Lichtfeldkamera Lytro Illum: Das Spiel mit der Tiefenschärfe

Mit einem Bild interagieren, es nicht einfach nur anschauen: Lichtfeldfotografie bietet Fotografen eine neue Möglichkeit, die Welt abzubilden, das US-Unternehmen Lytro liefert dazu die Kamera. Golem.de hat die Lichtfeldkamera Illum ausprobiert.

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Lichtfeldkamera Lytro Illum: Der Betrachter kann ein Bild manipulieren.
Lichtfeldkamera Lytro Illum: Der Betrachter kann ein Bild manipulieren. (Bild: Werner Pluta/Golem.de)

Der Betrachter schaut ein Foto nicht nur an - er kann auch damit interagieren: Lichtfeldfotografie ist eine andere Spielart der Fotografie. Sie ist ein wenig wie die Digitalfotografie. Ein Teil ist bekannt, zum Beispiel die Optik. Anderes wie die Aufnahmetechnik musste neu entwickelt werden. Golem.de hat die Lichtfeldfotografie mit der Lichtfeldkamera Lytro Illum ausprobiert.

Inhalt:
  1. Lichtfeldkamera Lytro Illum: Das Spiel mit der Tiefenschärfe
  2. Die Bilder leben
  3. Eine Software für die Bildbearbeitung

Fotografieren mit einer Lichtfeldkamera, so erklärte es Erfinder Ren Ng Golem.de auf der Photokina, sei etwas anderes als die herkömmliche zweidimensionale Fotografie. Den Unterschied macht, dass der Sensor einer Lichtfeldkamera wie der Lytro Illum nicht nur die Farbe und Helligkeit des ankommenden Lichts erfasst, sondern auch die Richtung, aus der das Licht einfällt.

Kamera fängt Lichtstrahlen ein

"Die Kamera nimmt das ganze Lichtfeld auf, also alle Lichtstrahlen in einem bestimmten Bereich der Welt", erklärte Ng. "Jeder Lichtstrahl, der in die Kamera hereinkommt und auf den Sensor trifft, nimmt eine andere Flugbahn durch die Kamera. Unser Sensor erfasst alle diese Daten und grenzt mit Hilfe eines bestimmten Algorithmus ab, welcher Teil von rechts und welcher von links kommt."

Entsprechend berechnet Lytro auch die Auflösung anders als die Hersteller herkömmlicher Kameras. Angegeben wird nicht die Zahl der Bildpunkte auf dem Sensor, sondern die der eingefangenen Lichtstrahlen. 40 Millionen Lichtstrahlen erfasst der Sensor der Lytro Illum. Die Auflösung beträgt also 40 Megaray.

Das Objektiv wurde neu entwickelt

Anders als die erste Lytro-Kamera, die wie ein länglicher Kasten aussah, sieht die Lytro Illum eher wie eine konventionelle Kamera aus, mit einem Gehäuse, an dem vorne ein Objektiv sitzt. Es ist ein Zoom mit einem Brennweitenbereich von 9,5 bis 77,8 Millimetern. Das entspricht 30 bis 250 Millimetern bei einer analogen Kleinbildkamera oder einer digitalen Spiegelreflexkamera (DSLR) mit einem Vollformatchip. Das Objektiv hat zwei Einstellringe - einen zum Zoomen, den anderen zum Fokussieren.

  • Ren Ng präsentiert die Lytro Illum auf der Photokina 2014. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Es ist die zweite Lichtfeldkamera, die das kalifornische Unternehmen entwickelt hat. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Eine solche Kamera erfasst mit einem speziellen Sensor unter anderem die Richtung, aus der Licht einfällt - das ermöglicht neuartige Bilder. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Der Sensor der Illum erfasst 40 Millionen Lichtstrahlen. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Display der Kamera hat eine ähnliche Auflösung wie das eines Smartphones. Die Datenverarbeitung übernimmt ein Snapdragon 808. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Das Objektiv hat einen Brennweitenbereich von 30 bis 250 mm und wurde eigens für die Kamera entwickelt. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Es hat eine sehr kurze Naheinstellgrenze - auch Objekte ganz knapp vor der Linse werden scharf abgebildet. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Auf dem Monitor sieht der Fotograf ein normales Sucherbild. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Die Funktion Depth Assist soll ihm bei der Komposition eines Bildes helfen. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
  • Lytros erste Lichtfeldkamera hat ein eher unkonventionelles Design. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)
Ren Ng präsentiert die Lytro Illum auf der Photokina 2014. (Foto: Werner Pluta/Golem.de)

Die Kamera ist etwa 9 x 15 x 17 cm groß und wiegt knapp ein Kilogramm - in etwa so viel wie eine größere DSLR. Mit der muss sich die Kamera auch messen - mit einem Preis von 1.600 Euro liegt die Illum schon fast im Bereich einer EOS 7D Mark II, Canons Prestigemodell mit APS-C-Chip.

Tablet-Prozessor für die Lytro Illum

Diesem Anspruch wird die Kamera durchaus gerecht. Die Verarbeitung ist der Preisklasse angemessen. Das Gehäuse besteht aus Aluminium und Magnesium. Lytro setzt einen Snapdragon-808-Prozessor des US-Hardwareherstellers Qualcomm ein - der Vierkernprozessor wird sonst eher in Tablets oder teuren Smartphones verbaut. Auch das Objektiv, das eigens für die Kamera entwickelt wurde, macht einen guten Eindruck.

Einen Sucher hat die Illum nicht, nur ein Display hinter einer Glasscheibe. Der Bildschirm hat eine Diagonale von 4 Zoll (etwa 10 cm) und eine Auflösung von 800 x 480 Pixeln. Er ist sehr blickstabil - Lytro gibt den Blickwinkel mit 80 Grad an - und lässt sich deshalb gut ablesen. Das Display ist ein Touchscreen, über den viele Funktionen gesteuert werden, das Menü für die Kamerasteuerung etwa. Beim Fotografieren kann zudem darüber fokussiert werden.

Vier Tasten, zwei Einstellräder

Als Bedienungselemente gibt es drei Tasten oben auf dem Gehäuse und vier auf der Rückseite. Hinzu kommen zwei Drehräder. Eines sitzt an der Vorderseite des Gehäuses unter dem Auslöser, das andere auf gleicher Höhe auf der Rückseite. Die Funktion der Bedienungsräder ist abhängig von dem Belichtungsmodus, den der Fotograf einstellt. Darüber werden für die Aufnahme relevante Parameter eingestellt, etwa die Belichtungskorrektur oder Lichtempfindlichkeit.

Der Auslöser sitzt wie üblich oben auf dem Gehäuse. Daneben sind ein kleiner Knopf, die Lytro-Taste sowie der Einschaltknopf. Neben dem Display sitzen Tasten, über die der Autofokus aktiviert (AF), die aktuelle Belichtung gespeichert (AEL) sowie zwischen Aufnahme- und Wiedergabemodus gewechselt (Fn) wird. Mit der vierten Taste wird die Hyperfokaldistanz eingestellt (∞). Das ist die Einstellung, die Tiefenschärfe am besten ausnutzt: Dann werden Objekte von der halben Fokusdistanz bis ins Unendliche scharf abgebildet.

Touchscreen neben Einstelltaste

Leichte Abzüge gibt es bei der Handhabung der Kamera. So befindet sich der Knopf für den Autofokus neben dem Display. Das ist ein Touchscreen, und das Menü ist am rechten Rand - also genau neben dem Knopf. Trifft der Finger die Autofokustaste oder die darunterliegende Hyperfokaltaste nicht genau, kann er unabsichtlich eine Funktion im Menü verstellen.

Etwas unglücklich ist auch der Tragegurt der Kamera angebracht. Normalerweise sind die Aufhängungen für den Gurt an den Seiten des Gehäuses oben angebracht. Dann hängt die Kamera gerade, und der Gurt stört möglichst wenig beim Fotografieren.

Der Kameragurt stört

An der Illum ist der Gurt rechts auf der Oberseite und links an der Seite unten befestigt. Dadurch hängt die Kamera schief. Rechts ist die Gurthalterung direkt neben dem Einschaltknopf und - vom Fotografen aus gesehen - vor dem Auslöser und dem Lytro-Knopf. Im Ergebnis kommt der Gurt schonmal beim Auslösen in die Quere und hängt auch mal vor dem Drehrad.

Links ist er unterhalb der Klappe angebracht, hinter der sich der Einschub für die Speicherkarte, der USB-3-Port und der Anschluss für eine Kabelfernbedienung verbergen. Das wäre an sich noch nicht hinderlich. Aber unterhalb der Klappe - und damit genau über der Halterung - ist im Gehäuse eine Vertiefung, um die Klappe öffnen zu können.

Bei dem Testgerät war der Tragegurt schon dran. Ihn wegzulassen und die Kamera in einer Tasche zu transportieren, könnte praktisch sein - eine Liste mit passendem Zubehör gibt es auf der Lytro-Website.

Was aber unterscheidet eine Lichtfeldkamera von einem herkömmlichen Fotoapparat?

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violator 18. Nov 2014

Aber nur bei Kameras mit sehr großem Sensor, alles bei Smartphones und Digicams ist oft...

tibrob 18. Nov 2014

Schau mal rüber zu Focus und Bild - DAS ist abgelesen, bei Golem ist's noch völlig ok.

theFiend 18. Nov 2014

Lach, Kunst kommt auch von Können... und bis die Lichtfeldtechnik mal wirklich auch für...

wp (Golem.de) 18. Nov 2014

Jetzt sind welche drin. Wir hatten technische Schwierigkeiten beim Einbinden. Es kann...



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