Eset: DDoS-Trojaner im Download-Manager Orbit

Der Antivirenhersteller Eset warnt vor dem beliebten Programm Orbit. Bereits seit Monaten lädt Orbit nach der Installation ein Denial-of-Service-Modul nach, das später auch mit Listen von Angriffszielen versorgt und eingesetzt wird.

Artikel veröffentlicht am ,
Das Standalone-Programm von Orbit
Das Standalone-Programm von Orbit (Bild: Screenshot: Golem.de)

In einem ausführlichen Blogeintrag warnt Eset vor dem weit verbreiteten Download-Manager Orbit. Mindestens seit Januar 2013 steckt in den seitdem erschienenen Versionen eine Funktion für DDos-Attacken auf Webseiten. Eine solche Funktion in einem Download-Manager unterzubringen, ist für Personen mit zweifelhaften Absichten sehr reizvoll: Die Programme laufen bei vielen Anwendern rund um die Uhr und erzeugen beim Herunterladen von Dateien ohnehin Netzlast, so dass der Verkehr durch DDos-Attacken nicht unbedingt auffällt.

Das Programm Orbit gibt es bereits seit 2006, es ist nicht nur - wie auch der umstrittene JDownloader - für das Laden von aufgeteilten Archiven von Filehostern geeignet, was oft für Schwarzkopien genutzt wird. Orbit kann auch Videostreams von entsprechenden Webseiten direkt speichern und führt eine Liste von verbreiteter Software, die über das Programm automatisch aktualisiert werden kann. Für einige seiner Funktionen setzt das aus mehreren Modulen bestehende Orbit das Programm WinPcap ein, das als Treiber arbeitet, und Pakete noch vor dem Betriebssystem verarbeitet - darin liegt auch ein Ansatzpunkt für das DDos-Modul.

  • So warnt ein Eset-Scanner, wenn die Schadmodule nachgeladen werden. (Screenshot: Golem.de)
  • Die Startseite der Standalone-Anwendung von Orbit. (Screenshot: Golem.de)
  • Entschlüsselte Datei il.php mit Liste der Angriffsziele (Screenshot: Eset)
So warnt ein Eset-Scanner, wenn die Schadmodule nachgeladen werden. (Screenshot: Golem.de)

Irgendwann zwischen den Versionen 4.1.1.14 vom Dezember 2012 und 4.1.1.15 von Orbit kam laut Eset die Schadfunktion hinzu. Wie Golem.de auf einem isolierten Testrechner ausprobiert hat, ist sie auch in der aktuellen Version 4.1.1.18 noch enthalten. Sie wird aber erst nach der Installation des Programms beim ersten Start des Browsers, für den Orbit neben seiner Standalone-Anwendung ein Plugin bereitstellt, nachgeladen. Daher erkennt auch der Virenscanner von Eset das Downloadpaket von Orbit nach dem Download und während der Installation noch nicht als Malware.

Ist Orbit jedoch einmal installiert und der mit dem Plugin versehene Browser gestartet, wird sofort von den Servern der Orbit-Macher die Datei "ido.ipl" nachgeladen. Darin steckt eine DLL mit den DDos-Funktionen, Eset konnte bereits über ein Dutzend Versionen dieser DLL sichten. Danach wird in unregelmäßigen Abständen eine verschlüsselte PHP-Datei von den Orbit-Servern geladen, welche die Domains enthält, die angegriffen werden sollen. Das erfolgt dann, wenn WinPcap aktiviert ist - Orbit schlägt dessen Installation vor - über SYN-Floods, ohne WinPcap über HTTP-Verbindungsanforderungen. Am Gigabit-Port eines Testrechners zählte Eset dabei über 140.000 Pakete pro Sekunde bei HTTP-Requests.

Eset blockiert Installation der Schadmodule

Da es sich mit solchem Verhalten kaum noch um einen Fehler handeln kann und der Nutzer sich unter Umständen strafbar macht, wenn er wissentlich ein von Dritten gesteuertes DDoS-System auf seinem Rechner betreibt, hat Eset Orbit nun als Malware eingestuft. Das Programm lässt sich zwar noch voll funktionsfähig installieren, das Nachladen der kritischen Komponenten verhindert Eset mit seinen Antivirenprogrammen, sofern diese Signaturen ab der Version 8604 einsetzen. Ein Testrechner von Golem.de mit Eset-Signaturen in Version 8719 erkannte die DDoS-Komponenten von Orbit zuverlässig, sie wurden nicht installiert, sondern in die Quarantäne des Scanners verschoben.

Wie das ausgeklügelte DDoS-System in den beliebten Download-Manager gelangen konnte, und warum dessen Komponenten bis hin zu den Angriffslisten von den Servern der Orbit-Macher geladen werden, ist noch ungeklärt. Das Unternehmen Innoshock, das nach eigenen Angaben hinter Orbit steht, hat sich dazu noch nicht geäußert.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed


Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Elektromobilität
Nach 20 Jahren steht Tesla vor dem Absturz

Sinkende Absatzzahlen, Entlassungen, technologischer Rückstand und fehlende Führung durch den Chef haben Tesla in eine gefährliche Lage gebracht.
Ein IMHO von Frank Wunderlich-Pfeiffer

Elektromobilität: Nach 20 Jahren steht Tesla vor dem Absturz
Artikel
  1. Ultrastar Transporter: WD stellt externe 368-TByte-SSD vor
    Ultrastar Transporter
    WD stellt externe 368-TByte-SSD vor

    Während wenige Terabyte für den Heimgebrauch reichen, gelten im Datacenter andere Maßstäbe. Die wohl größte externe SSD ist in jeder Hinsicht gigantisch.

  2. Elektromobilität: BMW und Eon bieten solaroptimiertes Laden an
    Elektromobilität
    BMW und Eon bieten solaroptimiertes Laden an

    Das Laden des Elektroautos mit heimischem Solarstrom ist inzwischen sehr beliebt. Für BMW-Kunden gibt es nun eine spezielle Lösung.

  3. Neue Bundesdatenschutzbeauftragte: Zwischen Datenschutz und Datennutzung
    Neue Bundesdatenschutzbeauftragte
    Zwischen Datenschutz und Datennutzung

    Die Nominierung der Datenexpertin und Wissenschaftlerin Louisa Specht-Riemenschneider zur Bundesdatenschutzbeauftragten verspricht neue Akzente im Datenschutz.
    Eine Analyse von Christiane Schulzki-Haddouti

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • MindStar: Gigabyte RTX 4070 Super Gaming OC 649€ - günstig wie nie! • Switch-Spar-Sets • Panasonic OLED-TV 54% billiger • HP Omen 16.1" FHD/144 Hz, Ryzen 7 6800H, RTX 3070 Ti -52% • Alternate: Notebook- und Super-Sale [Werbung]
    •  /