Privacy: Die 1-Klick-Software zur Wahrung der Privatsphäre

IDF

Ein Programm, mit dem sich von Facebook bis zu Browser-Cookies alle relevanten Einstellungen zur Privatsphäre vornehmen lassen, ist auf dem Forschungsvortrag des Intel Developer Forum vorgestellt worden. Noch ist es ein Laborexperiment.

Artikel veröffentlicht am ,
Vieles kann zum Kontext beitragen.
Vieles kann zum Kontext beitragen. (Bild: Intel)

Zwei Frauen, zwei Experimente, ein paar Präsentationsfolien und keine Schöne-neue-Welt-Videos - das war alles, was Intel zum Abschluss des IDF brauchte, um seine Vision von der Zukunft mobiler Geräte zu transportieren. Grundlage waren die Forschungsergebnisse der Anthropologin Genevieve Bell, die seit 1998 für Intel arbeitet und nach zahlreichen anderen Vorträgen rund um das IDF ihre erste eigene Keynote-Ansprache hielt.

Nach 45.000 Interviews mit Anwendern in aller Welt stellten sich für Bells Team vier zentrale Erwartungen an mobile Geräte und Dienste heraus: Diese müssen richtig persönlich, stressfrei, ständig an die Situation angepasst sein und dem Benutzer bei der Entfaltung seiner Persönlichkeit helfen.

Dass eine solche enge Bindung zu einer Abhängigkeit führt, zu einer Integration in jeden Bereich des Lebens, ist für Bell längst Fakt. So haben laut ihren Untersuchungen 50 Prozent aller Besitzer eines Smartphones in den USA das Gerät nachts griffbereit, 75 Prozent der US-amerikanischen Teenager sollen ihre Telefone sogar unter das Kopfkissen legen.

  • Ein Smartphone erkennt Nutzer am Gang. (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Die Cookies eines typischen Notebooks (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Welche App darf was? Hier endlich übersichtlich dargestellt. (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Wer darf meine Fotos sehen, und wie ist die Verteilung der Rechte? (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Alle Privacy-Apps in der Übersicht (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Die Weinbatterie noch ohne Wein - aber mit Zink und Kupfer (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
  • Genevieve Bell blickt weit in die Zukunft. (Foto: Nico Ernst/Golem.de)
Wer darf meine Fotos sehen, und wie ist die Verteilung der Rechte? (Foto: Nico Ernst/Golem.de)

Um die Wünsche der Nutzer zu erfüllen, forscht Intel schon länger am kontextbezogenen Computing, was neue Fragen zur Privatsphäre aufwirft. Nachdem Antworten dazu am Vortag des IDF nur auf Nachfragen zu bekommen waren, stelle Genevieve Bell in ihrer Rede gleich ein marktreif aussehendes Windows-Programm dafür vor, mit dem sich aber auch andere Geräte wie ein Smartphone verwalten lassen.

Die Anwendung zeigt übersichtlich, welche die Privatsphäre bedrohenden Einstellungen in Onlinediensten oder lokalen Programmen vorgenommen wurden. Wenn etwa die auf dem PC gespeicherten Cookies aufgerufen werden, zeigt das Intel-Tool an, welche Informationen diese enthalten und an Webseiten weitergeben. Unerwünschte Cookies können mit dem Programm gelöscht werden.

In Form eines Balkens und eines Ringdiagramms kann Intels Privacy-Programm zudem darstellen, wie viele Inhalte und Aktionen ein Nutzer auf Facebook teilt. Bei Fotos beispielsweise wird angegeben, wie viel Prozent der Bilder der Nutzer Facebook-Freunden oder Freunden von Freunden zugänglich macht. Einen tieferen Einblick in die Offenheit des Smartphones gibt die Anwendung, indem sie die Berechtigungen von Apps zusammenfasst.

Obwohl diese Anwendung in Art eines Privacy-Centers in der Systemsteuerung - wie sie Windows 8 nicht so umfassend bietet - sicher von vielen Nutzern geradezu herbeigesehnt werden dürfte, behält sie Intel vorerst für sich. Wie Genevieve Bell auf Nachfragen erklärte, handelt es sich noch nur um ein "Laborexperiment". Wünschenswert wäre eine Veröffentlichung als Open Source, vor allem deswegen, weil die Anwendung direkten Zugang zu Benutzerkonten wie dem von Facebook benötigt. Und ein Privacy-Programm, dem man selbst nicht traut, ist nutzlos.

Sicherheit vor Diebstahl eines mobilen Geräts soll eine andere Funktion bieten, die Bell ebenfalls vorführte: Das Smartphone ihrer Kollegin Lama Nachman erkannte seine Besitzerin am Gang. Als Bell sich mit dem Gerät bewegte, sperrte es sich nach ein paar Schritten. Solche Funktionen sind durch die zunehmende Sparsamkeit von Sensoren wie dem Beschleunigungsmesser möglich, diese sollen in Zukunft immer eingeschaltet bleiben können.

Wie weit Intel dabei zumindest im Experimentalstadium ist, zeigte eine kleine Platine, die Signale eines Gyroskops verstärkte. Sie wurde von der chemischen Reaktion von Zink und Kupfer mit Säure gespeist. Diese Säure stammte aus einem Glas Rotwein, wodurch Intel wohl den Begriff der "Wein-Batterie" prägen wollte. Dabei ist der Versuch vielen aus dem Schulunterricht schon als Kartoffelbatterie bekannt.

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Sharra 14. Sep 2013

Zugegeben, US-Firmen sind durch FISA gearscht. Sie müssen kuschen, dürfen aber nichts...

Henny T 13. Sep 2013

Tollel Idee von Intels Anthropologin, hier die urmenschlichen Bedürfnisse so auf den...

winterkoenig 13. Sep 2013

... vervollständige ich immer unwillkürlich mit "Aristide". Wie das nur kommt? ;-)



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