DDR-Hackerfilm Zwei schräge Vögel: Mit Erotik und Kybernetik ins perfekte Chaos
Auf ihre Informationstechnik ist die DDR besonders stolz gewesen. Ein ziemlich unbekannter Hackerfilm der Defa hat aber genau an diesem Beispiel gezeigt, warum der real existierende Sozialismus zum Scheitern verurteilt war. Kurz danach fiel die Mauer.
Wir schreiben den 26. Juni 1988. Um 2.14 Uhr haben die Studenten Thomas "Kamminke" Galetzki und Frank Lettau ihre sensationelle Diplomarbeit fertigprogrammiert. Titel: "Das einheitliche System der Fehlersuche und Fehlerkorrektur für Software". Der Karriere als Informatiker dürfte nichts mehr im Wege stehen. Wenn es da nicht einen kleinen Haken gäbe: Die beiden Studenten leben in der DDR. Der Defa-Film Zwei schräge Vögel zeigt auf humorvolle und überraschend systemkritische Weise, wie es die beiden Computerfreaks dank "Hochschulabsolventenlenkung" in die finstere Provinz verschlägt.
- DDR-Hackerfilm Zwei schräge Vögel: Mit Erotik und Kybernetik ins perfekte Chaos
- Trojanisches Pferd und ein Basic-Kartenspiel als Debugger
- Zwischen Disko und Disketten
In zwei Monaten jährt sich der Mauerfall zum 25. Mal. Wenige Wochen vor dem historischen 9. November 1989 war Erwin Strankas Komödie in die DDR-Kinos gekommen. Dass sich Stranka für seine Systemkritik ausgerechnet das Computerthema aussuchte, war damals nicht so ungewöhnlich, wie es im Rückblick erscheinen mag. Auf die Erfolge beim Bau von Computern, Prozessoren und rechnergestützten Werkzeugmaschinen war die DDR-Führung besonders stolz. Noch am 15. August 1989 hatte SED-Generalsekretär Erich Honecker bei der Präsentation eines neuen 32-Bit-Mikroprozessors den vielzitierten Satz gesagt: "Den Sozialismus in seinem Lauf hält weder Ochs noch Esel auf." Das Motto des Films lautet dagegen: "Der Sozialismus braucht jeden, aber keiner weiß, wo."
Das perfekte Chaos programmiert
Anders als in westlichen Hackerfilm-Vorbildern wie Tron oder Wargames geht es in Zwei schräge Vögel daher nicht um düstere Zukunftsszenarien oder komplizierte philosophische Fragen zum Verhältnis von Mensch und Maschine. Die beiden Informatiker Kamminke (Matti Wien) und Lettau (Götz Schubert) stehen für unangepasste Menschen, die sich von den Zwängen der Bürokratie und Parteidisziplin nicht mehr ihr Leben vorschreiben lassen wollen. Ihr Revoluzzertum speist sich aus ihren überlegenen Programmierkenntnissen und einem etwas naiven Technikglauben: "Mit der neuen Technik wird alles offenbar. Die ist unbestechlich. Man wird keine Bilanz mehr schönfärben können. Nichts wird sich mehr vermauscheln lassen", sagt Lettau mutig vor einem hohen Parteifunktionär.
Ein weiteres Element der Hacker-Ethik ist die unverbrüchliche Männerfreundschaft zwischen Kamminke und Lettau. "Wir müssen zusammenbleiben, Kamminke. Wir würden die Fachwelt aus den Angeln heben", sagt Lettau gleich zu Beginn. Dies führt letztlich auch zur Strafversetzung der beiden in die Provinz. Weil sie sich durch Karriereangebote in Leipzig und Berlin nicht trennen lassen wollen, programmieren sie an ihrer Leipziger Uni absichtlich ein Chaos in die computergestützte Raumverwaltung. In Finsterwalde-Dodeleben, einem fiktiven Ort im Thüringer Wald, sollen sie sich in der Praxis bewähren. "Nur die Besten kommen in die Industrie", sagt der Direktor des VEB Stirnräder, Werner Heilmann (Peter Sodann). In der Produktionshalle steht die ebenso fiktive CNC-Maschine CWX 8000, die wegen fehlender Software dem Kombinatsdirektor Dr. Bauer (Dieter Mann) schlaflose Nächte bereitet.
Trojanisches Pferd und ein Basic-Kartenspiel als Debugger |
Habs mal fuer die Nachwelt in mein Backup getan :)
Meinst du, wie im Augenblick in Bolivien?
Schöne Geschichte. Wie sind die Leute an die Chips gekommen? Da es kein freier Markt war...
Ich habe mal versucht, den Film mit nem Kumpel anzuschauen (habe die Icestorm-Version...