Elon Musk in Berlin: Das Startup-Idol als Klimaapostel
Die lange Schlange vor dem Wirtschaftsministerium galt nicht Sigmar Gabriel, sondern seinem Gast aus den USA: Elon Musk stellte sich den Fragen in Zeiten von Flüchtlingskrise und VW-Dieselgate.
Noch um kurz vor 12.00 Uhr war die Schlange vor dem Bundeswirtschaftsministerium mehrere hundert Meter lang. Die halbe Berliner Startup-Szene schien gekommen zu sein, um den derzeit wohl schillerndsten Hightech-Investor der USA zu sehen. Elon Musk, Gründer von Paypal, Solarcity, SpaceX und Tesla, diskutierte am Donnerstag in Berlin mit Minister Sigmar Gabriel (SPD) über die "Wirtschaft von morgen". Der 44 Jahre alte Musk wirkte dabei weniger wie ein dynamischer Unternehmer, der die Welt revolutionieren will, sondern eher wie ein Jünger von Solarenergieprediger Franz Alt und Klimaschützer Al Gore.
Gleich in seinem kurzen Eingangsstatement schlug Musk nachdenkliche Töne an. Die aktuelle Flüchtlingskrise sei schon schlimm, jedoch noch gar nichts verglichen mit dem, was durch den Klimawandel drohe. Dann müssten noch viel mehr Menschen aus ihrer Heimat fliehen. "Was erzählen wir in 30, 40 Jahren unseren Kindern und Enkel?", fragte Musk. "Warum machen wir nichts?" Die Menschheit sei dabei, die chemische Zusammensetzung von Atmosphäre und Ozeanen in bedeutsamer Weise zu verändern.
Kohlendioxid-Abgabe gefordert
In diesem Kontext lobte er die Anstrengungen Deutschlands, möglichst viel Energie auf Basis von Solarstrom zu erzeugen. Doch nicht nur die Erzeugung von Energie, auch der Verbrauch müsse nachhaltiger werden. Da sei Deutschland noch zu sehr auf Benzin und Diesel fokussiert, sagte Musk. Eine Kritik, die angesichts des Skandals um manipulierte Abgaswerte bei VW sehr aktuell wirkt.
Musk wäre aber nicht Musk, wenn er nicht Sätze sagen würde wie: "Ich brauche Dinge, die aufregend und inspirierend sind." Auf die Frage, warum er keine Elektroflugzeuge baue, antwortete er: "Wenn ich nicht so ausgelastet wäre, würde ich es definitiv machen." Derzeit scheint er mit seinen Projekten in der Tat reichlich zu tun zu haben. Obwohl hierzulande nur wenige seiner Wagen verkauft wurden, sieht er Deutschland nach den USA als seinen wichtigsten Markt. Auf die Frage, wie die Bundesregierung den schleppenden Absatz von Elektroautos ankurbeln könnte, hatte Musk eine simple Antwort parat. Zwar seien Kaufanreize durchaus sinnvoll, doch entscheidend sei, dass der Ausstoß von Kohlendioxid nicht angemessen bepreist werde. Wäre das der Fall, könnte auf finanzielle Beihilfen für Elektroautos wie seinen Tesla durchaus verzichtet werden.
Gabriel schlägt Quote für Elektroautos vor
Auf eine schnelle Erfüllung dieses Wunsches kann Musk jedoch nicht hoffen. Zumindest nicht in Europa. Eine solche Bepreisung von Kohlendioxid könne nur Schritt für Schritt erfolgen, sagte Wirtschaftsminister Gabriel. Ginge man dabei disruptiv und nicht evolutionär vor, würden in der Automobilindustrie zu viele Arbeitsplätze verloren gehen. Allerdings räumte er ein: "Wir müssen schneller werden." Die Elektromobilität verbinde Energiewende und Digitalisierung miteinander und biete über die Batteriespeicher die Möglichkeit zu einem völlig anderen Energiesystem.
Zumindest Bund, Länder und Gemeinden sollen sich in Zukunft verstärkt Elektroautos anschaffen. Gabriel schlug eine bestimmte Quote vor, die bei Neuanschaffungen erfüllt werden müsse. Indirekt kritisierte er Musk, weil die Stecker für die Tesla-Autos nicht kompatibel mit dem in Europa vereinbarten System sind. Doch das Steckerproblem dürfte noch das geringste bei der umfassenden Einführung von Elektroautos sein.
Wie stark die aktuellen Themen die wichtigen Zukunftsfragen überdecken, musste auch Elon Musk in Berlin erfahren. Mitten in der Diskussion stand Gabriel plötzlich auf und ließ seinen Gast alleine auf dem Podium sitzen. Der Flüchtlingsgipfel der Regierung rief den Vizekanzler. Die Schlangen vor den deutschen Grenzen sind derzeit noch das wichtigere Problem.
In der Praxis nicht, weil keiner der anderen Hersteller bisher eine DC-Ladung per Typ2...
Es ist schon erstaunlich, wie Leute einem Lobbyisten zujubeln. Nämlich einem Lobbyisten...
Fairerweise muss man dazu sagen, dass sich das nicht Golem ausgedacht hat ;-) Das war bei...