NFC: Was Apple Pay nicht schafft, soll der Nahverkehr bringen

Apple Pay hat nicht gereicht: Jetzt startet der Halbleiterhersteller NXP ein Projekt, um den Funkstandard NFC und das Sicherheitsmodul Secure Element endlich zu etablieren - im öffentlichen Nahverkehr.

Artikel von veröffentlicht am
Virtuelle Nahverkehrszahlungsmittel sollen die NFC-Nutzung in Smartphones bei allen Nutzern etablieren.
Virtuelle Nahverkehrszahlungsmittel sollen die NFC-Nutzung in Smartphones bei allen Nutzern etablieren. (Bild: Andreas Sebayang/Golem.de)

Die Nutzung und Verbreitung des Funkstandards NFC stellt den Halbleiterhersteller NXP nicht zufrieden. Zwar ist die Technik, die auch für das bargeldlose Bezahlen mit dem Smartphone genutzt wird, seit der Einführung von Apples Zahlungssystem Apple Pay deutlich bekannter geworden. In einigen Regionen wird das System sogar bereits verwendet, doch die breite Masse kann so nicht angesprochen werden, obwohl die Technik spannend ist; wir haben sie in einem früheren Artikel eingehend betrachtet. NXP möchte das ändern. Dafür soll NFC in einem System eingesetzt werden, das jeder früher oder später benutzt: dem Nahverkehr.

  • NXP hat aus China ein typisches Fahrkartenkontrollsystem mitgebracht. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Die Anwendung erlaubt die Nutzung verschiedener Kartensysteme. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Bisher nur eine Demo: eine virtuelle Nahverkehrskarte aus Peking (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Bargeld funktioniert nicht. Stattdessen wird das Smartphone über elektronische Zahlungsdienstleister mit Guthaben befüllt. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
NXP hat aus China ein typisches Fahrkartenkontrollsystem mitgebracht. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
Inhalt:
  1. NFC: Was Apple Pay nicht schafft, soll der Nahverkehr bringen
  2. NFC im Nahverkehr bringt mehr Nutzer dazu, die digitale Geldbörse zu aktivieren

Der Halbleiterhersteller geht zu diesem Zweck eine Partnerschaft mit dem chinesischen Smartphonehersteller Xiaomi und chinesischen Nahverkehrssystemen (ÖPNV) ein. Der NFC-Standard, über den Daten über kurze Distanzen zwischen Geräten übertragen werden, soll dabei kontaktlose Plastikfahrkarten überflüssig machen: Der Fahrgast hält sein Smartphone statt der Plastikkarte vor das Kontrollgerät, das die Daten ausliest. So könne so gut wie jeder Teil der Bevölkerung erreicht werden, unabhängig von der sozialen Schicht, sagte uns NXP auf der Mobilmesse Mobile World Congress in Barcelona.

Und: Die nötige Infrastruktur ist an vielen Stellen bereits seit Jahren vorhanden, wo mit einer drahtlos arbeitenden Smartcard gearbeitet wird. Dank des Card Emulation Modes, der zu NFC gehört, kann ein Smartphone verschiedene kontaktlose Plastikkartensysteme ersetzen. Diese müssen dafür selbst gar kein NFC beherrschen. Es muss nur ein Nahfunksystem sein. Magnetkartenbasierte Systeme funktionieren freilich nicht.

Kontaktlose E-Ticket-Systeme sind komplex

Die Umsetzung ist laut NXP allerdings schwierig. Zwar sind viele E-Ticket-Systeme von NXP selbst, doch mancher Verkehrsbetrieb hat bei der Umsetzung nicht sauber gearbeitet, nutzt jeweils ein eigenes Backend und Kartenprüfgeräte, die mitunter ein Jahrzehnt alt sind. Die Software muss angepasst werden, um das Smartphone in der jeweiligen Stadt oder Region als vollwertigen Ersatz zur Plastikkarte zu etablieren. Das alles muss aufwendig getestet werden. Die Komplexität der Entwicklung ist durchaus mit dem Aufwand vergleichbar, den Smartphonehersteller mit Banken haben, um NFC als Standard für Zahlungen per Smartphone statt per Karte durchzusetzen.

Deswegen tut sich NXP mit Partnern zusammen. Im Falle von China setzt das Unternehmen auf das günstige Topsmartphone Mi5 von Xiaomi samt NFC und Secure Element (SE), dem Sicherheitsmodul. Außerdem arbeitet NXP mit den Verkehrsbetrieben in Schanghai und Shenzen zusammen. Dort funktionierte das Mi5 als Fahrkarte als Erstes.

Das ist taktisch sicherlich klug; dass sich NFC etwa als Zahlungsstandard so langsam verbreitet, hängt sicher auch damit zusammen, dass Apple Pay an das iPhone gebunden ist, eines der teuersten Smartphones. Es fehlen Anwendungen, die jeden erreichen. Und nicht in jedem Land ist es so einfach möglich, eine Kreditkarte zu bekommen wie beispielsweise in den USA. Eine kontaktlose Nahverkehrskarte bekommt der Nutzer hingegen in der Regel von einem Automaten.

Noch sind nicht alle Fragen geklärt

Neben den komplexen Systemen gibt es aber noch weitere Probleme bei der Umsetzung. Ein NFC-fähiges Smartphone kann die Plastikkarte nicht in jeder Hinsicht ersetzen. Beispielsweise kann eine Karte in der Regel mit Bargeld aufgefüllt werden, ein Smartphone bisher aber noch nicht. NXP wollte aber nicht ausschließen, dass dies in Zukunft möglich sein wird. Vermutlich hängt das auch vom Willen der Verkehrsbetriebe oder -verbünde ab, ihre Automaten so umzurüsten, dass eine Bargeldübertragung auf ein NFC-Smartphone möglich ist.

Nicht eindeutig beantworten konnte uns NXP, was bei Card-Clash-Systemen passiert, also Systemen, bei denen mehrere drahtlos funkende Karten im Einsatz sind. London arbeitet etwa mit der Oyster Card, einer Mifare-Karte, erlaubt aber auch das Bezahlen der Fahrtberechtigung per kontaktloser Kreditkarte. Hält der Fahrgast einfach sein Portemonnaie an die Lesegeräte, riskiert er eine Doppelabbuchung von beiden Karten: der Oyster-Card und einer kontaktlos arbeitenden Kreditkarte beispielsweise. Für das Projekt in Shenzen und Schanghai muss diese Frage allerdings noch nicht beantwortet werden; dort wird das Bezahlen per kontaktloser Kreditkarte an den Zugängen nicht unterstützt, so NXP.

Immerhin ist aber sichergestellt, dass ein NFC-Smartphone auch wirklich nur in dem Nahverkehrssystem funktioniert, für das das digitale Ticket auch gilt, und nicht versehentlich Geld von einer anderen Karte abgebucht wird. NXP konnte das auf dem MWC bereits demonstrieren. Genauso funktioniert das mit den Plastikkarten verschiedener Verkehrssysteme: Mit einer Oyster Card aus London lässt sich beispielsweise weder das Ticket im Ventra-System von Chicago lösen noch die Clipper Card in der San Francisco Bay Area ersetzen.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
NFC im Nahverkehr bringt mehr Nutzer dazu, die digitale Geldbörse zu aktivieren 
  1. 1
  2. 2
  3.  


as (Golem.de) 21. Apr 2016

Hallo, nein, technisch korrekt ist, dass NFC vollständig kompatibel mit der Technik ist...

Birnbaum 27. Feb 2016

Europa kennt das schon lange. Präsentation Galaxy S6: Samsung Pay wurde mit vorgestellt...

as (Golem.de) 27. Feb 2016

Hallo, Im Nahverkehr werden eigentlich immer Alternativen angeboten. Selbst...

as (Golem.de) 27. Feb 2016

Hallo, Das E-Ticket nach VDV-KA ist ziemlich verbreitet, nur halt für jeden Verbund...



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
SU7
Xiaomi stellt elektrische Sportlimousine für 28.000 Euro vor

Xiaomi positioniert sein Elektroauto SU7 gegen das Tesla Model 3 und heizt den Preiskampf auf dem chinesischen Automarkt weiter an.

SU7: Xiaomi stellt elektrische Sportlimousine für 28.000 Euro vor
Artikel
  1. 20 Jahre Far Cry: Das deutsche Grafikwunder
    20 Jahre Far Cry
    Das deutsche Grafikwunder

    Mit Far Cry feierte der deutsche Entwickler Crytek 2004 ein viel beachtetes Debüt. Kann der Südsee-Shooter auch 20 Jahre später noch beeindrucken?
    Von Benedikt Plass-Fleßenkämper

  2. Apple Vision und Journal-App: Apple verklagt Ex-Mitarbeiter wegen Leaks an die Presse
    Apple Vision und Journal-App
    Apple verklagt Ex-Mitarbeiter wegen Leaks an die Presse

    Apple verklagt einen seiner ehemaligen Softwareentwickler, der vertrauliche Informationen über neue Produkte an die Presse weitergegeben haben soll.

  3. Softwareentwicklung: Events und APIs mit DDD entwerfen
    Softwareentwicklung
    Events und APIs mit DDD entwerfen

    Anforderungen an Software ändern sich schneller als je zuvor. Damit Entwickler da mitkommen, sollten sie Domain-driven Design nutzen. Wie das geht, zeigen wir an einem Beispiel.
    Von Annegret Junker

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Prime: Filme leihen für 0,99€ • Super Sale bei Alternate • MindStar: CHERRY Xtrfy MZ1 RGB Wireless 79€ • Alternate: Corsair RM750x/RM850x 109,90€/124,90€, ADATA 64 GB DDR5-6000 206,89€, Bosch-Professional-Werkzeuge • Gratis-Zugaben PS5 Slim & Nintendo Switch OLED beim TV-Kauf [Werbung]
    •  /