu dritt in der schicken schwarzen E-Klasse von Mercedes: ein weiterer Mitarbeiter von Bosch auf dem Beifahrersitz und zwei Passagiere hinten. Der Fahrersitz ist leer. Trotzdem startet das Auto auf einmal, setzt sich in Bewegung, lenkt, fährt eine Rampe hinauf und setzt schließlich einen Stock höher rückwärts in eine Parklücke. Wie von Geisterhand gesteuert.
- Automated Valet Parking: Lass das Parkhaus das Auto parken!
- Die Infrastruktur steuert das Auto
- Infrastrukturbasiertes Konzept statt Autonomes Fahren
- Der Testbetrieb soll Anfang 2018 beginnen
Geisterhaft ist hier jedoch nichts. Stattdessen spielen technische Systeme, mit denen Bosch das Parkhaus im Mercedesmuseum in Stuttgart ausgestattet hat, und solche im Auto zusammen: Die Infrastruktur steuert das Fahrzeug zu einem freien Parkplatz. Automated Valet Parking nennen der Zulieferer und der Automobilhersteller ihr Parksystem, das Autofahrern das lästige Kurven durch enge, volle Parkhäuser abnehmen soll - und das schon recht bald.
Das Parken wird mit dem Smartphone gestartet
Der Vorgang ist denkbar einfach: Der Fahrer stellt sein Fahrzeug in einer Drop-off-Zone vor dem Parkhaus ab und schließt es ab. Er öffnet auf seinem Smartphone die Park-App, startet den Parkvorgang und geht gemütlich zum Einkaufen, ins Kino oder ins Theater. Nach der Vorstellung geht er in die Pick-up-Zone des Parkhauses und ruft das Auto per App wieder herbei. Das fährt dann - möglicherweise sogar gewaschen und mit Einkäufen beladen - vor.
Bisher ist ein solcher Luxus eher den Reichen vorbehalten: In manchem Luxushotel übernimmt es ein Angestellter, das Fahrzeug des Gastes abzustellen. Das war wohl auch das Vorbild - Valet heißt Diener - für das System, das den Luxus, das Auto nicht mehr selbst abstellen zu müssen, in absehbarer Zeit vielen Autofahrern zugänglich machen soll.
Wer parkt schon gern
"Die Kundenvorteile liegen, denke ich, auf der Hand: Das Einparken ist für viele jetzt nicht die Lieblingsbeschäftigung. Das ist am Ende eher lästig, man weiß nicht, ob es von Erfolg gekrönt ist und kann oftmals auch Besseres mit seiner Zeit anfangen", sagt Michael Hafner, Leiter Entwicklung automatisiertes Fahren und aktive Sicherheit bei Mercedes Benz, im Gespräch mit Golem.de.
Weitere Vorteile: Nicht jeder Autofahrer beherrscht es, zwischen dicht stehenden Autos oder knapp an einem Betonpfeiler vorbei die Parklücke richtig zu treffen oder die Tür vorsichtig und nicht zu weit zu öffnen; davon zeugen Streifen an den Pfeilern und oft genug Dellen in der Tür. Zudem fühlen sich viele in Parkhäusern unwohl.
Umgesetzt wird das automatisierte Parken im Zusammenspiel von Auto und Infrastruktur, wobei letztere klar entscheidet.
Die Infrastruktur steuert das Auto |
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