Maker Faire: Baut! Staunt! Teilt! Baut!
Es dröhnt, rumpelt und sirrt auf dem ersten Jahrmarkt der deutschen Maker: Eine bärtige Dame fehlt zwar, dafür treten der bassspielende Roboter und der tanzende Affe auf. Bastler bestaunen die Schöpfungen der anderen und denken vor allem über drei Dinge nach: bauen, mehr bauen und noch mehr bauen.
Knapp 30 Grad im Schatten und von Kopf bis Fuß in Kunststoff gehüllt: Wer sich das antut, muss schon sehr begeistert sein. Wie Naisho: Trotz der Temperaturen hat er sich in einen knallroten Umhang mit weiten Ärmeln geworfen. Dazu trägt er eine schwarze Lackhose und schwarze Stiefel. Auf dem Rücken hat er ein Paar schwarze Flügel. Dann verschwinden seine Hände kurz in den Ärmeln - und majestätisch breitet der Falke seine schwarzen Schwingen aus. Draußen im normalen Leben, so erzählt er Golem.de, sei er Mathematiklehrer - aus Süddeutschland, wie sich unschwer am Akzent erkennen lässt. Aber hier ist er der Falke - japanisch: Taka - aus dem Manga Taka no Shiro - zu Deutsch: die Burg des Falken. Hier - das ist der erste Maker Faire in Deutschland, und Naisho alias Rudolf Arnold ist ein Maker.
- Maker Faire: Baut! Staunt! Teilt! Baut!
- Glänzend, schwebend, zauberhaft
- Hier gibt's Süßigkeiten
Cosplay nennt sich das - die Kurzform für Costume Play, Kostümspiel. Die Kostüme stammen aus Japan, genauer gesagt aus den dort so beliebten Comics und Trickfilmen, Mangas und Animes genannt. Arnold ist der einzige Vertreter dieser Bewegung, der am 4. August 2013 zum ersten deutschen Maker Faire nach Hannover gekommen ist.
Auf dem Hightech-Rummel treffen sich die neuen Tüftler, die Laubsäge und Stechbeitel eingetauscht haben gegen Lötkolben, Computer, Laserschneider und 3D-Drucker. Veranstaltungsort ist das Hannover Congress Centrum (HCC). In der Halle werden computergesteuerte Kocher oder Computer im Retrolook vorgestellt und die unterschiedlichsten Projekte mit Open-Source-Hardware präsentiert. Es sirrt, blinkt und riecht - nach geschmolzenem Plastik und Karamell.
Luftakrobatik mit Quadro-, Hexa und Oktokoptern
Draußen, wo die Temperaturen deutlich erträglicher sind, geht es laut zu: Auf dem Rasen ist ein großes Terrain für die Drohnen abgesteckt. Mit einem Sirren wie von einem riesigen Bienenschwarm heben Quadro-, Hexa- und Oktokopter ab und drehen ihre Runden vor dem staunenden Publikum.
Getöse kommt auch vom Stand nebenan: Eine Gruppe Jugendlicher führt ein Luftkissenfahrzeug vor, das sie mit Hilfe eines Rasenmähermotors gebaut hat. Ein Holzrahmen, Schürzen aus Plastik und das Gebläse - fertig. Allerdings: Einen Antrieb hat das Gefährt nicht - zumindest keinen maschinellen: Wer Luftkissenfahrzeug fahren möchte, braucht deshalb einen Assistenten, der schiebt. Beide tragen Ohrenschützer. Besser so.
Sehen Sie: den Riesenroboter am Bass...
Richtig ohrenbetäubend wird es zur vollen Stunde: Dann greift auf der Freilichtbühne Afreakin Bassplayer in die Saiten. Gut 2,5 Meter hoch ragt der Roboter auf der Bühne auf, der ausschließlich aus wiederverwerteten Teilen besteht. Kolja Kugler hat ihn aus Schrottteilen zusammengebaut.
Unsung von der US-Band Helmet intoniert der Roboter. Das passt: Die Band, die früher hierzulande ihre Auftritte gern mit der Ansage: "Wir heißen wie euer Bundeskanzler" einleitete, ist schließlich nicht durch filigrane Harfentöne bekanntgeworden. Dazu schüttelt der Roboter wild seinen schnittigen Schädel. Das Flöten der acht Stahlvögel, die auf einer Stange am Rand der Bühne sitzen, geht im Bassspiel des Roboters unter.
Gesteuert wird der Roboter durch seinen Erbauer. Der steht am Laptop und musiziert. Luftdruck bewegt die 250 Kilogramm Stahl - Arme, Finger, Kopf und Körper. Doch was nach brachialer Grobmotorik aussieht, ist in Wahrheit sehr präzise: Die Ansteuerung des Roboters erfolgt über eine Midi-Schnittstelle. Die Reaktionszeit liege im Bereich von Millisekunden, erklärt Kugler. Aber sie müsse noch besser werden. Wenn nämlich seine neuen Musikroboter - ein Schlagzeuger und ein Keyboarder - fertig werden, müsse der Bass noch genauer werden.
...und den pneumatischen Pausenclown!
Neben dem Afreakin Bassplayer hat Kugler einen zweiten Roboter mitgebracht: Sir Elton Junk ist der klassische Jahrmarktunterhalter, der seinen Hut steigen lässt, herzzerreißend weint und das Publikum mit Wasser bespritzt. In der Zeit zwischen den Auftritten seiner Roboter erschreckt der Berliner Passanten mit seiner pneumatischen Mülltonne. Die öffnet auf Knopfdruck ihren Deckel und speit den erstaunten Zuschauern ihren Inhalt vor die Füße.
Glänzend, schwebend, zauberhaft |
Wir waren auch dabei und haben eine Live-Sendung gemacht, die einen schönen Überblick...
Schöner Bericht und tolle Aufnahmen. Herzlichsten dank an Herrn Pluta.
... habe ich mal auf meinem Blog dokumentiert (mit Video). http://tobiasrohde.de/2013/08...
Hi, und wo finde ich die Bauanleitung zu dem Rasenmäher-Hovercraft? Viele Grüße risc