ATV-5: Käsespätzle für die ISS

Es ist der letzte Flug des europäischen Raumtransporters: In den frühen Morgenstunden des 30. Juli ist das fünfte Automated Transfer Vehicle zur ISS gestartet. Mit an Bord: das Leibgericht des deutschen Besatzungsmitglieds Alexander Gerst.

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ATV-2 im All (2011): komplexestes je gebautes Raumfahrzeug
ATV-2 im All (2011): komplexestes je gebautes Raumfahrzeug (Bild: Esa)

Anfang kommender Woche wird das fünfte Automated Transfer Vehicle (ATV) zur Internationalen Raumstation (International Space Agency, ISS) gestartet. Es ist der letzte aus der Reihe der unbemannten Transporter, den die europäische Raumfahrtagentur (European Space Agency, Esa) zur ISS schickt. Der Erfolg des Programms hat den Europäern die Tür für das kommende bemannte US-Raumfahrtprogramm geöffnet.

  • Das ATV-2 Johannes Kepler, fotografiert von der ISS. Das zweite Automated Transfer Vehicle flog im Jahr 2011 zur ISS. (Foto: Esa)
  • ATV-2 Johannes Kepler kurz vor dem Andocken an der ISS am 24. Februar 2011 (Foto: Esa)
  • Spaceshuttle und ATV-2 an der ISS - der europäische Raumtransporter ist rechts unten zu erkennen. (Foto: Nasa)
  • Die ATVs bleiben jeweils mehrere Monate an der Station angedockt, bevor sie beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglühen. Hier dockt ATV-4 am 28. Oktober 2013 von der ISS ab. (Foto: Nasa)
  • Ins All transportiert werden die ATVs von der europäischen Trägerrakete Ariane 5. (Foto: S. Corvaja/Esa)
  • Hier startet eine Ariane 5 am 5. Juni 2013 mit dem ATV-4 Albert Einstein an Bord. (Foto: S. Corvaja/Esa)
  • Der für den 24. Juli 2014 geplante Start des ATV-5 Georges Lemaître musste wegen eines Problems an der Rakete um einige Tage verschoben werden. Das Foto zeigt den Start von ATV-4. (Foto: S. Corvaja/Esa)
  • Das ATV-5 wird im April 2014 für den Start vorbereitet. (Foto: S. Corvaja/Esa)
  • Im hinteren Teil des Nutzlastmoduls befinden sich Tanks für Trinkwasser und Atemluft. Zu sehen ist ATV-1 Jules Verne. (Foto: Esa/CNES/Arianespace/Optique Video du CSG)
  • Im vorderen Teil des Nutzlastmoduls werden die Versorgungsgüter für die ISS verstaut - Alexander Gerst kann sich auf Käsespätzle freuen. (Foto: P. Baudon/Esa/CNES/Arianespace/Optique Video du CSG)
  • Dieser Teil des Nutzlastmoduls steht unter Druck - die Astronauten können ihn ohne Raumanzug betreten - wie der Nasa-Astronaut Chris Cassidy im ATV-4. (Foto: Nasa/Esa)
Das ATV-2 Johannes Kepler, fotografiert von der ISS. Das zweite Automated Transfer Vehicle flog im Jahr 2011 zur ISS. (Foto: Esa)
Inhalt:
  1. ATV-5: Käsespätzle für die ISS
  2. Autonom zur ISS
  3. Riesenschritt der Europäer

Am Abend des 29. Juli 2014 Ortszeit (frühe Morgenstunden des 30. Juli mitteleuropäischer Sommerzeit, MESZ) wird das ATV vom Startplatz Kourou im französischen Übersee-Département Französisch-Guayana abheben. Eine Ariane-5-Trägerrakete bringt den Raumtransporter in die Umlaufbahn.

Start verschoben

Geplant war der Start für den 24. Juli (Ortszeit, 25. Juli MESZ). Wegen eines Problems an einem Ventil an der Ariane, das beim Betanken auftrat, musste er aber um einige Tage verschoben werden. Am 12. August soll das ATV an der ISS andocken.

Etwa eine Stunde nach dem Start wird die Ariane das ATV in 250 Kilometern Höhe aussetzen. Eine halbe Stunde später werden die vier Solarmodule zu einem X ausgefahren, so dass das Fahrzeug eine Spanne von 22,3 Metern hat. Jedes Sonnensegel hat eine Fläche von 33,6 Quadratmetern und kann sich selbstständig nach der Sonne ausrichten. Zusammen produzieren sie im Schnitt eine Leistung von 4.800 Watt.

Module für Antrieb und Nutzlast

Das Einwegraumfahrzeug ist knapp über 10 Meter lang und hat einen Durchmesser von 4,5 Metern. Es besteht aus zwei Modulen: dem Service- und dem Nutzlastmodul. Das Servicemodul ist der hintere Teil des Raumfahrzeugs und enthält den Antrieb - bestehend aus vier Haupttriebwerken und 28 kleineren Korrekturdüsen sowie den Treibstofftanks -, die vier Solarmodule sowie den Bordcomputer, der das Raumfahrzeug steuert.

Das Nutzlastmodul, der Integrated Cargo Carrier (ICC), ist der vordere Teil. Darin gibt es eine Sektion, die unter Druck steht, und eine kleinere, die nicht unter Druck steht. An der Front sitzt die Nase mit dem Mechanismus zum Andocken an das russische Swesda-Modul.

Nutzlast für die ISS

Im vorderen Teil, den die Astronauten ohne Raumanzug betreten können, werden die festen Güter für die ISS transportiert: Lebensmittel, Kleidung, Geräte, wissenschaftliche Ausrüstung. Dazu gehören dieses Mal unter anderem ein elektromagnetischer Levitator - das ist ein spezieller Schmelzofen -, ein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickeltes Magnetfeldexperiment, neue Funktionskleidung, die auf der ISS getestet werden soll, und das Bonusessen für das deutsche Besatzungsmitglied Alexander Gerst: Der aus Baden-Württemberg stammende Raumfahrer, der seit Mai auf der ISS ist, hat sich Käsespätzle gewünscht.

Im hinteren Teil, zwischen ICC und Servicemodul, gibt es 22 runde Tanks von verschiedener Größe und Farbe für Wasser, Atemluft und den russischen Treibstoff, der direkt über den Andockstutzen in die Station gepumpt wird. Insgesamt kann ein ATV 6,6 Tonnen Nutzlast zur ISS bringen - mehr als die anderen Raumtransporter.

Allerdings haben die ATVs nicht nur Versorgungsgüter zur ISS gebracht. Sie dienen auch als Antrieb: Die Station verliert durch den Widerstand der restlichen Atmosphäre ständig an Geschwindigkeit und sinkt dadurch ab. Um einen Wiedereintritt in die Atmosphäre und damit ein Verglühen zu verhindern, muss sie immer wieder mal angehoben werden. Das übernahmen die Triebwerke der ATVs. Diesen sogenannte Reboost kann außer dem ATV nur der russische Progress-Transporter durchführen. Früher wurden dafür auch die Spaceshuttles eingesetzt.

Aber nicht nur das unterscheidet das ATV von Dragon und Cygnus, den Raumtransportern der US-Unternehmen SpaceX und Orbital Sciences.

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Autonom zur ISS 
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