Oxenfree im Test: Urlaub auf der Gruselinsel

Beziehungsprobleme und mysteriöse Schockmomente im Urlaub mit Teenagern: Was erst an Until Dawn erinnert, entpuppt sich im Indiegame Oxenfree als grafisch und akustisch ungewöhnliches und vor allem höchst spannendes Abenteuer für Windows-PC und OS X.

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Oxenfree
Oxenfree (Bild: Night Shift Studios)

Eigentlich sollte es nur ein kleiner Wochenendausflug mit Alkohol, Freunden und Lagerfeuer am Strand werden. Schon bei der Überfahrt per Fähre auf die Insel, die ihre besten Tourimuszeiten schon lange hinter sich hat, zeichnen sich in Oxenfree die ersten Probleme ab: Die fünf Teenager, die sich dort verabredet haben, kämpfen alle mit ihren eigenen Dämonen. Da muss der Tod des Bruders verarbeitet und die neue Beziehung der Mutter verarbeitet werden, es mangelt an Ideen für die berufliche Zukunft - und natürlich gibt es Liebeskummer.

Alle diese Geschichten erzählt Oxenfree in sehr langen Dialogen: Der Titel zwingt den Spieler, zuzuhören. Und zwar teils minutenlang an ein und demselben Ort. Dank der hervorragenden englischen Sprachausgabe und der großartigen Hintergrundmusik ist das aber nicht monoton, sondern schafft eine melancholische und teils regelrecht bedrohliche Atmosphäre.

Der Spieler steuert eine junge Frau namens Alex, mit der man in ganz unterschiedlicher Art und Weise in die Gespräche eingreifen kann. Fast immer leuchten zwei oder drei mögliche Ansatzpunkte auf, mit denen sie Öl ins Feuer gießen oder die Situation beruhigen, Position beziehen oder abwinken kann. Je nachdem, ob der Spieler eher Empathie zeigt oder die Konfrontation sucht, entwickelt sich dann auch die weitere Geschichte, was den Wiederspielwert erhöht.

Oxenfree kann in völlig unterschiedliche Richtungen laufen, je nachdem, wie sich die persönlichen Beziehungen gestalten. Teils steht Alex aber auch die Option offen, die kurz eingeblendeten Stichworte einfach verstreichen und so die Gespräche ihren eigenen Gang nehmen zu lassen.

  • Oxenfree (Screenshot: Golem.de)
  • Oxenfree (Screenshot: Golem.de)
  • Oxenfree (Screenshot: Golem.de)
  • Oxenfree (Screenshot: Golem.de)
Oxenfree (Screenshot: Golem.de)

Nach eher ruhigem Beginn wird das Spiel düsterer. Auf der Insel gibt es ein Mysterium, dazu kommen Zeitanomalien, unheimliche Geräusche und seltsame Vorkommnisse. Der Spieler erlebt all das allerdings mehr passiv, als dass er wirklich aktiv eingreifen würde. Der Handlungsspielraum ist eingeschränkt: Neben den Optionen, die Dialoge zu bestimmen, sind es eher kleinere, typische Point-and-Click-Aktionen, die ausgeführt werden können und oft auch gar keine direkte Auswirkung haben - Kisten verschieben, Gegenstände anschauen oder das mitgebrachte Taschenradio auf eine bestimmte Frequenz drehen, um unheimliche Stimmen aufzunehmen.

Hinzu kommen längere Laufpassagen. Ungeduldige Spieler wird es stören, wie häufig sie einfach nur den Gesprächen beiwohnen oder die Szenerien durchwandern müssen. Wer Action sucht, ist hier komplett falsch.

Grafik und Verfügbarkeit

Optisch fällt Oxenfree bewusst spartanisch aus. Hier ist am offensichtlichsten, dass es sich um ein Indiegame handelt. Angesichts der langen und guten Dialoge tritt die Grafik aber mehr und mehr in den Hintergrund. Ebenfalls gelungen sind die spannenden Wendungen der Geschichte, zudem bleibt es dem Spieler überlassen, ob er sich die Gegenden anschaut, die eine oder andere Nebenaufgabe löst oder sich komplett auf die Hauptgeschichte konzentriert und dann schon nach wenigen Stunden am Ende ankommt.

Oxenfree ist für Windows-PC und OS X bei Steam sowie im Xbox-One-Store als Download verfügbar und kostet 19,99 Euro. Das Spiel ist bei dem unabhängigen US-Entwicklerstudio Night School entstanden, unter anderem arbeiten dort ehemalige Telltale- und Disney-Mitarbeiter.

Fazit

Oxenfree ist ein besonderes Spiel. Die Dialoge und detaillierteren Charakterzeichnungen könnten auch einem guten Jugendbuch von John Green entsprechen, zudem überzeugen der stellenweise beeinflussbare Spielverlauf und die tolle Atmosphäre. Trotzdem wird der Titel nicht jedem gefallen: Das teils niedrige Tempo, die langen Lauf- und Gesprächspassagen tragen oft fast schon meditative Züge. Wer schnell unruhig wird und nicht gerne ausufernden Gesprächen beiwohnt, wird Oxenfree trotz übersinnlicher Gruselmomente nicht spannend finden.

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