Die erste Ransomware: Der Virus des wunderlichen Dr. Popp
Ein bärtiger Mann mit Lockenwicklern, ein Trojaner auf 5,25-Zoll-Disketten und ein Forschungszentrum, das vor Schreck alle Dateien löscht: Schon bevor im Jahr 2016 Krankenhäuser verschlüsselt wurden, waren Erpressungstrojaner in der Medizin ein Thema.
Im Jahr 2016 verschlüsseln Kriminelle alles, was irgendwie geht: Krankenhäuser, Privatnutzer, Unternehmen und auch den Verfassungsschutz von Sachsen-Anhalt. Erpressungstrojaner, auch Ransomware genannt, sind der aktuelle Malware-Trend.
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Die Malware verschlüsselt die Rechner der Nutzer und verlangt dann Geld für die Entschlüsselung. Für die Kriminellen ist das bequem, denn dank Bitcoin lässt sich so leichter Geld machen als mit kopierten Kreditkarten. Doch das Phänomen Ransomware ist nicht so neu, wie es den Anschein hat: Bereits im Jahr 1989 entwickelte der Biologe Joseph Popp einen Trojaner, der vorgab, über Aids aufzuklären und weltweit etwa 1.000 Computer infizierte.
Mit der Entwicklung des ersten Erpressungstrojaners ist Popp Vorbild für zahlreiche Malware-Autoren, die heute viel Geld damit verdienen, Stadtverwaltungen ebenso lahmzulegen wie Privatnutzer. Das Leben des ersten Trojaner-Entwicklers nahm jedoch nach dieser Erfindung eine dramatische Wendung.
Joseph Popp ist gelernter Biologe, er studierte in Ohio und an der Harvard-Universität. Außerdem war er Teil von "Flying Doctors", einer Organisation, die unter anderem an der Aids-Prävention auf dem afrikanischen Kontinent arbeitet. Unklar ist, wieso er sich zum Virenautor wandelte. Klar ist dagegen, dass er 1990 bei einer Aids-Konferenz der Weltgesundheitsorganisation und per Postversand seinen Erpressungstrojaner verteilte.
20.000 Disketten kopiert
Der Trojaner wurde damals nicht wie heute über Exploitkits oder E-Mail-Anhänge in Umlauf gebracht, sondern auf Disketten mit der Aufschrift "AIDS Information - Introductory Diskettes". Popp verteilte 20.000 Disketten, der logistische Aufwand war also recht groß. Die Urheber des Erpressungstrojaner leckten sogar alle Briefmarken selbst an, behauptete damals das Fachmagazin Virus Bulletin (Artikel als PDF).
DNA-Tests waren im Jahr 1990 noch nicht kriminalistisch relevant, so dass dadurch keine Gefahr bestand, identifiziert zu werden. Das Risiko, durch automatisierte Frankiermaschinen entdeckt zu werden, soll dagegen groß gewesen sein: Sie unterlagen in Großbritannien einer Regulierung, so dass die Urheber identifiziert werden konnten. Damit sollte sichergestellt werden, dass nur berechtige Stellen massenweise Post versenden konnten.
Die Ermittlungen der Polizei ergaben, dass die Software von rund 5 Prozent der Nutzer installiert wurde, die die Diskette erhalten hatten. Insgesamt sollen etwa 1.000 Computer weltweit infiziert worden sein - für die damalige Zeit eine beachtliche Summe.
Moderne Ransomware hat natürlich deutlich höhere Verbreitungszahlen. Der Erpressungstrojaner Locky erreichte allein in Deutschland zeitweise mehr als 5.000 Infektionen pro Stunde. Derzeit sollen mehr als 200.000 Rechner in Deutschland von Ransomware infiziert sein.
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Und ich habe auch nicht gesagt, dass der Grund die Homosexualität ist, sondern dass laut...
Aufgrund seiner schlechten Verfassung wurde Popp schließlich entlassen und nach Cleveland...
Interessanter Artikel, kannte vieles davon noch nicht. Aber 1000 Computer weltweit war...
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