KI Crazy Stone: Eine Go-Gegnerin zwischen Genie und Wahnsinn
Endlich ein Alpha Go für den Hausgebrauch: Die künstliche Intelligenz von Crazy Stone spielt verdammt stark, menschlich und auch ein bisschen verrückt. Das macht süchtig, trotz einiger Mängel.
Wenn man samstags ein Computerspiel installiert und am Donnerstag eine E-Mail verschickt, um sich für unerledigte Arbeit zu entschuldigen, dann muss es ein besonderes Spiel sein. Crazy Stone - Deep Learning - The First Edition ist besonders. Damit wird auch der Computer ein würdiger Go-Gegner, wenn auch nicht ganz so stark wie Googles Alpha Go.
- KI Crazy Stone: Eine Go-Gegnerin zwischen Genie und Wahnsinn
- Ein Alpha Go für alle?
- Probleme mit der künstlichen Dummheit
- Schnell auf den Markt
- Spielanalyse zum Abgewöhnen
- Tut, was es soll, kein Stück mehr
Wem Computerspiele zu einfach geworden sind, der kann sich entweder den Arcade-Klassikern der 80er und frühen 90er zuwenden - oder den echten Spieleklassikern. Dazu gehört seit über 3.000 Jahren das aus China stammende Spiel Go. Zugegeben, der Karrieremodus lässt zu wünschen übrig. Er besteht bis heute darin, sich mit anderen Go-Spielern zu treffen und sich die Grundlagen der Taktik und Strategie beibringen zu lassen. Mit Crazy Stone wird jetzt auch der Computer ein würdiger Gegner, wenn auch nicht ganz so stark wie Googles Alpha Go.
Die Regeln sind einfach. Schwarze und weiße Steine werden abwechselnd auf ein Brett gelegt. Das Ziel ist es, die größte Fläche auf dem Brett zu umstellen. Spannend wird es, weil vollständig umstellte Steingruppen vom Brett genommen werden, wenn sie nach einem Zug nicht mehr an ein freies Feld angrenzen. Deshalb braucht jede Steingruppe zwei freie Felder im Inneren, um dauerhaft zu überleben. Gefangene Steine bringen einen zusätzlichen Punkt am Ende des Spiels. Abgesehen von einigen Feinheiten sind damit die Regeln schon erklärt.
Anfänger lernen das Spiel traditionell auf einem kleinen Brett mit neunmal neun Feldern. Auf dem regulären Turnierbrett mit 19-mal 19 Feldern ist das Spiel weitaus komplexer als Schach. In Japan gibt es seit dem Tokugawa-Shogunat vor vier Jahrhunderten Go-Spieler, die nur für das Spielen bezahlt werden. In dem isolierten Land genoss das Spiel am Hof des Shoguns so hohes Ansehen, dass es sogar das Amt des Go-Ministers gab.
Später wurden Vereine gegründet und Turniere von Zeitungen und Unternehmen gesponsert. Da das Spiel über Jahrhunderte analysiert wurde und die Untersuchungen in der Eröffnungstheorie ein fast schon wissenschaftliches Niveau erreicht haben, ist die Spielstärke professioneller Spieler äußerst hoch. Und seit dem ersten Internet-Go-Server (IGS) im Jahr 1992 ist sie nach Einschätzung der Spieler nochmals deutlich gestiegen.
Tatsächlich konnte erst in diesem Jahr ein Computerprogramm, Alpha Go, den stärksten menschlichen Spieler der Welt besiegen. Alpha Go begeisterte vor allem durch eine fast menschlich wirkende Spielweise, die bis dahin noch kein anderes Computer-Go-Programm vorweisen konnte. Die besten Programme verließen sich bisher darauf, durch zufälliges Abspielen einer großen Zahl von Partien den besten Zug zu finden, der die Siegwahrscheinlichkeit maximierte. Dementsprechend war auch der Spielstil der Programme inkohärent, was der Spielstärke abträglich ist und für menschliche Gegner zu einem frustrierenden Spielerlebnis führt.
Ein Alpha Go für alle? |
Ja, diese hier: http://sjeng.org/leela.html Allerdings scheint der GPU Modus nicht zu...