Snowden im Livechat: Die Massenüberwachung macht unfrei

US-Whistleblower Edward Snowden hat sich fast zwei Stunden lang den Fragen aus dem Netz gestellt. Er nahm zu politischen Themen Stellung, äußert sich aber auch zu technischen und persönlichen Fragen.

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Snowden bei einer Weihnachtsansprache auf Channel 4
Snowden bei einer Weihnachtsansprache auf Channel 4 (Bild: Channel 4)

Twitter-Nutzer aus aller Welt haben US-Whistleblower Edward Snowden unter dem Hashtag #AskSnowden mit fast zehntausend, nicht immer ernst gemeinten Fragen bombardiert. Von 21:00 Uhr bis 23:00 MEZ beantwortete Snowden am Donnerstag auf der Seite www.freesnowden.is/asksnowden/ eine kleine Auswahl davon, wobei er mit einer Verzögerung von einer Viertelstunde startete und auf 13 Tweets einging. Darin zeigte er sich zuversichtlich, dass sich die Demokratie von den Enthüllungen über die Geheimdienste erholen werde und die Verantwortlichen für den Missbrauch zur Rechenschaft ziehen könne. "Nicht jede Spionage ist schlecht", schrieb Snowden. Das weltweit größte Problem sei jedoch die willkürliche Massenüberwachung und jahrelange Vorratsdatenspeicherung. Sie führe zu Unfreiheit.

  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014 (Screenshots: Golem.de)
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
  • Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014
Edward Snowden im Livechat vom 23. Januar 2014 (Screenshots: Golem.de)

"Meiner Meinung nach sollte jeder in der Lage sein, eine Telefonnummer zu wählen, etwas zu kaufen, eine SMS zu schicken, eine E-Mail zu schreiben oder eine Internetseite zu besuchen, ohne darüber nachzudenken, wie das in seinen dauerhaften Aufzeichnungen aussieht", schrieb Snowden. Die USA müssten in dieser Hinsicht vorangehen. Gerade weil die US-Geheimdienste die Möglichkeit hätten, in jedes Gerät einzudringen, einschließlich das Handy von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), sei es nicht erforderlich, die Verbindungsdaten von Großmüttern in Missouri zu speichern. Snowden verwies auf Studien, die die Einschüchterungseffekte von Überwachung nachgewiesen hätten.

Besseren Schutz von Whistleblowern gefordert

In einer weiteren Antwort ging er auf die Frage ein, ob die NSA alsbald in der Lage sein werde, den Verschlüsselungsstandard AES zu knacken. Dabei verwies er auf die Notwendigkeit, für den Schutz der Endgeräte zu sorgen. Denn es nütze die beste Transportverschlüsselung nichts, wenn der eigene Rechner infiziert sei und die Daten im Klartext mitgelesen werden könnten. Snowden wies einen Medienbericht zurück, wonach er die Passwörter von Kollegen entwendet habe, um an die streng geheimen NSA-Dokumente zu gelangen.

Snowden verteidigte zudem seine Entscheidung, die NSA-Dokumente an Journalisten zur Veröffentlichung weitergegeben zu haben. Der Schutz von Whistleblowern in den USA sei unzureichend, was am Falle des ehemaligen hochrangigen NSA-Mitarbeiters Thomas Drake deutlich geworden sei. Keiner seiner Kollegen, denen er seine Bedenken über die Überwachungsprogramme geschildert habe, sei bereit gewesen, dafür Job, Familie oder gar seine Freiheit zu riskieren.

Gäbe es einen besseren Schutz für Informanten, hätte er selbst nicht so viele Opfer für die Veröffentlichung bringen müssen. Solange es einen solchen Schutz nicht gebe, werde er auch nicht in die USA zurückkehren. Falls der Kongress jedoch die Überwachungsprogramme beende und die Whistleblower-Gesetze reformiere, sei eine Rückkehr denkbar. Um sein Leben fürchte er in seinem russischen Exil derzeit nicht. Das US-Portal Buzzfeed.com hatte jüngst mehrere Geheimdienstmitarbeiter zitiert, die Snowden am liebsten umbringen würden. "Wer das Richtige tut, bedauert nichts", schrieb Snowden.

Snowden ging in den Antworten nicht direkt auf die Rede Barack Obamas ein, in der der US-Präsident zwar Reformen der Geheimdienste angekündigt hatte, im Wesentlichen aber die Spähprogramme der NSA verteidigte. Stattdessen verwies er mehrfach auf eine am Donnerstag bekanntgewordene Studie einer US-Bundesbehörde, wonach die Massenspeicherung von Verbindungsdaten illegal ist. Zuletzt hatte Snowden am 17. Juni 2013 über die Website des britischen Guardian für solch eine Fragerunde zur Verfügung gestanden. Nur wenige Tage, nachdem er seine Identität als Whistleblower enthüllt hatte.

Nachtrag vom 23. Januar 2014, 23:00 Uhr

Wir haben den Artikel komplett überarbeitet und die weiteren Antworten ergänzt. Die Bildergalerie zeigt den kompletten Chat mit den einzelnen Fragen und Antworten, am Ende befindet sich der gesamte Chat in einem Screenshot.

Für weitere Hintergründe zur NSA-Affäre aktualisiert Golem.de fortlaufend diese beiden Artikel:

Chronologie der Enthüllungen

Glossar zur NSA-Affäre

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DankerHG 25. Jan 2014

Der Kern unserer Besorgnis sollte nicht so sehr der Tatsache der Massendatenspeicherung...

gpisic 25. Jan 2014

Wo hab ich denn was von handeln/immitieren zitiert? Es geht ums denken und hinterfragen...

janitor 24. Jan 2014

Das menschliche Gehirn ist ja darauf ausgelegt solche Parallelen zu verwenden. Autoren...

monkeybrain 24. Jan 2014

Hättest du mal dein Wörterbuch rausholen sollen. Unfrei gibt es durchaus und wird nicht...



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