Energie: Wasser + Energie = Treibstoff
Die US-Marine erzeugt Flugzeugtreibstoff aus Meerwasser, einer praktisch unbegrenzt verfügbaren Ressource. Das funktioniert und ist zukunftsträchtig. Aber bitte mit einer umweltfreundlichen Stromquelle, sagt ein Experte.
Kürzlich überraschte die US-Marine mit der Nachricht, dass sie Flugzeugtreibstoff aus Meerwasser gewinnen wolle. Was für eine bestechende Idee: Meerwasser ist im Überfluss vorhanden - gut 70 Prozent der Erdoberfläche sind damit bedeckt, teilweise kilometerhoch. Die Forscher vom US Naval Research Laboratory (NRL) haben sogar schon ein Modellflugzeug mit Kerosin aus dem Meer fliegen lassen.
- Energie: Wasser + Energie = Treibstoff
- Strategischer Vorteil
Moment: War da nicht was? Wasser brennt doch nicht? Stimmt! Aber seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff sind brennbar. Das Wasser wird per Elektrolyse in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Außerdem ist im Meerwasser Kohlendioxid (CO2) gelöst, das ebenfalls aufgespalten wird.
Altes Verfahren
Wasserstoff und Kohlenstoff können dann gezielt zu beliebigen Kohlenwasserstoffen kombiniert werden - eben zu einem Treibstoff: Benzin, Diesel oder Kerosin. Fischer-Tropsch-Synthese heißt das Verfahren, das beileibe nicht neu ist. Es wurde 1925 in Deutschland entwickelt. Im Zweiten Weltkrieg, als kein Öl zur Verfügung stand, wurde auf diese Weise Kraftstoff hergestellt.
Klingt gut, oder? "Die Frage ist, ob das sinnvoll ist", wendet Manfred Aigner im Gespräch mit Golem.de ein. Er ist Direktor des Instituts für Verbrennungstechnik. Die zum Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gehörende Forschungseinrichtung beschäftigt sich unter anderem mit der Entwicklung alternativer Treibstoffe.
Treibstoff aus Atomstrom
Da sei zunächst die Frage, wo überhaupt die Energie herkomme, um den Wasserstoff zu produzieren. In diesem Fall produziere sie ein Atomreaktor - der Treibstoff solle nämlich auf einem Flugzeugträger erzeugt werden. Nur dort sei die Treibstoffherstellung überhaupt sinnvoll, sagt Aigner: "Würde man die Energie aus dem Diesel des normalen Schiffsantriebs nehmen, dann wäre es unsinnig: Man zerstört einen Kohlenwasserstoff, um daraus Strom zu erzeugen. Der wird dazu genutzt, um Wasserstoff und daraus einen Kohlenwasserstofftreibstoff zu produzieren."
Der Wirkungsgrad dieser Form der Treibstoffherstellung sei überschaubar: Die einzelnen Prozessschritte hätten zwar jeweils einen relativ hohen Wirkungsgrad - bei der Elektrolyse könne er über 90 Prozent betragen, bei der Fischer-Tropsch-Synthese sei er deutlich niedriger, etwa 50 Prozent. Über den ganzen Prozess betrachtet werde der Wirkungsgrad aber immer schlechter, sagt Aigner: Am Ende betrage er mutmaßlich zwischen 10 und 30 Prozent. "Das heißt, es wird nur zwischen einem Zehntel und einem Drittel der ursprünglich eingesetzten Energie in dem Flugzeugtreibstoff gespeichert."
Energievernichtung
Das Ganze sei also eher ein "Energievernichtungsprozess", resümiert der Forscher. Er glaubt auch nicht, dass der so hergestellte Treibstoff ökonomisch konkurrenzfähig sei. So sei etwa aus Biomasse hergestelltes Kerosin bis heute gut doppelt so teuer wie solches, das aus Erdöl gewonnen werde. Das liege daran, dass die Massenproduktion noch nicht angelaufen und Erdöl immer noch relativ billig sei.
Worin liegt dann der Vorteil, mit Atomstrom teures Flugbenzin aus Meerwasser herzustellen?
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Die Idee, per Elektrolyse mit Meerwasser flüssige Kohlenwasserstoffe herzustellen ist ja...
Die jährliche Erdölförderung beträgt ca 4 mrd t. In den Meeren schwimmen so um die 1...
Dafür habe die alten Römer auch heute noch ein höheres Ansehen aufgrund ihres hohen...
Anscheinend rechnet der Wissenschaftler den Gesamt-Wirkungsgrad mit länger bekannten...