Amateur-Hörspiele: Drei Fragezeichen, TKKG - und jetzt komm' ich!

Viele Kassettenkinder des vergangenen Jahrtausends sind heute selbst Hörspielmacher. Menschen aus ganz Deutschland schreiben gemeinsam Skripte, sprechen, schneiden, mischen ab. Dass Amateure dabei zu einem ziemlich professionellen Ergebnis kommen, ist auch dem Internet zu verdanken.

Ein Bericht von Richard Diesing veröffentlicht am
Der Cutter Joky One bei der Arbeit
Der Cutter Joky One bei der Arbeit (Bild: Joky One)

Sie verdienen kein Geld, haben dafür aber umso mehr Arbeit. Der Lohn ist ein Ergebnis, von dem sie nur träumen konnten, als sie als Kind auf dem Kassettenrekorder Geschichten einsprachen. Im Internet ist in den vergangenen Jahren eine Szene entstanden, die eine neue Diversität der Hörspiele verspricht - abseits von Verkaufszahlen. Die Macher sind Amateure, ihre Produkte wie die Serien Zukunfts-Chroniken oder Studis Clan jedoch erreichen teilweise durchaus das professionelle Niveau etablierter Serien.

Inhalt:
  1. Amateur-Hörspiele: Drei Fragezeichen, TKKG - und jetzt komm' ich!
  2. Wenn die eigenen Figuren lebendig werden
  3. Wir können machen, was wir wollen

Erdacht wurden die Zukunfts-Chroniken von Frank Hammerschmidt. Er ist gelernter Industriekaufmann und hat schon in seiner Jugend eine Faszination für Hörspiele entwickelt. In seiner Kindheit in den 1970er Jahren habe es, so erzählt er, noch nicht viel anderes gegeben: "Das Fernsehprogramm bestand am frühen Nachmittag aus dem Testbild, vor 16 Uhr gab es da nichts". Wenn er nicht draußen mit Freunden spielte, saß er in seinem Zimmer und hörte Die Gruselserie und Geisterjäger John Sinclar - oder nahm Hörspiele mit Freunden auf. Die beschränkten sich aber meistens darauf, sich mit dem Kassettenrekorder aufzunehmen und etwas frei einzusprechen.

2009 entdeckte er dann die nichtkommerziellen Hörspiele für sich, erst als Hörer, später als Autor. Zusammen mit dem Cutter Joky One entwickelte er die Serie Zukunfts-Chroniken, eine Science-Fiction-Serie. Jede Folge erzählt eine andere Geschichte.

Eine Million Hörspieldownloads

Mitstreiter suchte er in dem Internetforum Hoertalk, in dem Hobbyautoren, -sprecher und -tonleute aus ganz Deutschland zueinander finden. Gegründet hat das Forum 2007 Dennis Künstner, der selbst ein Hörspiel machen wollte. "In meinem Freundeskreis gab es niemanden, der Interesse daran gehabt hätte, ein Hörspiel aufzunehmen. Also suchte ich im Internet nach Interessierten", erzählt er.

  • Ein Hörspiel-Drehbuch von Frank Hammerschmidt (Bild: Frank Hammerschmidt)
  • Hörspielautor Frank Hammerschmidt bei der Arbeit (Bild: Frank Hammerschmidt)
  • Hörspielautor Frank Hammerschmidt (Bild: Frank Hammerschmidt)
  • So erfolgreich wie Die drei ???, deren Sprecher Kultstatus haben, sind die Amateure meist nicht - dafür fühlen sie sich freier als die Profis. (Bild: Michael Radtke/CC BY-ND 2.0)
  • Der Cutter Joky One bei der Arbeit (Bild: Joky One)
Ein Hörspiel-Drehbuch von Frank Hammerschmidt (Bild: Frank Hammerschmidt)

Auf der ebenfalls von ihm gegründeten Webseite Hoerspielprojekt.de erscheinen mittlerweile die Veröffentlichungen, seit der Gründung sind es schon über 150. Die Webseite zählt bereits eine Million Hörspieldownloads. Die beliebtesten Hörspiele haben auf Youtube mehr als 100.000 Aufrufe, der Kanal der Internetseite hat 13.000 Abonnenten. Immer neue Nutzer registrieren sich - manche mit mehr, manche mit weniger Erfahrung.

Der Spaß, hohe Stimmen tief zu machen

Der Anfang sei allerdings etwas holprig gewesen, erzählt Künstner. Die Idee des Forums sei gewesen, dass jeder von zu Hause aus seinen Text aufnehmen könne. Knapp zehn Gleichgesinnte waren es zunächst. "Es gab am Anfang zum Beispiel aber keine älteren Stimmen, weswegen wir entweder Skripte passend schreiben mussten oder alternativ die Stimme beim Sprechen etwas gedrückt wurde. Das klingt natürlich auch etwas albern, aber hat uns dafür umso mehr Spaß gemacht."

Seit diesen Anfängen des Portals ist viel passiert. Die Community hat sich im Laufe der Jahre die verschiedenen Bereiche erarbeitet, die man für ein vernünftiges Hörspiel braucht: von Technik über Software bis hin zu einem strukturierten Ablauf der Produktion. Vor allem bei der Audiobearbeitung hat sich einiges verändert. Früher sei man oft umständliche Wege gegangen, weil man es nicht besser wusste, sagt Künstner. "Mit mehr Erfahrung ist dann doch einiges leichter und besser geworden." Durch kostenlose Tutorials zu verschiedenen Themen, wie zum Beispiel Audiosoftware, kann sich heutzutage jeder in solche Programme einarbeiten. Durch Learning by Doing zum eigenen Hörspiel.

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Wenn die eigenen Figuren lebendig werden 
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Ellerbrok 28. Jun 2017

Hey, was soll diese Abwertung?

Lapje 22. Jun 2017

Ich bin als Kind damals schnell wieder ausgestiegen, weil es mir irgendwann mal zu blöd...

MickeyKay 21. Jun 2017

Hier findest eine Übersicht über alle aktuell laufenden Hörspiele im Radio: http://www...

cyberdynesystems 21. Jun 2017

Ich glaube eher, dass nicht das Internet sondern der enorme Preisverfall von bezahlbarem...



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