Hafen: Die Schauerleute von heute sind riesig und automatisch

Eine der modernsten Hafenanlagen der Welt: Im Containerterminal Altenwerder im Hamburger Hafen ist bereits viel auf Automatikbetrieb umgestellt. Golem.de hat sich zwischen automatischen Portalkränen, selbst fahrenden Elektroautos und scannenden Toren umgeschaut.

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CTA: Containerterminal fängt Ökostromspitzen ab
CTA: Containerterminal fängt Ökostromspitzen ab (Bild: Werner Pluta/Golem.de)

Es ist Bewegung auf dem Hafengelände: Wer auf dem Aussichtspunkt südlich des Terminals steht, sieht Fahrzeuge und Portalkräne in einem anmutigen Tanz um- und übereinander fahren. Schauerleute gibt es im Hafen schon lange nicht mehr. Heute übernehmen automatisch gesteuerte Maschinen die schwere Arbeit.

Inhalt:
  1. Hafen: Die Schauerleute von heute sind riesig und automatisch
  2. Mehr Container auf gleicher Fläche
  3. Schüttgut wird automatisch entladen
  4. Effizienz und Umweltschutz

Das Containerterminal Altenwerder (CTA) liegt an der Süderelbe nahe der Köhlbrandbrücke und gehört der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Auf dem Terminal werden täglich einige Tausend Stahlkisten umgeschlagen. Das meiste auf dem Anfang des Jahrtausends eröffneten Terminal läuft automatisch. Es sei eines der modernsten Containerterminals der Welt, sagt Karl Olaf Petters. Er ist Pressesprecher der HHLA und zeigt uns das Terminal.

Der Mensch be- und entlädt das Schiff

An der Kaikante stehen die Containerbrücken, die die Container aus den Laderäumen des Schiffs holen oder sie dort absetzen: 15 blaue Ungetüme, 53 Meter hoch, 2.000 Tonnen schwer. Der rote Arm, an dem die Laufkatze mit Hebezeug entlangfährt, ist 61 Meter lang. In Ruheposition ist er hochgeklappt.

Soll der Kran arbeiten, wird der Arm in die Waagerechte geklappt und ragt dann weit über die Kaikante hinaus, an der Frachter wie die 332 Meter lange Houston Express der Hamburger Reederei Hapag-Lloyd oder die 366 Meter lange OOCL Singapore der Hongkonger Reederei Orient Overseas Container Line (OOCL) liegen. Das 2014 vom Stapel gelaufene Schiff gehört zu der Klasse der New-Panamax-Schiffe, die durch die gerade eröffneten neuen Schleusen des Panamakanals passen.

Mensch übergibt an Computer

Die Katze des Krans wird von einem Menschen gesteuert, der in einer Kabine hoch über dem Boden sitzt. Er bugsiert das Containergeschirr oder Spreader über die Ladeluke des Frachters, lässt den Spreader herab und greift eine der 20-Fuß (6,1 Meter) oder 40 Fuß großen Boxen aus dem Schiff und setzt sie auf einer Plattform auf der Brücke ab. Von nun an läuft alles automatisiert: An der Brücke gibt es eine zweite, automatisch gesteuerte Katze. Sie nimmt den Container auf und lädt ihn auf einen Transporter, der die Box dann zum Zwischenlager bringt.

  • Das Containerterminal Altenwerder (CTA) im Hamburger Hafen. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das CTA ist eines der modernsten Containerminals der Welt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Hier können Schiffe der New-Panamax-Klasse festmachen. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Containerbrücken be- und entladen die Schiffe. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das CTA hat 15 dieser Brücken, die 53 Meter hoch sind. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Sie fahren auf Schienen und können ihre Position verändern. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Eine Katze holt den Container vom Schiff, die zweite lädt ihn auf einen Transporter. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die zweite Katze wird vom Computer gesteuert. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Wie die Katze ist auch der Transporter automatisiert unterwegs. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • So ein AGV sieht aus wie ein Sattelschlepper ohne Zugmaschine. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Transponder im Boden sorgen dafür, dass die AGVs ihr Ziel finden und auf dem Weg nicht kollidieren. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Einige der AGVs habe Elektroantrieb und Wechselakkus, die hier getauscht werden. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Container werden in Blocklagern gestapelt. Jedes Lager hat zwei automatisch gesteuerte Kräne. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Der Abtransport erfolgt unter anderem mit der Bahn. Derzeit wird der Containerbahnhof erweitert. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
Das Containerterminal Altenwerder (CTA) im Hamburger Hafen. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)

Das Fahrzeug, 15 Meter lang, 34 Tonnen schwer, sieht etwas merkwürdig aus, wie ein Auflieger, dem die Zugmaschine fehlt. Denn die braucht es nicht: Das fahrerlose Transportfahrzeug (Automated Guided Vehicle, AGV) hat einen eigenen Antrieb. Der Diesel heult auf, und der Transporter setzt sich mit dem Container in Bewegung in Richtung Blocklager.

Einige Transporter fahren elektrisch

Lieber mögen die Arbeiter auf dem CTA die neuen AGVs: Sie haben einen Elektroantrieb und sind deshalb deutlich leiser als die Diesel-betriebenen. Zudem benötigen sie weniger Wartung und sind effizienter als die mit Verbrennungsmotoren. Rund 18 Stunden hält der Blei-Akku durch. Dann steuert das AGV eine Station an, wo der Akku automatisch gewechselt wird - ähnlich wie sich Shai Agassi das vor Jahren für den Straßenverkehr vorstellte.

Allerdings haben die Blei-Akkus auch einen Nachteil: Einer wiegt 12 Tonnen. Die nächste Generation der Elektro-AGVs soll deshalb mit deutlich leichteren Lithium-Ionen-Akkus ausgestattet werden. Sie laden zudem schneller und brauchen deshalb nicht mehr gewechselt werden. Das AGV steuert eine Ladestation an und reiht sich, wenn der Akku voll ist, wieder in den laufenden Betrieb ein.

Transponder im Boden leiten die Transporter

Diesen regeln rund 18.000 Transponder, die im Boden eingelassen sind: Sie sorgen dafür, dass die rund 90 AGVs nicht miteinander kollidieren, und sie leiten sie von den Ladebrücken zu den Blocklagern. Das sind lange Reihen aus Containern, rund 220 Meter lang und 24 Meter breit. 26 dieser Lager gibt es im CTA, und jedes wird von zwei Portalkränen versorgt. Sie sind verschieden groß, so dass beide im Blocklager arbeiten können, ohne sich in die Quere zu kommen. Hier werden die Container zwischengelagert, bis sie - im Schnitt nach zwei bis drei Tagen - abgeholt werden.

"Das ist der spannendste Teil des Prozesses: Wo genau wird der Container platziert?", sagt Petters.

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