XYZprinting Nobel 1.0a im Test: Wie aus einem Guss

Kunstharzdrucker sind die Referenz, wenn es um gute Qualität bei 3D-Druckern geht. Das ist auch beim verhältnismäßig günstigen Nobel 1.0A von XYZprinting der Fall, der selbst Kleinteile präzise baut. Die Materialkosten und der Reinigungsaufwand sind aber ein Problem.

Ein Test von und veröffentlicht am
Der Nobel 1.0a nimmt für seinen großen Druckraum nicht viel Platz ein.
Der Nobel 1.0a nimmt für seinen großen Druckraum nicht viel Platz ein. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Sehr zur Freude der Endanwender werden 3D-Drucker immer preiswerter. Obwohl der Filamentdrucker, bei dem Kunststofffilament (beispielsweise PLA oder ABS) erhitzt und gestapelt wird, noch immer vorherrschend ist, werden Stereolithographie-Drucker wie der Nobel 1.0A immer beliebter. Grund ist schlicht die bessere Druckqualität - von der sich Golem.de im Test des Druckers überzeugen konnte. Ganz stressfrei ist 3D-Printing mit dem Gerät jedoch nicht.

Der Nobel 1.0A verwendet für den Druck ein flüssiges Kunstharz, das durch Licht aushärtet. Der fotosensitive flüssige Kunststoff wird mit Hilfe von direkter Bestrahlung mit einem Laser binnen Sekundenbruchteilen schichtweise ausgehärtet. Diese Form des 3D-Drucks nennt sich Stereolithographie, abgekürzt SLA oder STL. Auf diese Weise entsteht auch bei der maximal möglichen Schichthöhe von 0,1 Millimetern ein weitaus glatteres und sorgfältiger gearbeitetes Druckstück als bei einem PLA-Drucker.

Der Nobel 1.0A kommt fast komplett vormontiert bei uns an. Lediglich die Haube müssen wir zusammenbauen, was allerdings schnell geht. Die Abdeckung ist wichtig, da sie keine UV-Strahlung durchlässt. Tageslicht würde das Kunstharz im Becken des Druckers langsam aushärten lassen, was es für den Druck unbrauchbar macht. Entsprechend können wir eingefülltes Harz einfach im offenen Harzbecken belassen und müssen es nicht nach jedem Druck entfernen - angesichts der noch zu beschreibenden Reinigungsschritte eine praktische Sache.

Vor dem ersten Einsatz des Druckers müssen wir die Transportsicherung entfernen und den Drucker kalibrieren. Dies geschieht über Anweisungen auf dem kleinen Display des Druckers, die uns genau sagen, was zu tun ist. Dadurch ist die Einstellung schnell vorgenommen.

Kopfüber in das Harzbad

Anders als bei herkömmlichen PLA-Druckern wird beim Nobel 1.0A das zu fertigende Stück kopfüber gedruckt. Dabei wird es an einer absenkbaren Metallplatte nach oben gezogen; der Druck erfolgt entsprechend vom Fuß des Druckstückes zur Spitze hin. Die Schichten des Drucks werden in der vom Nutzer bestimmten Schichthöhe hinzugefügt, indem der Laser genau so viel Harz aushärtet, wie die Druckvorlage es erfordert. Dafür wird die Metallplatte vom Drucker in ein Becken abgesenkt, das mit dem Kunstharz gefüllt ist; der Drucker füllt selbstständig Kunstharz über ein Schlauchsystem ein. Der Laser beleuchtet anschließend die erste Schicht; dann hebt der Drucker die Platte ein Stück an und fährt mit der folgenden Schicht fort. So baut der 3D-Printer nach und nach schichtweise das Druckstück zusammen.

  • Der XYZ Nobel 1.0a hat einen großen Druckraum. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Druckergebnisse sind exzellent, ... (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... auch kleinteilige Objekte können präzise gedruckt werden. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Über das LCD-Bedienfeld können wir Einstellungen vornehmen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ohne die Haube druckt das Gerät nicht. Das Harzbecken ist schnell sehr dreckig. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • 500 ml Harz sind im Lieferumfang enthalten. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Fertige Drucke kleben kopfüber an der Druckplatte. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • In der Software können wir mehrere Dateiformate importieren. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Software kann automatisch Stützen generieren. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Objekte lassen sich drehen, skalieren oder verschieben.  (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Software zeigt Informationen zum Objekt und dessen Druckausmaße an. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
Fertige Drucke kleben kopfüber an der Druckplatte. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Der Nobel 1.0A kann mit einer minimalen Schichthöhe von 0,025 mm drucken, maximal sind 0,1 mm möglich. Die geringste Schichthöhe ist jedoch nur bei Druckstücken bis zu einer Höhe von 50 mm möglich. Der Laserpunkt des Druckers ist 130 Mikron groß. Der Druckraum ist mit maximalen Abmessungen von 128 mm x 128 mm x 300 mm angenehm groß.

Ganz so reibungslos, wie die Beschreibung des Druckvorgangs klingt, ist er allerdings nicht immer. Wir hatten einige Male das Problem, dass unser Druck nicht an der Metallplatte haften blieb. Dadurch hebt der Drucker das Stück nicht wie vorgesehen schrittweise an; das führte dazu, dass alle Schichten auf einer Ebene in der Kunstharzschale ausgehärtet wurden. Am Ende erhielten wir daher beispielsweise anstelle eines Würfels nur einen dünnen Kunststofffilm. Manche Nutzer vermuten in verschiedenen Internetforen, dass das Harz von XYZprinting zu dick sei.

Für den Nutzer ist es leider nicht sofort ersichtlich, ob das Druckstück an der Trägerplatte haften bleibt oder nicht. Die Haube, die während des Drucks aufgesetzt sein muss, ist so stark abgedunkelt, dass wir kaum durchschauen können. Erst wenn der Druck weiter fortgeschritten ist, lässt sich auch von draußen erkennen, ob der Print tatsächlich etwas geworden ist.

Die Haube verhindert, dass das Harz durch normales Tageslicht langsam aushärtet - das ist sinnvoll, da wir auf diese Weise das Harzbecken nicht nach jedem Druck reinigen müssen. Stattdessen können wir die Flüssigkeit einfach im Drucker lassen. Nehmen wir die Haube während des Druckes ab, unterbricht der Nobel 1.0A den Druckvorgang. Dann lässt sich zwar überprüfen, ob das Druckstück an der Platte klebt; wir haben dann aber in einigen Fällen verformte Endresultate erhalten, weshalb wir davon abraten.

Reinigung mit Alkohol verspricht Erfolg

Die Ausfallrate scheint uns allerdings merklich niedriger, wenn wir die metallene Trägerplatte vor jedem Druck sehr gründlich mit hochprozentigem Alkohol reinigen. Dann erhalten wir zwar immer noch keine hundertprozentige Garantie, dass unser Druck auch etwas wird, die Erfolgsrate ist aber viel höher. XYZprinting empfiehlt zum Entfernen des Harzes Alkohol mit einem Gehalt von mindestens 75 Prozent, wir empfanden Brennspiritus als eine günstige und gute Lösung.

  • Der XYZ Nobel 1.0a hat einen großen Druckraum. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Druckergebnisse sind exzellent, ... (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... auch kleinteilige Objekte können präzise gedruckt werden. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Über das LCD-Bedienfeld können wir Einstellungen vornehmen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ohne die Haube druckt das Gerät nicht. Das Harzbecken ist schnell sehr dreckig. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • 500 ml Harz sind im Lieferumfang enthalten. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Fertige Drucke kleben kopfüber an der Druckplatte. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • In der Software können wir mehrere Dateiformate importieren. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Software kann automatisch Stützen generieren. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Objekte lassen sich drehen, skalieren oder verschieben.  (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
  • Die Software zeigt Informationen zum Objekt und dessen Druckausmaße an. (Screenshot: Oliver Nickel/Golem.de)
Ohne die Haube druckt das Gerät nicht. Das Harzbecken ist schnell sehr dreckig. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Mit Alkohol müssen auch die fertigen Drucke behandelt werden, um überschüssiges Harz zu entfernen - schließlich kommt der fertige Druck direkt aus dem Harzbad. Praktischerweise liefert der Hersteller ein hohes Frischhaltegefäß aus Kunststoff und einen passenden Deckel mit - wer ein größeres benötigt, kann einfach eine beliebige Frischhaltedose nehmen. XYZprinting rät dazu, den Behälter mit Alkohol zu füllen und das fertige Druckstück für zehn Minuten hineinzustellen.

Diese Methode halten wir nach unseren Tests auch für die beste; die Alternative, die Prints mit Alkohol zu überschütten und abzureiben, ist zum einen umständlicher, zum anderen weniger gründlich. Außerdem verschwenden wir damit schlicht zu viel Alkohol. Den Deckel haben wir immer auf dem Gefäß gelassen, da die Spiritus-Kunstharzmischung im Laufe der Zeit einen beißenden chemischen Gestank verbreitet - zur Freude der Kollegen im Büro. Das Druckergebnis ist den Aufwand aber in jedem Fall wert.

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My1 02. Jun 2017

da wundert mich warum man das "starke zellgift" überhaupt trinkt... ich bin laie in dem...

bazoom 30. Mai 2017

Danke für die Infos und das Angebot mit dem Probedruck! So wichtig ist es nicht, ich...

wd.meyer 30. Mai 2017

Vermutlich wird ein 405 nm Laser verwendet? Gibt es Möglichkeiten an den...

My1 30. Mai 2017

wäre man interessant wie gut das teil mit extrem kleinen Lücken klarkommt... https://www...



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