Autonomes Fahren: Wozu das Auto im Internet verkehrt

Es ist ein Paradox: Autonome Autos müssen auch ohne Netzverbindung unfallfrei fahren, sollen aber mit internetbasierten Diensten vollgestopft werden. Mit solchen Sicherheitsfunktionen steigt aber die Gefahr von gefährlichen Hacks.

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So stellt sich Daimler die Funktion seiner Car-to-X-Warnungen vor.
So stellt sich Daimler die Funktion seiner Car-to-X-Warnungen vor. (Bild: Daimler)

Sie tut es immer wieder. Bei jeder sich bietenden Gelegenheit weist Bundeskanzlerin Angela Merkel darauf hin, dass autonome Autos in Zukunft eine priorisierte Internetverbindung mit großer Bandbreite brauchten, um sicher fahren zu können. Im Einklang mit EU-Digitalkommissar Günther Oettinger erweckt Merkel den Eindruck, als seien hochautomatisierte Autos auf eine Internetverbindung angewiesen, derentwegen sogar die Netzneutralität geopfert werden sollte.

Inhalt:
  1. Autonomes Fahren: Wozu das Auto im Internet verkehrt
  2. Gemeinsamer Standard gesucht
  3. Kaum ein Monat ohne gehackte Autos

Offensichtlich wirft die Politik hier alles durcheinander, was mit Connected Car, Telematik und Car-to-X zu tun hat, ohne die einzelnen Anwendungen und ihre Anforderungen genauer zu betrachten. Kein Wunder, dass weder die Bundesregierung noch die EU-Kommission auf Nachfrage angeben konnten, welche konkreten Anwendungen denn als Spezialdienste priorisiert werden müssten.

  • Die Car-to-X-Warnungen sollen automatisch oder manuell gesendet werden. (Bild: Daimler)
  • Mit dem Konzept der "lebenden Straßen" (live roads) will der Kartendienst Nokia Here auch über solche Hindernisse informieren, die nicht auf Karten verzeichnet werden können. (Bild: Nokia Here)
  • Dazu werden aktuelle Verkehrsdaten in die Cloud hochgeladen und anschließend an Fahrzeuge weitergegeben, die davon betroffen sein könnten. (Bild: Nokia Here)
  • Die autonomen Autos sollen zudem ihre Sensordaten hochladen, um das Kartenmaterial zu aktualisieren. (Bild: Nokia Here)
  • Die Bundesregierung hält eine Verkehrsbeeinflussung in Echtzeit über Mobilfunk für möglich. (Bild: BMVI)
  • Dazu startete Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (2. v. l.) zusammen mit Matthias Wissmann vom VDA, Marcel Huber von der bayerischen Staatsregierung und Thorsten Dirks von Bitkom (v. l. n. r.) das Digitale Testfeld Autobahn. (Bild: BMVI)
Mit dem Konzept der "lebenden Straßen" (live roads) will der Kartendienst Nokia Here auch über solche Hindernisse informieren, die nicht auf Karten verzeichnet werden können. (Bild: Nokia Here)

Dass automatisierte Fahrzeuge über einen Internetzugang verfügen werden, ist sicher. Noch ist aber unklar, welche Funktionen für autonomes Fahren damit verbunden sind. Aber schon jetzt scheint festzustehen: Die automatisierten Funktionen in Verbindung mit einem Internetzugang ermöglichen lebensgefährliche Hackerangriffe auf Fahrzeuge.

Einfallstore für Hacks

Das haben jüngst die Sicherheitsexperten Charlie Miller und Chris Valasek gezeigt. Über das Unterhaltungssystem eines Cherokee Jeep gelang es ihnen, Befehle an verschiedene Stellelemente (Aktoren) des Fahrzeugs zu senden. Je mehr Aktoren wie Lenkung oder Bremsen ein Fahrzeug hat und je umfassender deren Möglichkeiten sind, desto gefährlicher kann sich eine Manipulation auswirken. Es wundert daher nicht, dass die deutschen Autohersteller ihre hochautomatisierten Funktionen unabhängig vom Internet konzipieren.

Weder BMW noch Audi und Daimler benötigen für die Steuerung der Fahrzeuge zusätzliche Informationen aus dem Netz. Das sagten alle von Golem.de in den vergangenen Wochen befragten Entwickler. Die Daten der Sensoren in Verbindung mit den Navigationsdaten reichen aus. Es ist daher völliger Unsinn, wenn Oettinger von einer "Verkehrssicherheit in Echtzeit" redet und fragt: "Ist es wichtiger, dass im Auto hinten rechts die sechsjährige Tochter hockt und lädt sich Musik runter, Youtube, hinten links hockt der neunjährige Bengel und macht irgendwelche Games. Ist es wichtiger, dass die beiden in Echtzeit oder der Alte vorne links in Echtzeit hört: Von rechts kommt jemand?"

Car-to-X auch in normalen Autos

Autonome Autos müssen mit ihren Sensoren alle Fahrzeuge in ihrem Umfeld erfassen. Da sind keine zusätzlichen Daten, von woher auch immer, erforderlich. Allerdings arbeiten die Hersteller an Warnsystemen, die es Fahrzeugen ermöglichen sollen, gewissermaßen um eine Kurve herum zu sehen. Diese Systeme, Car-to-X oder Car-to-Infrastructure genannt, sind aber auch in nichtautomatisierten Fahrzeugen verfügbar. Für das nächste Modell seiner Mercedes-Benz E-Klasse bietet Daimler ein solches System bereits an.

Über eine fest eingebaute SIM-Karte sind die Fahrzeuge mit dem Daimler-Backend verbunden. Alle paar Minuten senden sie pseudonymisiert ihren Standort an die Zentrale. Besondere Vorkommnisse werden ebenfalls gemeldet: Löse beispielsweise ein Airbag aus, gehe das System von einem Unfall aus, sagte Christoph von Hugo, Abteilungsleiter Aktive Sicherheit bei Daimler, im Gespräch mit Golem.de. Dann erhielten alle Fahrzeuge, die sich im Umkreis von neun Kilometern des Unfallortes befänden, einen optischen Warnhinweis.

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Gemeinsamer Standard gesucht 
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quineloe 14. Sep 2015

wie Nokia sie im Bild 2 herbeiphantasiert? Mal abgesehen davon, dass es ziemlich schwer...

Bachsau 11. Sep 2015

Interessant ist nur, welche Lobby solche Argumente bringt. Die der Autohersteller...

Atalanttore 11. Sep 2015

Die Städte schwimmen auch in Geld und reparieren z.B. die städtischen Straßen nur...

blobhopp 10. Sep 2015

Danke :) Ich als absoluter Liebhaber des fahrens begrüße ich den Umschwung zum Autonomen...



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