Computerspiele: Schlechtes Wetter macht gute Games
Viele erstklassige Spielestudios und hochklassige Games: Finnlands Spieleindustrie boomt. Dafür verantwortlich sind gute Bildung und Förderprogramme. Aber auch das Wetter spielt eine Rolle.
Es liegt auch am Wetter. Das betonen gleich mehrere finnische Spielemacher, auf den Erfolg ihrer Gaming-Szene angesprochen. Denn der fällt bemerkenswert aus - gerade, wenn man sich den Maßstab vor Augen führt. Finnland hat fast so viel Fläche wie Deutschland, aber es leben nur etwa fünfeinhalb Millionen Menschen darin. Der Wert der finnischen Spieleindustrie wird auf 2,2 Milliarden Euro geschätzt. Der Umsatz ist 2013 auf 900 Millionen Euro angestiegen, während Deutschland mit der fünfzehnfachen Bevölkerung nur 1,47 Milliarden schafft. Bemerkenswert ist auch die historische Entwicklung. Noch 2009 erreichte Finnland nur 87 Millionen.
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- Von Finnland in die Welt
Der Blick auf die finnische Spielindustrie lohnt aus zwei Gründen. Erstens gibt es hier in den letzten Jahren einen wahren Boom. Zweitens streitet man in Deutschland gerne, warum es die Spielindustrie hier schwer hat. Was also macht Finnland richtig? Und was kann man daraus lernen?
Skandinavien war 2014 Partnerregion der Gamescom. Sicher ist das angesichts des Booms im Norden eine gute Idee. Was eine Partnerregion für die Messe allerdings bedeutet, war in Köln schwer zu beantworten. Die eigens einberufene Pressekonferenz der Nordic Region war ein Flop, schlecht besucht nicht zuletzt aufgrund überlagerter Termine. Der gemeinschaftliche Messestand in der Business Area wirkte mickrig im Vergleich zu vielen anderen Länderpavillons von Großbritannien bis Korea, die man auf dem Weg dorthin passierte.
Wo lernt man so was?
Partnerregion hin oder her - die Finnen gaben gern Auskunft. Schon vor dem Start der Messe wurden Interviews für diesen Artikel geführt. So etwa mit Elina Arponen, der Chefin von Tribe Studios. Bekanntgeworden sind die Spielemacher gerade mit dem kuriosen Multiplayer-Erzählspiel Velvet Sundown. Trotz des ungewöhnlichen Spielkonzepts irgendwo zwischen Mass Effect und Second Life konnte der Titel in kurzer Zeit über 60.000 Spieler gewinnen.
Das Studio ist recht neu, dahinter stehen aber erfahrene Entwickler. Arponen hat zuvor bei Digital Chocolate gearbeitet, Informatik und Wirtschaft studiert. Fragt man sie nach dem Erfolg der finnischen Szene, holt sie weit aus: "Ich glaube, die starke Demoszene war der erste Grund für unseren Erfolg." Bis heute sieht sie Nachwirkungen der frühen Computerbegeisterung, nicht nur, was Fachkenntnisse angeht. "Viele gehen immer noch mit einem besonderen Stolz an ihre Arbeit heran. Wenn jeder Beschäftigte davon angetrieben wird, dann kann das fast unabhängig von der Führung des Unternehmens zum Erfolg führen." Das sagt wohlgemerkt die Chefin - vielleicht gibt es auch eine finnische Bescheidenheit, die zum Erfolg beiträgt?
Das Understatement beherrscht auch Mikael Haveri. "Es scheint sich ganz gut bei uns zu entwickeln", sagt er und muss selbst lachen, wenn man ihn fragt, ob das nicht etwas zu nüchtern ist. Haveri ist Head of Self-Publishing bei Housemarque, dem Traditionsunternehmen der Branche. Housemarque gibt es seit 1995. Mit 55 Mitarbeitern ist es dem Indie-Label fast entwachsen. Haveri kann mit der Bezeichnung sowieso wenig anfangen: "Leute nennen uns Indie, weil wir Oldschool-Spiele machen, die sich auf Gameplay konzentrieren. Aber wir haben enge Verbindungen zu Publishern." Housemarque hat den PS4-Launchtitel Resogun vorgelegt, stellte gerade auf der Gamescom-Konferenz Alienation vor.
Haveri hat in den USA, in Holland und China gelernt und gearbeitet. Aber auf seine Heimat hält er große Stücke: "Das Land wird internationaler, entwickelt sich zu einem riesigen Knotenpunkt. Der könnte in den nächsten Jahren noch viel größer werden. Ich sehe viel Wachstumspotenzial." Die Internationalität ist ihm wichtig. Dadurch könne Finnland Fachkräfte aus der ganzen Welt gewinnen. "Gute Leute anzulocken ist viel leichter, als es das Klischee glauben lässt." Praktisch jeder Finne unter dreißig spreche gut Englisch, man müsse also nicht einmal Finnisch lernen, wenn man herkomme.
Haveri trägt seinen Teil zum Erfolg bei. Er wird immer wieder als Gastdozent an finnische Universitäten eingeladen. Gute Bildung ist für ihn ein weiterer Baustein des finnischen Erfolgs. "Die gezielte Entwicklung zum Spieleentwickler ist in den letzten fünf Jahren hier durchgestartet. Seit etwa zwei Jahren haben wir also gut ausgebildete Fachkräfte aus den Unis." Den finnischen Lehrprogrammen gelinge eine gute Mischung. Professoren lehrten in klassischen Disziplinen wie Informatik, während Branchenprofis als Gastdozenten den Praxisbezug herstellten. So wie Haveri ergänzen viele die Lehre.
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Endlich mal jemand der so tickt wie ich. In Berlin ist es derzeit Bewölkt und ab und zu...
Ging mir ähnlich, Teil 1 hat mir immer noch am Besten gefallen, selbst mit meinem...
Und sie habens schon ziemlihc früh verstanden, sich auch beruflich zu etablieren...
Naja, ich weiß nicht...