Garamantis: Vorsicht Vitrine, anfassen erwünscht!

Museen und Ausstellungen werden zu interaktiven Erlebniswelten. Wir haben einen Blick in die Ausstellungszukunft geworfen und auch unter die Haube geguckt. Mancher PC-Gamer könnte dabei neidisch werden.

Ein Bericht von veröffentlicht am
Interaktive Vitrine
Interaktive Vitrine (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Museen haben in den vergangenen Jahren deutlich aufgerüstet. Es reicht längst nicht mehr aus, ein altes Artefakt in eine Vitrine zu setzen und ein kleines Schildchen mit einer zweizeiligen Erklärung daneben zu stellen. Stattdessen sollen neue, vielfältige Präsentationsformen den Besucher in seinen Bann ziehen und ihn zum Spielen mit dem Ausstellungsobjekt animieren. Doch was steckt hinter den interaktiven Installationen? Um diese Frage zu beantworten, haben wir das Unternehmen Garamantis besucht. Dabei waren wir überrascht, wie manche scheinbare Zauberei ein cleveres Zusammenspiel von Low- und Hightech ist.

Technik wird magisch

Inhalt:
  1. Garamantis: Vorsicht Vitrine, anfassen erwünscht!
  2. Magie erfordert Rechenpower
  3. Museumswärter wird zum Sysadmin

"Je mehr Technik wir einsetzen, umso unsichtbarer wird sie", antwortet Oliver Elias etwas mysteriös auf unsere Frage, ob er und seine Kollegen von Garamantis die Technik um ihrer selbst willen in Museen und Ausstellungen bringen wollen. Doch der Widerspruch ist einfach aufzulösen: Statt die Technik klassisch mit einem zentralen Bedienungsfeld, Tastatur oder Touchpad zu steuern, dient das ganze Objekt als Benutzeroberfläche. Gleichzeitig erkennt das Objekt seine Umwelt und kann auf die Bewegungen und Gesten der Benutzer reagieren. Wenn versteckte Sensoren und Aktoren die Tastatur ersetzen, wird aus einem schnöden Computer eine scheinbar magische Kiste.

Um solche magischen Kisten zu bauen, haben Elias und Marcus Dittebrand 2014 ihre Firma gegründet. Die beiden Tüftler haben sich bei gemeinsamen Projekten für die Ars Electronica kennengelernt, einer weltweit anerkannten Institution für Medientechnologien und -kunst. Später kam noch Andreas Köster dazu. Gemeinsam entwickeln und bauen sie interaktive Installationen für Museen und Ausstellungen, aber auch für Unternehmen, zum Beispiel für Messen.

Die Vitrine wird modernisiert

Sie zeigen uns zwei Demonstrationsobjekte: Eine Vitrine mit einer Tontafel, wie sie auch in jedem Museum stehen könnte, und einen großen Tisch mit eingelassenem Monitor. Auch der wirkt auf uns zuerst nicht besonders revolutionär.

  • Bereitwillig zeigen uns Marcus Dittebrand und Oliver Elias die Technik des interaktiven Tisches. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Eine Kamera erfasst Dokumente, welche in die Ecken gehalten werden. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Ganz versteckt am Boden befindet sich ein Lidar. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Vitrine wirkt zuerst wenig spektakulär. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Wird die Glasscheibe berührt, beginnt das Innenleben zu erwachen. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Die Benutzungshinweise sind sehr dezent. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)
  • Der Prototyp-Status wird bei diesem Modell schnell deutlich.(Bild: Martin Wolf/Golem.de)
Die Vitrine wirkt zuerst wenig spektakulär. (Bild: Martin Wolf/Golem.de)

Wir treten an die Vitrine heran. Köster fordert uns auf, über das Glas zu streichen. In einem normalen Museum würde der Wärter wohl sofort panisch werden, wir trauen uns deshalb kaum. Als wir es tatsächlich tun, fängt die Tontafel an, sich zu drehen. Doch nicht nur sie, auch das Hintergrundbild verändert sich. Es ist ein 360-Grad-Panoramabild. So können wir nicht nur die Tafel von allen Seiten sehen, sondern erhalten auch einen Eindruck davon, in welchem Umfeld sie gefunden wurde. In der Vitrine befindet sich zudem ein kleines Display mit Informationen. Über zwei markierte Touchfelder auf dem Glas können wir durch den Text scrollen. Das Display ist nicht vertikal aufgestellt, sondern nach oben geneigt, so dass wir beim Lesen die Tontafel im Blick haben.

Dass der Tisch auch einige Geheimnisse enthält, merken wir beim Nähertreten. Noch bevor wir den Tisch anfassen können, erscheint am Bildschirmrand eine Aufforderung, eine Karte in eine grün wabernde Aussparung an einer Ecke zu halten. Eher unbewusst registrieren wir, dass der auf der anderen Seite dazutretende Köster ebenfalls eine solche Aufforderung bekommt - auf seiner Seite des Bildschirmrandes. Er drückt uns eine Postkarte in die Hand. Wir halten sie in die Aussparung, keine Sekunde später leuchtet sie rot und wir nehmen sie heraus. Köster macht das Gleiche. Und schon tauchen auf dem Bildschirm Fotos und Videos auf.

Neugierig untersuchen wir die Karte, finden aber weder Markierungen noch QR-Code. Wir beginnen, die Fotos anzuschauen und die Videos zu starten. Wir können sie mit Gesten zoomen, beliebig drehen und sie über den Tisch schieben. Elias und Dittebrand bringen eigene Karten mit. Schließlich wischen, streichen und tippen acht Hände gleichzeitig auf dem Tisch herum. Auch wenn laufende Videos und Fotos gleichzeitig gedreht, verschoben und gezoomt werden, nie ruckelt es.

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Magie erfordert Rechenpower 
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