Bombardier Primove: Eine E-Busfahrt, die ist lustig

Die Berliner Verkehrsbetriebe haben ihre neue Induktionsbusflotte vorgestellt, die bald leise und sauber durch die Innenstadt rollen soll. Wir waren auf einer (viel zu kurzen) Testfahrt und haben erfahren, dass es nicht der Motor ist, der viel Energie verschwendet.

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Die Buslinie 204 wird Berlins erste Induktionsbuslinie werden.
Die Buslinie 204 wird Berlins erste Induktionsbuslinie werden. (Bild: Andreas Sebayang/Golem.de)

Vier für den Induktionsbetrieb umgebaute Elektrobusse haben die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am 1. Juli der Öffentlichkeit vorgestellt. Die Busse vom Typ Solaris Urbino 12 Electric mit den Betriebsnummern 1685 bis 1688 sind allerdings schon eine Weile in Berlin unterwegs - wie wir Mitte Juni 2015 zufällig entdeckten. Sie sind zwölf Meter lang, haben Platz für 70 Fahrgäste und sind für den Stadtbetrieb ausgerüstet; mehr als 65 km/h schaffen die Elektrobusse nicht.

Das Besondere an den Bussen ist die Kombination verschiedener Techniken von Unternehmen, die aus dem Bahnbereich bekannt sind. Der Elektroantrieb stammt von der Firma Vossloh, von der man häufig schwere Dieselloks sieht. Das Akku- und Induktionsladesystem mit dem Namen Primove stammt von Bombardier Transportation, ebenfalls einem großen Bahnunternehmen. Primove war ursprünglich sogar eine Entwicklung für Straßenbahnen. In der Vision der Kanadier sollte die Oberleitung abgeschafft und Straßenbahnen stattdessen per Induktion von unten mit Energie versorgt werden - Nachtrag vom 3. Juli 2015, 20:59 Uhr: umgesetzt wurde das bisher etwa in Nanjing .

Stattdessen kommt die Technik nun bundesweit in mehreren Buslinien zum Einsatz. Die BVG ist zwar nicht das erste Unternehmen, das sie anwendet, doch ein paar Besonderheiten gibt es in der Hauptstadt schon.

  • Vier neue Busse hat die BVG am 1. Juli 2015 auf ihrem Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße vorgestellt. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Den Bussen 1685 bis 1688 fehlt noch die Zulassung. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Die Busse verwenden die neue Komplettlackierung in Verkehrsgelb. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Urbino 12 Electric reicht nicht. Die Busse werden in die neue Image-Kampagne einbezogen. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Das Anzeigedisplay flimmert sichtbar. Bei kurzen Verschlusszeiten ist es schwer erkennbar. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Oben in weiß zu sehen ... (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • ... ist der technische Aufbau. Primove-Technik und die Einheiten von Vossloh stecken überwiegend auf dem Dach der Busse. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Die BVG-Chefin Sigrid Nikutta (Links) stellt zusammen mit den Staatssekretären Christian Gaebler (Mitte) und Rainer Bomba (Rechts) die neuen Busse vor.  (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Kleine, wenn auch kurze, Rundfahrten gab es für die Presse auch. Auf dem Betriebshof wurde der Bus jedoch nicht an seine Leistungsgrenze gebracht. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Für diesen Betriebshof soll später auch eine dritte Induktionsladestation gebaut werden. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Derweil müssen die Busse im Hof per Stecker aufgeladen werden, was jedoch nicht demonstriert wurde. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • "Hab' den Wagen voll geladen" - zur BVG-Kampagne gehören flotte Sprüche ... (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • ... und zwar auf beiden Seiten des Fahrzeugs. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
  • Noch dieses Jahr sollen die Busse auf der Linie 204 zum Einsatz kommen. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)
Vier neue Busse hat die BVG am 1. Juli 2015 auf ihrem Betriebshof in der Indira-Gandhi-Straße vorgestellt. (Foto: Andreas Sebayang/Golem.de)

Berlin plant einen typenreinen Betrieb mit großen Akkus und nur zwei Linien-Ladestationen - in einer stauanfälligen Streckenführung. Genug Eigenschaften, um zu beweisen oder zu widerlegen, dass induktionsbasierte Fahrzeuge für den Betrieb geeignet sind. Doch soweit ist es noch nicht: Den Bussen fehlt noch die Zulassung. Fahren durften wir dennoch schon einmal damit, wenn auch nur kurz. Vorab: Der Nahverkehrsfan kann sich schon einmal auf eine spannende Entwicklung freuen.

Viel zu leise oder angenehm leise?

Wie es bei Elektrofahrzeugen üblich ist, ist das Fahrzeug von außen kaum durch seine Motorengeräusche auszumachen. Das freut die Anwohner, denn ein Dieselbus kann unangenehm laut werden; vor allem im Nachtverkehr wird manch ein Anwohner durch anfahrende Busse geweckt. Doch es bietet auch Raum für Kritik: Reibungsgeräusche durch die Reifen sind gerade bei langsamen Fahrten nicht zu hören, ein herannahender Bus kann dadurch für unaufmerksame Fußgänger gefährlich werden. Auf dem Betriebshof, wo es an motorisiertem Individualverkehr mangelte, war von außen immerhin noch ein Grundsummen des Busses zu hören. Und die Klimaanlage.

So klingt der Bus auch von innen. Es gibt ein Grundgeräusch, das an Bahnen erinnert, und vor allem die Klimaanlage ist zu hören. Anders als bei Dieselbussen wird sie nicht durch den anfahrenden Motor übertönt. Das heißt: Im Herbst oder Frühling, wenn weder Klimaanlage noch Heizung notwendig sind, dürfte der Bus angenehm leise sein. Leise genug, um jedes Telefonat mitfahrender Fahrgäste zu hören.

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Nur ein paar Proberunden mit dem Urbino 12 Electric 
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RvdtG 14. Jul 2015

Ich würde mit knapp unter 10 cm Bauhöhe rechnen. Entfall der Klimaanlage, dazu vorne und...

gollumm 13. Jul 2015

Dank Internet ist das echt nicht schwer... http://www.bz-berlin.de/berlin/senat-bvg...

kaito90 13. Jul 2015

und bei Stromausfall? Oberleitungsstörung? Wie kommt man da von A nach B. Einen reinen...

WhyLee 13. Jul 2015

das ist der Gund warum ich immer versuche sie zu dezimieren, indem ich viel davon esse.



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