Europäische Raumsonde Rosetta: Erstes Raumschiff von der Erde soll auf einem Kometen landen

Ein großer Schritt für einen Landeroboter, ein noch größerer für die Menschheit: Die Sonde Rosetta schickt das Landefahrzeug Philae auf den Weg zum Kometen Tschurjumow-Gerassimenko. Wir zeigen den Live-Stream aus dem Kontrollzentrum in Darmstadt.

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Rosetta im Anflug auf den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko
Rosetta im Anflug auf den Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimenko (Bild: ESA/ATG Medialab; Komet: Esa/Rosetta/Navcam))

Heute ist der große Tag: Erstmals soll ein von Menschen gebautes Raumschiff auf einem Kometen landen. Die Sonde Rosetta wird das Landefahrzeug Philae ausklinken und auf die Reise zum Kometen Kometen Tschurjumow-Gerassimenko schicken. Die Nachricht, ob das Manöver gelungen ist, wird aber erst eine halbe Stunde später auf der Erde eintreffen.

Um 9:35 Uhr hat Rosetta den Lander Philae abgetrennt. Das hat die Europäische Raumfahrtagentur gegen 10 Uhr bestätigt. Das Kommando dazu wurde bereits gegen 2:30 Uhr zu der Sonde geschickt. Um 9:44 Uhr wird Philae sein Landgestell ausfahren. Aufsetzen wird er aber erst gegen 16:30 Uhr. Es folgen bange Minuten: Erst gegen 17 Uhr wird die Meldung auf der Erde eintreffen, ob das Manöver gelungen ist.

Die Landung ist in Gefahr

Eine besondere Spannung - auf die die Wissenschaftler gewiss gut verzichten könnten - bringt der Ausfall eines wichtigen Systems: In der Nacht hatte sich gezeigt, dass sich das Active Descent System nicht aktivieren lässt. Das ist ein Düsentriebwerk auf der Oberseite des Landefahrzeugs, das nach dem Aufsetzen zünden sollte. Tschurjumow-Gerassimenko, auch kurz Tschuri genannt, hat nur wenig Gravitation, so dass die Gefahr besteht, dass Philae von der Oberfläche abprallt. Das Active Descent System hätte ihn auf den Kometen hinunter gedrückt.

So ist Philae auf seine beiden anderen Festkrallmechanismen angewiesen: An jedem der drei Füße ist eine Eisschraube angebracht. Durch den Aufprall bei der Landung werden diese in die Oberfläche des Kometen getrieben. Außerdem hat er zwei Harpunen, die er beim Aufsetzen abschießt. Die Harpunen sind über Leinen mit Philae verbunden.

Tschuri wird erforscht

Rosetta ist im August 2014 bei Tschuri angekommen. Ziel der Mission ist es, den Kometen zu erforschen. Die Sonde wird ihn umkreisen, ihn begleiten, wenn er die Sonne passiert, und dabei Daten sammeln. Sie soll seine Schwerkraft, Masse und Form bestimmen sowie die Gas- und Staubatmosphäre des Kometen, die Koma, analysieren. Das dauert über ein Jahr, dabei erreicht das Objekt im August 2015 den Punkt, bei dem es der Sonne am nächsten ist. Es wird angenommen, dass sich der Komet seit seiner Entstehung weniger verändert hat als andere Himmelskörper. Forscher erhoffen sich deshalb von den Daten Aufschluss über die Frühzeit unseres Sonnensystems. Im Dezember 2015 soll die Mission dann abgeschlossen werden.

  • Philaes Abstieg auf den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko (Bild: DLR)
Philaes Abstieg auf den Kometen Tschurjumow-Gerasimenko (Bild: DLR)

Mit der Landung erreicht das Projekt nach fast 30 Jahren seinen vorläufigen Höhepunkt. Bereits 1985 hatte die Esa beschlossen, einen Kometen zu besuchen, 2004 erfolgte dann der Start der Sonde mit einer Ariane 5. Auf dem Weg zu dem Kometen nutzte die Sonde Vorbeiflüge an Planeten zur Beschleunigung. Sie passierte dreimal die Erde und einmal den Mars. Zudem durchquerte sie zweimal den Asteroidengürtel.

Rosetta wird aufgeweckt

Neben der präzisen Navigation gab es am 20. Januar 2014 einen Durchbruch in der Sondentechnik: Die Systeme, die sich seit fast zehn Jahren im All befinden, ließen sich nach 957 Tagen im Tiefschlaf wieder aufwecken. So viel Zeit war vom letzten Swing-by-Manöver zur Beschleunigung bis zum Anflug auf den Kometen vergangen. Im März 2014 wurde dann auch das Landemodul wieder aktiviert.

Nach letzten Kurskorrekturen und dem Einleiten des Bremsmanövers schwenkte Rosetta am 6. August 2014 in die Umlaufbahn um den Kometen ein. Es folgte die Erkundung der Oberfläche, bis man sich am 15. September 2014 für eine Landeregion entschied. Diese erhielt nach Vorschlägen aus der Öffentlichkeit den Namen "Agilkia".

Nachtrag vom 12. November 2014, 10:45 Uhr:

Wir haben den Text um einige Informationen, unter anderem die Bestätigung der Abtrennung, sowie um ein Video ergänzt.

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