Biohacking: Das Leben ist programmierbar
Sie treffen sich an den Wochenenden und experimentieren mit Erbinformationen. Biohacker wollen den Code des Lebens wie ein Computerprogramm verstehen lernen und umprogrammieren - im Heimlabor.
Aliivibrio fischeri leuchtet. Wer das Bakterium züchten will, darf nicht zimperlich sein. Denn A. fischeri vermehrt sich auf vergammeltem Fisch am liebsten. Biologiestudenten finden das Bakterium trotzdem toll. Weil es sich auch in einem Zimmer in einer Hinterhofwohnung züchten lässt. Einer der ersten deutschen Do-it-yourself-Biologen, Rüdiger Trojok, hat so einen Raum als Labor eingerichtet. Zwei Tische und ein Regal, mehr passt nicht rein. Bakterien brauchen zum Glück wenig Platz. Trojok gehört einer noch jungen Bewegung an, die mit lebenden Organismen und Erbinformationen experimentiert - Biohacker genannt. Sie selbst nennen sich Biobastler oder Biotüftler. Eines Tages könnten sie wie die Computerhacker die Welt verändern, glauben sie.
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Dafür bauen sie sich Heimlabore und ersteigern Laborgeräte bei eBay. Wie die Computerhacker in den achtziger Jahren sind sie untereinander vernetzt. Der Unterschied: Statt mit Computercode experimentieren die Biohacker mit dem Code des Lebens. Laut Trojok ist genetischer Code ähnlich programmierbar wie Computercode. "Die Informationen sind nur etwas komplexer und weniger kontrollierbar, und das Debuggen ist extrem aufwendig." Der genetische Code könne aber genauso bearbeitet und später in eine Zelle geflasht werden wie Computercode in ein Programm, sagt er. Zellen könnten nur nicht wie ein Computerprogramm durch Strom aus der Steckdose betrieben werden, sondern durch chemische Energie.
Der Open-Source-Thermozykler
Trojoks Heimlabor sieht aus wie ein Raum aus einer längst vergangenen Zeit. Auf einem der beiden Tische steht eine alte Zentrifuge. Auch der Thermozykler daneben sieht antik aus. Moderne Forschung mit Technik aus dem vergangenen Jahrhundert? Die Geräte sind zwar alt, machen aber das, was neue Geräte auch tun: Sie helfen dabei, feste von flüssigen Stoffen zu trennen. Oder DNA-Stränge außerhalb einer Zelle zu kopieren wie der Thermozykler - das Filesharing-Gerät für Molekularbiologen.
Die Geräte waren für den privaten Gebrauch lange Zeit kaum bezahlbar. Mittlerweile hat ein Projekt zumindest den Thermozykler nachgebaut und bietet ihn als Baukasten inklusive Arduino-Board, Lüfter und Wärmeplatte für 600 US-Dollar an. Die Software steht unter der GNU GPL v3.
Biohacking ist Open Source. Alles soll öffentlich zugänglich gemacht werden - für jeden anwendbar und möglichst günstig. Die Idee seiner Diplomarbeit hat Trojok daher unter die Creative-Commons-Lizenz gestellt. Darin beschreibt der Biologiestudent ein Verhütungsmittel durch genmanipulierte Bakterien (PDF). Die Organismen könnten so umprogrammiert werden, dass sie in der Scheide Spermien abwehren. Das Biotech-Startup Synbiota hat die Idee aufgegriffen und entwickelt sie weiter - mit Unterstützung der Mozilla Foundation. Trojok will, dass jeder - allein aus ethischen Gründen - mitentscheiden und daran mitarbeiten kann. "Das Leben gehört schließlich auch allen."
Die Suche nach dem Bio-Compiler |
Biohacking an sich ist eine coole Sache. Ich kann mich bloß noch nicht mit dem Kalt...
LOL; die hatte ich ganz vergessen! xD War das nicht die mit dem Typen mit den 2...
Noch eine Anmerkung: Um wirklich das Genom - kontrolliert - zu manipulieren wäre ein um...
Dem Autor des initialen Beitrages kann nur zugestimmt werden. Die beschwichtigenden...