Hybridluftschiff: Airlander 10 fliegt zum ersten Mal

Das Warten hatte sich für die Zuschauer gelohnt: Am Mittwochabend hob das Luftschiff Airlander 10 von einem alten britischen Militärflughafen zum ersten Mal ab. Der Airlander, der ursprünglich für das Militär entwickelt wurde, ist das derzeit größte Luftschiff.

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Erstflug des Airlander 10: Die Zuschauer mussten warten.
Erstflug des Airlander 10: Die Zuschauer mussten warten. (Bild: HAV)

Am Mittwoch hat es geklappt: Das Luftschiff Airlander 10 konnte zu seinem Erstflug starten. Der von dem britischen Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) entwickelte Airlander 10 ist das derzeit größte Luftschiff.

Gegen 19:40 Uhr Ortszeit (20:40 Uhr unserer Zeit) hob das Luftschiff von dem ehemaligen britischen Luftwaffenstützpunkt Cardington Airfield nördich von London ab. Gut eine halbe Stunde dauerte der Flug. Ein Start drei Tage zuvor war in letzter Minute abgebrochen worden. Auch am Mittwoch mussten die Zuschauer mehrere Stunden warten, bis der Airlander 10 abhob.

Airlander hat keine Tragstruktur

Das Luftschiff ist 92 Meter lang und knapp 44 Meter breit. Es ist damit länger als etwa der 75 Meter lange Zeppelin NT, kommt aber nicht an die alten Zeppeline heran, die bis zu 245 Meter lang waren. Der Airlander besteht aus drei Rümpfen, die zu einem zusammengefügt wurden. Im Rumpf, der mit Helium gefüllt ist, gibt es keine Tragstruktur - anders als etwa bei Starrluftschiffen wie den alten Zeppelinen oder einem halbstarren Luftschiff wie dem Zeppelin NT.

  • Er hebt ab: Start des Airlander 10 am 17. August 2016. (Foto: HAV)
  • Der Airlander ist ein Hybridluftschiff des britischen Unternehmens HAV. (Foto: HAV)
  • HAV nutzt einen Hangar auf dem ehemaligen Militärflughafen Cardington, wo schon früher Luftschiffe stationiert waren. (Foto: HAV)
  • Der Airlander wurde für das US-Militär als Aufklärungsluftschiff entwickelt, dann aber mangels Budgets nicht eingesetzt. (Foto: HAV)
  • HAV kaufte das Luftschiff zurück und baute es zum Transporter um. (Foto: HAV)
  • Der Erstflug dauerte eine gute halbe Stunde. Die Zuschauer hatten Stunden auf den Start warten müssen. (Foto: HAV)
Er hebt ab: Start des Airlander 10 am 17. August 2016. (Foto: HAV)

Airlander 10 ist ein Hybridluftschiff. Diese halten sich sowohl durch ein Traggas, das leichter als Luft ist, als auch mit Hilfe von Tragflächen in der Luft. Ein Vorteil ist, dass das Luftfahrzeug schwerer als Luft sein kann. Das vereinfacht das Landen: Das Luftschiff sinkt zur Erde und muss nicht eingefangen werden. Es benötigt zum Starten und Landen keine Landebahn - eine ebene Fläche reicht. Das kann in der Wüste sein, auf einem freien Feld, auf einer Eisfläche oder sogar auf dem Wasser.

Airlander 10 soll als Transporter eingesetzt werden

Gedacht ist Airlander 10 unter anderem als Transporter: Das Luftschiff kann 10 Tonnen über eine Strecke von 3.000 Kilometer transportieren. HAV plant noch ein größeres Luftschiff, den Airlander 50. Der soll knapp 120 Meter lang werden und mit 50 Tonnen Zuladung 3.500 Kilometer weit kommen.

Strenggenommen war es nicht ganz der erste Flug des Airlander 10. HAV hatte das Luftschiff unter der Bezeichnung Long Endurance Multi-Intelligence Vehicle (etwa: Vehikel für multiple Langzeitaufklärung, LEMV) für das US-Militär gebaut. Im August 2012 testete die US-Luftwaffe das LEMV in Lakehurst.

US-Luftwaffe hatte kein Geld für das Luftschiff

Geplant war, das Luftschiff 2013 nach Afghanistan zu verlegen, wo es als Langzeitaufklärer eingesetzt werden sollte. LEMV hätte wochenlang unbemannt in Höhen von über 6.700 Metern schweben sollen. Doch die US-Luftwaffe stellte das Projekt nach Budgetkürzungen ein.

HAV kaufte sein Luftschiff zurück, um es zum Transportluftschiff weiterzuentwickeln. Finanziert hat HAV das Projekt unter anderem per Crowdfunding und durch private Investoren. Einer von ihnen ist Bruce Dickinson. Der Sänger der britischen Heavy-Metal-Band Iron Maiden ist selbst Pilot und träumt davon, das Luftschiff zu fliegen.

Militär interessiert sich wieder für das Luftschiff

Außer als Transporter könne Airlander bei Katastropheneinsätzen und für Touristenflüge eingesetzt werden, sagte HAV-Chef Stephen McGlennan der britischen Tageszeitung The Guardian. Außerdem interessiert sich das Militär für den Airlander - als unbemannten Aufklärer, als der er entwickelt wurde.

Ein Airlander 10 kostet 25 Millionen britische Pfund, umgerechnet knapp 29 Millionen Euro. McGlennan glaubt, HAV werde in den kommenden fünf Jahren 100 Airlander bauen.

Luftschiffe kommen wieder

Es gibt derzeit diverse Luftschiff-Projekte: Der US-Luftfahrtkonzern Lockheed-Martin etwa hat das Hybridtransportluftschiff LMH-1 entwickelt. Das US-Unternehmen Worldwide Aeros Corporation plant das Starrluftschiff Aeroscraft ML866, das mit knapp 170 Metern fast doppelt so lang ist wie der Airlander 10.

Der europäische Konzern Thales Alenia Space will den Stratobus bauen, eine fliegende Telekommunikationsstation. Das Friedrichshafener Unternehmen Luftschiffbau Zeppelin ist schon vor 20 Jahren wieder in das Geschäft mit den Luftschiffen eingestiegen. Die Zeppelin NT werden beispielsweise für wissenschaftliche Projekte eingesetzt und fliegen jedes Jahr tausende Touristen über den Bodensee.

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budweiser 19. Aug 2016

Quasi so? http://static.independent.co.uk/s3fs-public/styles/story_medium/public...

timo.w.strauss 19. Aug 2016

hier hatten wir doch auch eine Firma, die Luftschiffe für den Transport bauen wollte...

UristMcMiner 18. Aug 2016

Ja stimmt auch nicht, einfach mal auf Wikipedia kucken: US$ 21,3 million (Oben rechts auf...

M.P. 18. Aug 2016

Start und Landung ... Zu Unbeholfen? Schutz vor Nachahmern?



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