Time Lab: Großes Kino

Vergesst Imax. Vergesst 3D. Das hier ist Konzert, das hier ist Endspiel: zwölf mal drei Meter gebogene Leinwand und 140 Lautsprecher. Das ist Kino!

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Gebogene Kinoleinwand im Timelab: Wer bewegt sich?
Gebogene Kinoleinwand im Timelab: Wer bewegt sich? (Bild: Werner Pluta/Golem.de)

Der Lärm ist infernalisch, als der ICE auf uns zurast. Über 90 dB zeigt der Pegelmesser an, wir weichen unwillkürlich ein Stück zurück vom Bahndamm. Die Illusion ist fast perfekt. Nur der Wind fehlt im Kino der Zukunft. Das gigantomanische Gebilde füllt einen riesigen Saal: eine zwölf Meter breite gekrümmte Leinwand, über drei Meter hoch. Und 140 Lautsprecher. Momentan dient es der Wissenschaft, doch die Forscher haben Großes auch für den Endkunden damit vor. Der Nutzer zu Hause soll sich mit der Technik am Second Screen durch Fußballspiele oder Konzerte bewegen dürfen. Und für Kinobesucher soll der Begriff "in einen Film gehen" eine völlig neue Bedeutung bekommen.

Der Zuschauer soll derart in das eintauchen, was er sieht, dass er sich fühlt, als sei er wirklich dabei. Dafür sollen völlig neue Formate entstehen. "Unsere Intention ist nicht nur, dass wir Filme immersiv zeigen, sondern auch, dass wir ganz neue Darstellungsformen finden können", sagt Christian Weißig, Leiter des Arbeitsbereichs Capture & Display Systems am Fraunhofer HHI. Das Publikum soll in ausverkaufte Konzerte gehen und den Stars dabei näherkommen als im echten Leben. Es soll durchs Orchester wandern und sich jedes Instrument von nahem anhören. Um ein solches Erlebnis zu erzeugen, ist einiger Aufwand nötig.

Die Leinwand nimmt das Gesichtsfeld ein

Steht der Zuschauer in der Mitte der halbkreisförmigen Leinwand im Tomorrow's Immersive Media Experience Lab (Time Lab) im Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik, Heinrich-Hertz-Institut (HHI) in Berlin, nimmt sie praktisch sein gesamtes Gesichtsfeld ein.

  • Das Kino der Zukunft: das Timelab im Fraunhofer HHI in Berlin (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Auf die Panoramaleinwand passen die Berliner Philharmoniker. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Im Timelab lässt sich beispielsweise Lärmschutz simulieren. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Vor allem ist es aber für Sport- und Kulturveranstaltungen gedacht. Hier singt der Berliner Rundfunkchor in der Neuen Nationalgalerie. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Leinwand ist 12 Meter breit, 3 Meter hoch und gekrümmt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • In die Decke eingelassen sind 14 HD-Projektoren. (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • Für die 2D-Darstellung werden 7, für die 3D-Darstellung alle 14 benötigt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Bilder für das Kino werden mit der Omnicam 360 gefilmt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Sie nimmt 360-Grad-Videos auf, wie hier auf der IAA 2015. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Kamera besteht aus zehn einzelnen Kameras, ... (Foto: Martin Wolf/Golem.de)
  • ... die jeweils auf einen Spiegel gerichtet sind. Die Montage des Panoramas erfolgt in Echtzeit. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
Vor allem ist es aber für Sport- und Kulturveranstaltungen gedacht. Hier singt der Berliner Rundfunkchor in der Neuen Nationalgalerie. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)

Das Bild ist eine Mehrfachprojektion mit sieben Segmenten. Jedes wird von zwei HD-Projektoren abgedeckt, die in die Decke eingelassen sind. Bei der normalen Darstellung ist für jedes Segment einer in Betrieb. Werden 3D-Bilder gezeigt, sind es zwei. Die Beamer sind um 90 Grad gedreht, um die horizontale Auflösung als vertikale Auflösung zu bekommen. Insgesamt hat die Darstellung eine Auflösung von 7.000 x 1.920 Pixeln.

An den Ton nah herangehen

Das beste Bild wirkt aber nicht ohne Ton. Er wird mit Hilfe des Wellenfeldsynthesesystems (WFS) mit 140 Lautsprechern realisiert. 120 sind rundum in der Wand etwa in Ohrhöhe angebracht, auch hinter der Leinwand, die restlichen in der Decke. Die Wellenfeldsynthese arbeitet objektbasiert, nicht kanalbasiert wie die meisten Audiosysteme.

Letztere haben einen idealen Bereich in der Mitte. Außerhalb dieses Bereichs ist die Wiedergabe nicht so gut. Mit der Wellenfeldsynthese werde ein reales Schallfeld rekonstruiert, erklärt Weißig: Bewegen wir uns durch den Raum, ändert sich das Klangerlebnis. Nähern wir uns in der Aufzeichnung des Konzerts der Berliner Philharmoniker den Cellisten, hören wir diese lauter und deutlich als etwa die Harfen oder den Sprecher, die auf der anderen Seite der Bühne stehen. Und in der Waldbühne singt uns Herbert Grönemeyer direkt ins Gesicht.

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Fast wie im echten Leben 
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ThadMiller 09. Feb 2016

Was du nicht sagst, war auch ironisch gemeint von mir :) Es ist ja wohl auch logisch bei...

Bouncy 08. Feb 2016

Also der Vorwurf von Werbung ist ja Blödsinn^10, ständig dieser Quatsch mit Werbung, nur...

StefanGrossmann 08. Feb 2016

Ihr solltet Euch in die Mitte setzen :P

Luu 06. Feb 2016

Wollte mich einfach nur mal beim Autor / bei den Autoren bedanken. Ich fand den Artikel...



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