Replay-Angriff: IoT-Alarmanlage hat nicht patchbare Sicherheitslücke

Eine Sicherheitslücke wie im Film: Einbrecher deaktivieren die Alarmanlage, bevor sie in ein Haus eindringen. Die smarte Alarmanlage Simplisafe hat genau dieses Problem - und einen einfachen Patch gibt es leider nicht.

Artikel veröffentlicht am ,
Die PIN-Übertragung wird nicht verschlüsselt.
Die PIN-Übertragung wird nicht verschlüsselt. (Bild: IO-Active)

Der Hacker Andrew Zonenberg von IO-Active hat eine schwerwiegende Sicherheitslücke in der vernetzten Alarmanlage Simplisafe gefunden. Das Gerät verschlüsselt die Übertragung zwischen dem Keypad zum Eingeben der Pin und der Basisstation nicht und ist daher für Replay-Angriffe anfällig.

Ein Angreifer muss nur den Traffic auf dem ISM-Band mit 433 Mhz für die Sensoren und 315 Mhz für die Basisstation abhören. Die übertragenen Werte werden mittels Amplitudenumtastung (On-off-Keying) übertragen - eine Verschlüsselung findet nicht statt. Um das zu tun, benötigen Angreifer ein Mikrocontroller-Board, ein Simplisafe-Keypad und eine entsprechende Basisstation für etwa 250 US-Dollar. Der Angriff könne aber genauso gut mit einem Software-Defined-Radio durchgeführt werden, das schon deutlich günstiger zu haben sei, wird Zonenberg bei Forbes zitiert.

Nur Security by Obscurity

Weil die Datenübertragung unverschlüsselt abläuft, kann der Datenverkehr direkt mitgelesen werden. Das Protokoll ist nach Angabe von Zonenberg nicht standardisiert, die meisten Informationen werden im Klartext, einige "mit einer Form von Cipher, ohne Nonce oder Salt" übertragen. Mittels Reverse-Engineering gelang es dem Hacker, die übertragenen PIN-Codes zu isolieren. Er konnte die PIN zwar nicht im Klartext anzeigen - doch für eine Replay-Attacke reichten die abgefangenen Daten aus. Ein Angreifer muss sich innerhalb der Funkreichweite des Systems aufhalten.

Zonenberg bastelte sich für seinen Proof-of-Concept-Angriff mit dem Mikrocontrollerboard und einer umgebauten Simplisafe-Basisstation sowie dem Keypad ein Gerät, mit dem er den eingehenden Traffic auf 433 Mhz mitlesen konnte. Eine in C geschriebene Software analysiert dann den durchlaufenden Traffic und aktiviert eine grüne LED, um den Erfolg zu melden. Über den Sender des Keypads kann der Replay der PIN-Eingabe durchgeführt werden - die Alarmanlage ist deaktiviert.

  • Eine Simplisafe-Basisstation (Bild: IO-Active)
  • Die übertragene PIN (Bild: IO-Active)
  • Ein Simplisafe-Keypad (Bild: IO-Active)
  • Der Versuchsaufbau für den Hack (Bild: IO-Active)
Der Versuchsaufbau für den Hack (Bild: IO-Active)

Zonenberg geht davon aus, dass er auch Türsensoren von Simplisafe mit diesem Verfahren manipulieren könnte - getestet hat er das aber noch nicht. Damit könnte ein Angreifer dann auch Fehlalarme auslösen. IO-Active hat nach eigenen Angaben mehrfach versucht, mit dem Hersteller Kontakt aufzunehmen - bislang offenbar vergeblich.

Nur ein Austausch kann das Problem lösen

Die Lücke lässt sich nicht trivial patchen - denn die Keypads haben einen nur einmalig beschreibbaren Speicher, die notwendige Verschlüsselung lässt sich daher nicht einfach nachrüsten. Der Hersteller müsste also alle Keypads austauschen, um die Sicherheitslücke zu beheben.

Auf Anfrage von Forbes, das vorab Zugang zu den Informationen über die Sicherheitslücke hatte, sagte eine Sprecherin von Simplisafe, das Unternehmen wolle Hardware herausbringen, die Over-the-Air-Updates unterstütze. Kunden vorheriger Systeme sollen einen Rabatt bekommen, von einem Austausch ist nichts zu lesen. Simplisafe schreibt auch, dass Kunden eine Nachricht bekommen würden, wenn das System deaktiviert werde und daher zumindest ein bisschen geschützt seien. Unklar ist, ob diese Nachrichten nicht auch umgeleitet oder deaktiviert werden können.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Eheran 19. Feb 2016

Ja, dauerhaft sendende Schlüssel sind ziemlicher Bullshit. Zwar ist ein Angriff auf diese...

Tuxianer 19. Feb 2016

Funk an sich ist nicht das Problem. Wenn die Anlage draußen (Kasten mit Akku, Anzeige...

Tuxianer 19. Feb 2016

Ist doch eine Frage des Standpunktes: So eine Anlage ... Einschub: Eine wirkliche...

Tuxianer 19. Feb 2016

+1



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Sport und Gesundheit
Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect

Unübersichtlich, zu viele Klicks: Die neue Version von Garmin Connect kommt bei Nutzern auffällig schlecht an.

Sport und Gesundheit: Massive Anwenderkritik am neuen Garmin Connect
Artikel
  1. Apple: Tim Cook muss kein Vision-Pro sein
    Apple
    Tim Cook muss kein Vision-Pro sein

    Apple wird oft vorgeworfen, unter Tim Cook langweilig geworden zu sein. Aber braucht Apple wirklich Produkte wie das Vision Pro?
    Ein IMHO von Tobias Költzsch und Daniel Ziegener

  2. Sparen: ARD errichtet Tech-Unit mit ZDF und Deutschlandradio
    Sparen
    ARD errichtet Tech-Unit mit ZDF und Deutschlandradio

    Die öffentlich-rechtlichen Sender haben ein Bekenntnis zu gemeinsamer Technik abgeliefert. Diese steht trotz förderativem Ansatz künftig im Zentrum bei ARD, aber auch beim ZDF und dem Deutschlandradio.

  3. Early Access: Erste Tests loben das Solo-Dev-Aufbauspiel Manor Lords
    Early Access
    Erste Tests loben das Solo-Dev-Aufbauspiel Manor Lords

    Meistgewünschtes Spiel auf Steam, programmiert von einem Entwickler: Das in Süddeutschland angesiedelte Manor Lords kommt in Tests gut an.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    Daily Deals • Gigabyte GeForce RTX 4070 Ti zum Tiefstpreis • MediaMarkt: Asus Gaming-Laptop 999€ statt 1.599€ • Anker USB-Ladegeräte -45% • OLED-TV von LG 54% günstiger • Gamesplanet Spring Sale [Werbung]
    •  /