3D-Druck bei der Bahn: Mal eben einen Kleiderhaken für 80 Euro drucken

Wie repariert man eigentlich einen Zug? Wenn es nach der Deutschen Bahn geht, sollen dabei künftig Lagerhallen voller Ersatzteile unwichtiger werden. Das Unternehmen ist überzeugt: Das Ersatzteil der Zukunft kommt aus dem 3D-Drucker.

Artikel von veröffentlicht am
Aus dem 3D-Modell entsteht eine Kopfstütze.
Aus dem 3D-Modell entsteht eine Kopfstütze. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Ein kaputter Mantelhaken am Fenster, ein gebrochener Klemmenkasten am Motor oder eine zerstörte Vorrichtung, die bei schlechter Witterung Sand vor die Radreifen streut, damit der Zug schneller zum Stehen kommt - bei der Bahn geht im laufenden Betrieb so einiges kaputt. Und die Teile müssen schnell ersetzt werden, was bei einem großen und diversen Fuhrpark eine echte Herausforderung ist. "Ich muss jeden Tag dafür sorgen, dass die Adler-Lok läuft, genauso wie unser neues Flaggschiff, der ICE 4", sagt der Chef der Instandhaltungstochter der Bahn, Uwe Fresenborg. Manches Rollmaterial sei bis zu 60 Jahre lang im Einsatz, viele Zulieferer halten so lange nicht durch. Die Lösung: 3D-Druck.

Inhalt:
  1. 3D-Druck bei der Bahn: Mal eben einen Kleiderhaken für 80 Euro drucken
  2. 15.000 Teile bis 2018
  3. Meist keine Prüfung durch Eisenbahnbundesamt notwendig

Die Deutsche Bahn will künftig mehr Ersatzteile selbst herstellen, sich damit von Zulieferern unabhängiger machen und in vielen Fällen auch Kosten sparen. In den Räumen des Berliner 3D-Druck-Startups Big Rep haben Fresenborg und seine Kollegin Stefanie Brickwede, Projektleiterin 3D-Druck bei dem Unternehmen, die Pläne vorgestellt.

"Für die Instandhaltung unserer Fahrzeuge brauchen wir sofort lieferbare Ersatzteile. Unsere Züge sollen rollen", sagt Fresenborg. Wenn ein Zug wegen fehlender Ersatzteile einen Tag lang ausfalle, sei das "fast unbezahlbar", weil die Bahn ihr Qualitätsversprechen nicht halten könne und die Kunden verärgert seien.

  • Die Ersatzteile für die Bahn werden auch mit dem Big-Rep-Drucker hergestellt. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Kopfstützen aus dem 3D-Drucker (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Der Druckvorgang (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Vom Modell zum fertigen Ergebnis (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Bei einigen Teilen müssen noch Hilfsverstrebungen entfernt werden. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Hinweisschilder in Brailleschrift (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Stefanie Brickwede und Uwe Fresenborg von der Deutschen Bahn (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Stefanie Brickwede und Uwe Fresenborg von der Deutschen Bahn (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Dabei kommt es auch auf Kleinigkeiten an, wie zum Beispiel Mantelhaken am Fenster. "Wenn Sie morgens in den Zug einsteigen und Ihren Mantel nicht aufhängen können, dann sind Sie verärgert - zu Recht", sagte Fresenborg.

Wenn die Kundenzufriedenheit am Haken hängt

Ein solcher Haken ging nach Angaben von Fresenborg bei einem sehr alten Reisewagenmodell kaputt, der ursprüngliche Zulieferer stellte die Haken aber nicht mehr her. Oft sind Zulieferer auch einfach insolvent und stehen daher nicht für Nachlieferungen zur Verfügung.

In solchen Fällen soll nun der 3D-Druck helfen. Das ursprüngliche Teil wird eingescannt, am Rechner nachbearbeitet und dann, je nach Teil, mit dem passenden Druckverfahren hergestellt. Das ist für sich gesehen nicht unbedingt preiswert - der bei der Veranstaltung gezeigte Haken soll die DB etwa 80 Euro gekostet haben, aber eben deutlich schneller und effizienter, als neue Formen für den Spritzguss herzustellen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
15.000 Teile bis 2018 
  1. 1
  2. 2
  3. 3
  4.  


Apfelbrot 25. Mai 2017

Weil sie indirekt davon profitieren wenn es ausgebildete Experten für diesen Bereich...

VigarLunaris 24. Mai 2017

Ich baue viel zuhause - überproportional viel! Aktuell Projekt : ein Sichtschutz. Was...

xxtesaxx 20. Mai 2017

Ach herrjemine, jetzt muss ich ja doch noch mal was hier schreiben, dabei wollte ich das...

Füchslein 17. Mai 2017

Stimme zu. Im Winter ist es natürlich kritisch, sobald die erste Schneeflocke die...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Worst-Case-Szenario tritt ein
Cloudanbieter geht durch Hackerangriff pleite

Cyberkriminelle haben im August 2023 die Systeme von Cloudnordic verschlüsselt. Nun existiert der dänische Cloudanbieter nicht mehr.

Worst-Case-Szenario tritt ein: Cloudanbieter geht durch Hackerangriff pleite
Artikel
  1. Nachfolger von Windows 10: Das sind Gründe für und gegen Windows 11
    Nachfolger von Windows 10
    Das sind Gründe für und gegen Windows 11

    Das Supportende von Windows 10 rückt näher und Windows 11 bietet sich als Alternative an. Wir finden Argumente für und gegen den Wechsel.
    Eine Analyse von Oliver Nickel

  2. Elektrische G-Klasse angeschaut: Wendig wie ein Panzer, schwerer als ein Rolls Royce
    Elektrische G-Klasse angeschaut
    Wendig wie ein Panzer, schwerer als ein Rolls Royce

    Der elektrische G 580 von Mercedes-Benz ist so schwer wie der Cybertruck. Zwar beherrscht der Geländewagen eine Panzerwende, kann aber noch keinen Anhänger ziehen.
    Ein Bericht von Friedhelm Greis

  3. Preiserhöhung: Verbraucherzentrale lädt zur Sammelklage gegen Vodafone ein
    Preiserhöhung
    Verbraucherzentrale lädt zur Sammelklage gegen Vodafone ein

    Der VZBV will, dass Kabelnetz- und DSL-Kunden von Vodafone ihr Geld zurückerhalten. Das Klageregister beim Bundesamt für Justiz ist eröffnet, die Teilnahme ist kostenlos.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MacBook Air über 200€ günstiger • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Galaxy S23 400€ günstiger • MindStar: Radeon & Geforce-Grafikkarten zu Tiefstpreisen • Anker USB-Ladegeräte -45% • MSI MEG 342CDE OLED 999€ • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /