E-Bikes: Ein neues Rad für Amerika

Anders als in Europa und Asien sind Elektrofahrräder in den USA noch kein Verkaufsschlager. Dabei könnten sie durchaus eine Alternative für den schlechten ÖPNV und aggressive Taxidienste wie Uber sein.

Ein Bericht von veröffentlicht am
Das Elektrofahrrad Delite Touring von Riese & Müller
Das Elektrofahrrad Delite Touring von Riese & Müller (Bild: Friedhelm Greis/Golem.de)

Der sportliche Rennradfahrer im blauen Radlerdress ist empört: "Das ist Betrug!", ruft er keuchend, als auf dem steilen Weg zum Twin Peak bei San Francisco eine Gruppe von E-Bikern locker an ihm vorbeifährt. Dabei nutzen die Fahrräder doch gar keine Schummel-Software wie im Dieselskandal, sondern lediglich Akkus und Antriebe aus dem Hause Bosch. Was in Deutschland weit verbreitet ist, löst in den USA immer noch einen kleinen Kulturschock aus. E-Bikes könnten aber auch dort für Pendler eine Alternative zu Autos und öffentlichen Verkehrsmitteln sein.

Inhalt:
  1. E-Bikes: Ein neues Rad für Amerika
  2. Rechtliche Hürden für E-Bikes

Anders als in Europa haben Elektrofahrräder in den USA derzeit nur einen Anteil von einem Prozent an den verkauften Fahrrädern. Die Marktforscher von Navigent Research rechnen mit rund 150.000 verkauften E-Bikes in diesem Jahr. Zum Vergleich: Allein in Deutschland werden in diesem Jahr nach Prognosen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) rund 560.000 Pedelecs verkauft. In ganz Europa sind es etwa zwei Millionen. Langfristig könnte jedes dritte neu verkaufte Fahrrad in Europa ein E-Bike sein.

Fahrrad kaum als Transportmittel genutzt

Von solchen Prognosen sind die USA noch weit entfernt. Das hat verschiedene Gründe: Zum einen werden Fahrräder dort in erster Linie als Sport- und Freizeitgeräte und nicht als Transportmittel gesehen. Für den Weg zur Arbeit werden sie kaum genutzt. Während in Deutschland laut Fahrradmonitor 2015 jeder zweite mehrmals im Monat sein Fahrrad als reines Transportmittel verwendet, liegt der Anteil in den USA nur bei zehn Prozent. Einer inoffiziellen Übersicht zufolge gibt es derzeit etwa 360 geschützte Radwege in US-amerikanischen Städten. Kein Wunder, dass die Menschen lieber mit dem Auto zur Arbeit fahren.

  • Der Radshop The New Wheel wirbt am autofreien Sonntag in San Francicso für seine E-Bikes. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Das von Golem.de gefahrene S-Pedelec von Riese & Müller verfügt über zwei Akkus. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Der Antrieb Performance Line von Bosch ist für sportliche Fahrer gedacht. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Über den Bordcomputer können verschiedene Stufen der Unterstützung eingestellt werden. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
  • Karen Wiener in ihrem E-Bike-Laden in San Francisco (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)
Der Radshop The New Wheel wirbt am autofreien Sonntag in San Francicso für seine E-Bikes. (Foto: Friedhelm Greis/Golem.de)


In San Francisco gibt es immerhin mehr als 300 Kilometer Radwege. Allerdings lauert hinter jeder Straßenecke ein steiler Hügel, der mit einem normalen Fahrrad nur mit großer Anstrengung zu erklimmen ist. E-Bikes könnten es gerade dort ermöglichen, das Zweirad als alternatives Transportmittel zu etablieren. Denn auch in der früheren Hippie-Hochburg genießt der öffentliche Nahverkehr keinen guten Ruf.

Alle fahren nur noch mit Uber

Das liegt aber nur zum Teil daran, dass die Oberleitungsbusse in den engen Straßen nicht gut vorankommen. Trotz oder vielleicht wegen der Nähe zum Silicon Valley ist die lokale Transportbehörde SFMTA beispielsweise nicht in der Lage, eine eigene Fahrplanauskunft anzubieten. Was bei den viel gescholtenen Berliner Verkehrsbetrieben (BVG) seit Jahren zuverlässig funktioniert, haben die SFMTA oder die Valley Transportation Authority VTA an Google ausgelagert. Mit dem Ergebnis: Buslinien fahren zum Teil nicht dort ab, wo Google Maps es anzeigt und die angegebenen Fahrtzeiten haben mit der Realität wenig zu tun. An Bushaltestellen kann es passieren, dass sich die Wartenden gegenseitig fragen, wo denn die angezeigten Busse tatsächlich abfahren.

Wenig erstaunlich, dass die Antwort auf die Frage, wie man im Silicon Valley oder San Francisco von A nach B kommt, stets lautet: "Take an Uber." Der Mitfahrdienst scheint die Personenbeförderung zumindest in Kalifornien schon weitgehend okkupiert zu haben. Trotz eines aktuellen Quartalsverlusts von 800 Millionen US-Dollar steht Uber bei Investoren hoch im Kurs, weil es zur weltweit führenden Mobilitätsplattform aufsteigen könnte. Entsprechend selbstbewusst legt sich das Unternehmen gerade mit den Behörden in Kalifornien an, da es in San Francisco seine selbstfahrenden Autos ohne Genehmigung testen will.

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Rechtliche Hürden für E-Bikes 
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ernstl 28. Dez 2016

Fände ich auch. Ich habe ein MTB mit Motor. Vorwärts komme ich natürlich auch ohne. Das...

Paule 27. Dez 2016

Ein 250 Watt eBike in den USA für 5.600 Dollar? Kauft dort wer so ein teures Import...

DerVorhangZuUnd... 27. Dez 2016

Ich habe in Amerika einen Bußgeld bezahlen müssen, weil ich rückwärts geparkt hatte. Mit...

DerVorhangZuUnd... 27. Dez 2016

Die Kräfte bei einem Aufprall auf ein stehendes Objekt reichen ab ca. 30 km/h aus um...



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