Spielen mit HDR ausprobiert: In den Farbtopf gefallen

Die Fernseher-Hersteller bewerben High Dynamic Range als Revolution. Mehr Details, mehr Farben, mehr Kontrast soll es geben. Wir haben aktuelle Videospiele mit HDR ausprobiert.

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HDR an und aus abfotografiert (Foto: Michael Wieczorek)
HDR an und aus abfotografiert (Foto: Michael Wieczorek) (Bild: Golem.de (Foto: Michael Wieczorek))

Kostspielig ist es, dieses High Dynamic Range (HDR). Neben 4K ist es das primäre Feature, das TV-Hersteller wie Samsung, Panasonic oder LG heute bewerben. Besitzer von Playstation 4, Xbox One S oder einem modernen PC, die ihre Videospiele in HDR zocken möchten, benötigen einen HDR-fähigen Fernseher. Die Preise für ein solches Modell beginnen bei rund 1.000 Euro und reichen bis in Regionen von 8.000 Euro für eine 65-Zoll-große OLED-Variante.

Inhalt:
  1. Spielen mit HDR ausprobiert: In den Farbtopf gefallen
  2. Die Kehrseite der HDR-Medaille
  3. Eingabeverzögerung und Fazit

HDR-Displays und Projektoren sind deutlich heller als bisher übliche und liefern bessere Schwarzwerte. HDR ermöglicht eine realistischere Darstellung von Lichtquellen und Farben (dank der Nutzung des neuen Farbraums REC2020). Das bedeutet, dass gute HDR-Displays auf einen Farbraum von 10-Bit (1.024 Stufen pro Farbkanal) zugreifen können statt der bisher üblichen 8-Bit (256 Stufen pro Farbkanal).

Doch nicht nur die Hardware muss stimmen, auch die Spiele müssen HDR unterstützen. Aktuell können das noch nicht viele - weniger als ein Dutzend. Wir haben uns auf der Xbox One Gears of War 4 und Forza Horizon 3 sowie auf der Playstation 4 Uncharted 4, Ratchet & Clank, The Last of Us Remastered und Infamous Second Son angesehen.

Im Folgenden wollen wir anhand dieser Titel erklären, wie groß der Unterschied zwischen Standard Dynamic Range (SDR) und HDR in der Praxis ist und in welchen Szenen die neue Technologie glänzen kann. Ein paar Dinge haben uns sogar geärgert.

Wichtig: Wir besprechen in diesem Artikel explizit den neuen Videostandard HDR zur Signalübertragung und nicht High Dynamic Range Rendering (HDRR), wie es in Computerspielen bereits seit einem Jahrzehnt zum Einsatz kommt.

  • Gears of War 4 (HDR)
  • Gears of War 4 (SDR)
  • Gears of War 4 (Splitscreen-Modus im Spiel)
  • Last of Us Remastered (SDR)
  • Last of Us Remastered (HDR)
  • Last of Us Remastered (SDR)
  • Last of Us Remastered (HDR)
  • Forza Horizon 3 (SDR)
  • Forza Horizon 3 (HDR)
  • Ratchet & Clank (HDR)
  • Ratchet & Clank (SDR)
Ratchet & Clank (HDR)

Die technischen Vorreiter

Fangen wir mit den Klassenbesten an. Ratchet & Clank auf der Playstation 4 und Gears of War 4 auf der Xbox One nutzen HDR vorbildlich. Sobald HDR auf der Konsole, dem Fernseher und dem Spiel aktiviert ist, wirken die Farben intensiver und der erhöhte Kontrast zwischen hellen und dunklen Bereichen sorgt für ein plastischeres Gesamtbild. Die Figuren heben sich dadurch etwas stärker von der Spielwelt ab. Die Bildwirkung ist überzeugender dreidimensional.

Die intensiven Farben werden aber nicht erschummelt. Im Direktvergleich mit einem 4K-SDR-Bildschirm wirkt das HDR-Bild nicht so, als hätte man die Farbsättigung am Fernseher voll aufgedreht. Bei Ratchet & Clank ist sogar das Gegenteil der Fall. Das HDR-Bild sieht im Vergleich zu SDR natürlicher und ausgewogener aus. Das graue Metall der Gebäude oder auch Ratchets rotbraunes Fell wirken in SDR plötzlich sichtbar überzeichnet. Es ist auch nicht möglich, den stärkeren Farbton des HDR-Bilds in einer Weise durch Kalibrierung und Optimierung der Optionen am SDR-Bildschirm nachzustellen. Das leuchtende Grün der Schleim-Monster zum Beispiel kann unser SDR-TV einfach nicht anzeigen.

Um den HDR-Effekt am schnellsten sichtbar zu machen, lohnt sich immer der direkte Blick in die Sonne oder an einen blauen Himmel mit ein paar Wolken. Beide Spiele zeichnen mehr Details am Horizont, die Sonne selbst ist heller und kann auf HDR-Bildschirmen mit LCD-Technik und einer hohen Leuchtkraft sogar blenden.

Gears of War 4 bietet in den Optionen als einziger Titel im Aufgebot einen Splitscreen-Modus an, bei dem links das Bild mit HDR und rechts mit SDR angezeigt wird. Das Ergebnis täuscht etwas, da das SDR Bild im Splitscreen deutlich matter angezeigt wird, als wenn wir tatsächlich HDR komplett abschalten. Dennoch zeigt dieser Splitscreen-Modus effektiv, wo mit HDR mehr Grafikdetails sichtbar werden können.

Reflexionen der Sonne an Rüstungen oder auch auf den fleischig-glänzenden Körpern der Monster werden in SDR oft als große einheitlich weiße Flecke dargestellt. In HDR werden Reflexionen in mehr Nuancen gezeichnet. Das Innere der Spiegelung ist immer noch komplett weiß. Der Übergang zum weniger stark belichteten Teil offenbart aber zuvor nicht sichtbare Details, beispielsweise Kratzer im Lack der Rüstung oder Narben auf dem Körper der Monster.

Lobenswert: Gears of War 4 bietet die unabhängige Einstellung von Schwarz- und Weißwert in den Optionen. Abhängig vom TV-Modell mussten wir unterschiedliche Maximalwerte kalibrieren, um jeweils den größtmöglichen Dynamikumfang zu bestimmen. Auf diese Weise lässt es sich auch vermeiden, von Lichtquellen "geblendet" zu werden. Die Konfigurationsregler wünschen wir uns künftig in allen Titeln.

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Die Kehrseite der HDR-Medaille 
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JIMMANN 07. Aug 2018

Beim Windows oder Mac können Sie einfach und schnell Bilder heller machen. Es gibt viele...

guenguer 31. Jan 2018

Wieso.,mir geht es eigentlich genauso :-) Wenn der billigste TV beim Aldi oder Lidl...

0mega42 20. Mär 2017

Echtes HDR auf einem echten HDR Display macht das dargestellte Bild echter. Den von dir...

Anonymouse 14. Dez 2016

Interessant. Vielen Dank für die Mühe :)



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