Mesh- und Bridge-Systeme in der Praxis: Mehr WLAN-Access-Points, mehr Spaß

Eine neue Generation von WLAN-Mesh- und -Bridgesystemen ist verfügbar. Wir haben uns die Systeme von Devolo (Gigagate), Linksys (Velop), Netgear (Orbi) und Ubiquiti (Amplifi) mehrere Wochen in der Praxis angeschaut. Zur Erhöhung der Reichweite hat uns vor allem der Neuling der Branche begeistert, trotz Einschränkungen.

Ein Praxistest von veröffentlicht am
Mesh- und Bridge-Systeme helfen bei der WLAN-Abdeckung.
Mesh- und Bridge-Systeme helfen bei der WLAN-Abdeckung. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Wenn es um den Aufbau eines Heim-WLANs geht, ist spätestens seit der Einführung der 5-GHz-Technik (802.11a/n/ac) mit Reichweitenproblemen zu rechnen. Das ist der Preis für die höheren Geschwindigkeiten. Lösungen gibt es viele, sie haben jedoch alle ihre Schwächen. Setzt man etwa einfach zwei Access Points mit identischer SSID-Konfiguration und unterschiedlichen Kanälen auf, ist ein Kabel nötig, das Roaming wird dem Client überlassen. Verwendet man Repeater-Systeme, die kein Kabel brauchen, gibt es dafür Bandbreitenprobleme. Vollwertige WLAN-Controller, welche die Clients unter Kontrolle haben, erreichen vernünftiges WLAN-Roaming, kosten aber leicht einen vierstelligen Euro-Betrag. Die neuen Mesh- und Bridge-Systeme sollen als leicht aufzusetzendes Paket einige Vorteile der Einzellösungen bringen - mit möglichst wenigen Nachteilen.

  • Anschlüsse des Linksys Velop (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Devolos Gigagate hat nur einen Gigabit-Anschluss. Links ist der ausfahrbare Fuß zu sehen. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Interface des Amplifi-Systems (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Leitungsstatistiken ... (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... und Anschlussbelegung sind leicht erreichbar. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Wer will, kann die Box auch als Uhr verwenden. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Nutzungsstatistik (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Anschlüsse des Amplifi-Systems (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Antenne ist magnetisch am Stecker befestigt und beweglich. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Das Velop-System ist recht klein ... (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... und fällt als Router kaum auf. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Größenvergleich von Amplifi, Velop und Gigagate (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Hier ist vorne die Gigagate-Basis zu sehen. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die wird eigentlich hochkant aufgestellt. Die Füße können, müssen aber nicht ausgefahren werden. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
Größenvergleich von Amplifi, Velop und Gigagate (Foto: Martin Wolf/Golem.de)

Bei den hier im Praxistext befindlichen Systemen werden mehrere Access Points drahtlos auf einem dedizierten Kanal verbunden. Dabei gibt es Mesh-Systeme, die per Daisy Chaining mehrere APs miteinander verbinden, sternförmige Systeme und Bridge-Systeme. Es gibt daher nur entfernungsbedingte Bandbreitennachteile. Diese Kombination gab es bisher nicht zu einem bezahlbaren Preis. Wir haben uns vier Systeme angeschaut, die teils sehr unterschiedliche Ansätze haben.

Devolos Gigagate vs. Linksys' Velop vs. Netgears Orbi vs. Ubiquitis Amlifi

Devolo Gigagate ergänzt einen vorhandenen WLAN-Router und ist als Bridge-System sehr günstig. Hier wird von der Basis ein WLAN aufgebaut, das der Satellit nutzt und dort mit einer eigenen WLAN-SSID weitergibt. Die anderen Geräte sind zugleich Router: Linksys' Velop-System arbeitet mit kleinen autarken Einheiten im Daisy-Chain-Mesh. Sprich jeder Access Point kann mit jedem anderen kommunizieren. Fällt einer aus, sucht sich das Signal von der Routereinheit bis zum Client einfach einen neuen Weg. Es gibt auf Wunsch also eine interessante WLAN-Redundanz, die wir aber nicht getestet haben. Sie ist eher eine Option für kleine Büros.

Das gilt auch für Netgears voluminöses Orbi-System, allerdings erst mit einem demnächst anstehenden Update. Derzeit arbeitet das System noch sternförmig, jeder Satellit braucht also eine Verbindung zur Routerbasis. Besonders spannend ist Ubiquiti Amplifi, das vieles anders macht als die Konkurrenz. Auch dieses ist ein sternförmiges Mesh-System. Die sternförmigen Systeme haben den Nachteil, dass die Reichweite nur einmal vergrößert werden kann. Das Velop-System müsste hingegen über mehrere Dutzend Einheiten verlängert werden können. Qualcomm sagte uns dazu, dass vor allem die Latenz leidet, nicht aber die Bandbreite, sofern nicht Clients unterwegs welche abzweigen.

Für unseren Test haben wir eine Wohnung in einem Mietshaus ausgewählt, deren zwei Etagen nachträglich durch eine Treppe verbunden wurden - eine anspruchsvolle Umgebung für WLAN. Mit bisherigen Routerlösungen haben die Bewohner es nicht geschafft, mit einem Router im unten gelegenen Wohnzimmer auch die obere Etage abzudecken, weder im 5- noch im 2,4-GHz-Band. Ein Großteil der oberen Etage hat keinen Empfang, selbst mit Notebooks mit außergewöhnlich guten Antennen. Deswegen ist in die obere Etage ein Kabel gelegt worden.

Unsere Mesh- oder Bridge-Systeme sollten eine WLAN-Abdeckung auch in der oberen Etage ermöglichen, schließlich sind sie stationär, und Beamforming sollte sein Übriges tun. Die gute Nachricht vorneweg: Tatsächlich gelang allen Testkandidaten die Verbindung nach oben, mit allen Mesh-Systemen konnten WLAN-Verbindungen aufgebaut werden, die zuvor nicht möglich waren - manchmal allerdings nur auf dem 2,4-GHz-Band, mit entsprechenden Einschränkungen im Durchsatz.

Durchsatztests sind nicht übertragbar

Für unseren Test haben wir uns vor allem auf die Zuverlässigkeit und Bedienbarkeit in der Praxis konzentriert, die Bandbreite bestimmt der Anwender durch die Aufstellung der Geräte. Durchsatztests haben wir nicht durchgeführt, da die Ergebnisse kaum auf andere Wohnungen übertragbar wären. Allerdings können wir etwa die qualifizierte Vermutung anstellen, dass ein System nicht für anspruchsvolle Umgebungen ideal ist, das nur auf dem 2,4-GHz-Band eine Verbindung aufbaut. Auf der anderen Seite ist eine langsame Verbindung immer noch besser als gar keine, wenn der Signalweg zum Beispiel durch eine plötzlich geschlossene Tür blockiert wird.

Bezüglich der Durchsatzgeschwindigkeit ist zudem zu bedenken, dass diese immer ein Kompromiss ist. Will der Anwender einen weiten Bereich abdecken, wird der Abstand zwischen den WLAN-Einheiten höher, was eine Reduzierung der Bandbreite bedeutet. Stehen die Einheiten näher zusammen, hat der Anwender zwar Bandbreite, aber nicht überall Empfang. Manchmal sind den Geräten zudem Grenzen gesetzt, die durch deren Form bestimmt werden.

Betonen möchten wir auch, dass die Systeme nie parallel im Betrieb waren. Die Gefahr einer Störung wäre zu groß gewesen. Damit liegen zwischen den ersten und den letzten Einsätzen jeweils einige Wochen Abstand. Im Detail hat so ein langer Test gewisse Nachteile, da wir nicht ausschließen können, dass sich in der Praxis in der Nachbarschaft durch konkurrierende WLAN-Systeme Störungen ergaben. Unsere Systeme liefen aber weitestgehend störungsfrei, wie etwa unser erster Testkandidat von Ubiquiti.

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Der Neuling: Ubiquitis Amplifi ist angenehm einzurichten und zu bedienen 
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Winchester 23. Jun 2017

Leider sind die 5 GHz Treiber in OpenWRT und LEDE noch nicht so gut das man darüber...

as (Golem.de) 23. Jun 2017

Hallo, nicht mal annähernd. ;) Wenn man bedenkt, dass es vier Produkte sind, ist das noch...

rainer_zufall 15. Jun 2017

Verstehe nicht ganz warum in diesem Szenario so auf Mesh gepocht wird. Wenn in allen...

as (Golem.de) 15. Jun 2017

Hallo, das wird so leider nicht offen kommuniziert. Und selbst wenn, dann bleibt noch das...



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