Omnicam: Fraunhofer-HHI überträgt Panoramabilder über Satellit
Eintauchen in Ereignisse am anderen Ende der Welt: Das Fraunhofer HHI hat eine Technik entwickelt, um sehr hochaufgelöste Bilder per Satellit zu übertragen. Mit einem HMD kann der Zuschauer einen Live-Eindruck eines Konzerts oder einer Sportveranstaltung bekommen, ohne dabei zu sein.
Großes Kino über Satellit: 360-Grad-Rundumbilder nimmt die Panoramakamera Omnicam des Fraunhofer-Instituts für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI), auf. Dabei kommt einiges an Daten zusammen - zehn Mal soviel wie bei einer HD-Auflösung. Solche Datenmengen lassen sich nicht so einfach übertragen. Das Berliner Institut hat eine Technik dafür entwickelt und demonstriert sie zusammen mit dem luxemburgischen Satellitenbetreiber Société Européenne des Satellites (SES) auf der IBC.
Die Bilder der Omnicam werden über den Satelliten Astra 19,2 Ost übertragen und dann per Sat over IP (Sat>IP) auf verschiedene Ausgabegeräte transferiert. Besucher des HHI-Standes (Halle 8, Stand 8.B80) können sich die Panoramen auf einem UHD-Bildschirm betrachten oder sich Head Mounted Displays (HMD) aufsetzen und in die Szenerie eintauchen.
Der Zuschauer kann eintauchen
Der Zuschauer hat dabei die Möglichkeit zur Interaktion: Er kann beispielsweise zwischen verschiedenen Blickwinkeln wählen oder in Bilder hinein- und herauszoomen. Eine andere Möglichkeit ist, die Bilder zusätzlich auf das Tablet zu streamen. Das Fraunhofer HHI hat 2015 auf der Cebit in Hannover eine App vorgestellt, die das Tablet zum zweiten Bildschirm bei einem Fußballspiel macht: Auf dem großen Fernseher läuft die offizielle Übertragung des Spiels. Auf dem Tablet kann der Zuschauer selbst Regie führen, etwa auf eine bestimmte Stelle auf dem Spielfeld zoomen oder seinen Lieblingsspieler verfolgen.
Vorteil der Übertragung per Satellit sei, dass darüber enorme Datenmengen übertragen werden könnten, ohne dabei die terrestrischen Netze zu belasten, sagt Thomas Wrede, Bereichsleiter Reception Systems bei SES. Und die Omnicam liefert enorme Datenmengen: Die Panoramakamera besteht aus zehn Kameras, die im Kreis angeordnet sind. Die Einzelbilder werden in Echtzeit zu einem 360-Grad-Bild mit einer Auflösung von 10.000 x 2.000 Pixel montiert. Die Software dafür, die Real Time Stitching Engine, haben die Forscher am Fraunhofer HHI selbst entwickelt.
Die Omnicam filmte Großveranstaltungen
Die Kamera sei dazu gedacht, Großveranstaltungen aufzuzeichnen, erzählte uns Christian Weißig, Leiter des Arbeitsbereichs Capture & Display Systems, bei einem Besuch im Fraunhofer HHI Anfang des Jahres. In erster Linie sind das Sportereignisse oder Konzerte. So hat das Fraunhofer HHI im Auftrag des Weltfußballverbandes Fifa 2014 das Endspiel der Fußball-Weltmeisterschaft in Rio de Janeiro mit der Omnicam aufgezeichnet. Auch Konzerte der Berliner Philharmoniker sind damit schon gefilmt worden.
Zuschauer, die nicht vor Ort dabei seien, können so dennoch ein Live-Erlebnis zu Hause bekommen. "Es gibt auf der ganzen Welt kein Stadion, das genügend Plätze für alle begeisterten Fans bietet", sagt Ralf Schäfer, Leiter der Videoabteilung am Fraunhofer HHI. "Stellen Sie sich also ein Live-Event irgendwo auf der Welt vor - gefilmt mit professionellen Kameras wie unserer OmniCam-360 und dann via Satellit für ein riesiges weltweites Publikum übertragen. Und jeder einzelne Zuschauer zu Hause hat dabei den besten Platz mitten in der Show."
Die International Broadcasting Convention (IBC) ist eine der wichtigsten Fachmessen für den Bereich Film, Fernsehen und Rundfunk. Die Messe findet in Amsterdam statt und wird am heutigen Donnerstag eröffnet.