Asteroiden: Ein Blinkkomparator, sie alle zu finden

Himmelsaufnahmen zu vergleichen, ist stinklangweilig, da hilft auch kein Blinkkomparator. Aber das Riesendaumenkino hat den geduldigen Forschern, die viele tausend erdnahe Asteroiden aufspürten, zum Erfolg verholfen. Würdigung eines Geräts im Ruhestand.

Artikel veröffentlicht am , Florian Freistetter/Scienceblog
Der Blinkkomparator von Clyde Tombaugh, mit dem er den Pluto entdeckte
Der Blinkkomparator von Clyde Tombaugh, mit dem er den Pluto entdeckte (Bild: Pretzelpaws/CC-BY-SA 3.0)

Es wird geschätzt, dass allein 15.000 erdnahe Asteroiden existieren, die größer als 140 Meter sind - entdeckt wurden davon aber erst 30 Prozent, denn die Suche danach ist schwierig. Den 10.000 erdnahen Asteroiden haben Wissenschaftler kürzlich auf dem Mauna Kea in Hawaii mit dem Pan-STARRS-1-Teleskop gefunden und ihm die Bezeichnung 2013 MZ5 gegeben. Ausgewertet haben sie die Bilder mit Hilfe von Computerprogrammen. Deren Vorläufer ist ein einfaches Gerät, eine Art überdimensionales Daumenkino, das früher half, Himmelsaufnahmen zu vergleichen: der Blinkgenerator.

Inhalt:
  1. Asteroiden: Ein Blinkkomparator, sie alle zu finden
  2. Perioden-Leuchtkraft-Beziehung

Himmelsaufnahmen zu vergleichen, ist mühsam und langwierig. Man starrt dabei auf zwei Bilder voller weißer Punkte auf schwarzem Grund und sucht unter den hunderten bis tausenden Punkten einen, der sich bewegt oder verändert hat. Die Gefahr ist groß, aus Langweile oder Unachtsamkeit eine Veränderung zu übersehen.

  • Blinkkomparator an der Uni-Sternwarte Wien (Bilder: Florian Freistetter)
  • Blinkkomparator an der Uni-Sternwarte Wien
  • Blinkkomparator an der Uni-Sternwarte Wien
  • Blinkkomparator an der Uni-Sternwarte Wien
Blinkkomparator an der Uni-Sternwarte Wien (Bilder: Florian Freistetter)

Der Blinkkomparator macht den Job zwar nicht weniger mühsam oder langweilig - aber zumindest effizient und weniger anfällig für Fehler. Mit ihm können Bilder vom Himmel fotografiert und Wochen, Monate oder Jahre später mit einer aktuellen Aufnahme verglichen werden. Entwickelt hat das Gerät der deutsche Physiker Carl Pulfrich, der von 1892 an bei Carl Zeiss Jena die Abteilung für physikalische Messgeräte leitete.

Carl Pulfrich war von den Ergebnissen seiner neuen Methode begeistert und entwickelte sie weiter. 1904 entstand so der Blinkkomparator und gehörte bald zur Ausstattung jeder größeren Sternwarte.

Um ihn zu benutzten, benötigt man zwei Aufnahmen des gleichen Himmelsbereichs, die zu zwei verschiedenen Zeitpunkten gemacht worden sind. 1904 waren das keine Bilder auf Papier, sondern Glasplatten, denn Glas war das erste Trägermedium für Fotoemulsionen. Später wurde es durch Zelluloid ersetzt, aber die Astronomen blieben dem Glas treu. Es war stabiler und ebener und man konnte große Aufnahmen des Himmels machen.

Schnelle Bildwechsel zeigen Veränderungen

Der Blinkkomparator nimmt zwei dieser Fotoplatten auf, die durch das gleiche Objektiv betrachtet werden können. Eine Mechanik erlaubt es, schnell zwischen der Betrachtung beider Bilder umzuschalten. Einen sichtbaren Effekt gibt es nur, wenn sich die beiden Bilder voneinander unterscheiden.

Hat einer der Sterne in der Zwischenzeit seine Helligkeit geändert oder befand sich auf der Aufnahme ein Asteroid oder Planet, der seine Position verändert hat, dann zeigt der schnelle Bildwechsel diese Veränderung deutlich.

Im Wesentlichen handelt es sich um ein Daumenkino, das nur aus zwei Bildern besteht. Der Blinkkomparator ermöglicht es dem Beobachter, die beiden Bilder in schneller Folge abwechselnd zu betrachten.

Spätere Modelle waren technisch immer ausgereifter. Der Bildwechsel erfolgte elektrisch und die Frequenz konnte modifiziert werden. Die Blinkkomparatoren waren mit Apparaturen ausgestattet, mit denen die Position der Sterne auf den Platten vermessen werden konnte.

Zuerst mit einer Genauigkeit von ein paar Hundertstel Millimetern und später, in den 1980er Jahren, dann bis auf einige Tausendstel Millimeter genau. Dazu musste man beispielsweise bei der Beleuchtung der Fotoplatten von wärmeerzeugenden Glühbirnen auf kalte Leuchtstoffröhren wechseln, um die thermische Ausdehnung der Messgeräte zu verhindern.

Bitte aktivieren Sie Javascript.
Oder nutzen Sie das Golem-pur-Angebot
und lesen Golem.de
  • ohne Werbung
  • mit ausgeschaltetem Javascript
  • mit RSS-Volltext-Feed
Perioden-Leuchtkraft-Beziehung 
  1. 1
  2. 2
  3.  


ck2k 01. Jul 2013

Korrekt, schrub ich. Wohl ein unglücklich gewähltes Beispiel, sollte auch nur das...

Bouncy 01. Jul 2013

...ging auch ohne Kaffee ganz gut :)

blackout23 28. Jun 2013

Was ist ein Gigawatt? Ich kenne nur Jiggawatts!!!

Anonymer Nutzer 28. Jun 2013

.



Aktuell auf der Startseite von Golem.de
Projekt Dauerpower
Forscher entwickeln Wechselrichter mit 720 kW Dauerleistung

Elektroautos können ihre hohe Motorleistung oft nur kurzfristig abrufen. Das soll sich durch neue Verfahren bei der Halbleiterproduktion ändern.

Projekt Dauerpower: Forscher entwickeln Wechselrichter mit 720 kW Dauerleistung
Artikel
  1. Deutscher Computerspielpreis: Everspace 2 ist das beste deutsche Spiel 2024
    Deutscher Computerspielpreis
    Everspace 2 ist das beste deutsche Spiel 2024

    Knallbunt und explosiv: Everspace 2 hat beim Deutschen Computerspielpreis in der Hauptkategorie gewonnen. Für Neugierige: Es gibt eine Demo.

  2. Meta AI: Llama 3 ist da
    Meta AI
    Llama 3 ist da

    Meta hat die nächste Generation seines Large Language Models (LLM), Llama 3, vorgestellt. Es soll leistungsfähiger sein als die meisten aktuellen KI-Modelle.

  3. Macbooks: Apple hält 8 GByte RAM weiterhin für ausreichend
    Macbooks
    Apple hält 8 GByte RAM weiterhin für ausreichend

    Apple verteidigt die Macbooks mit nur 8 GByte RAM: Das reiche für Streaming oder Casual Games aus. Die Realität ist eher anders.

Du willst dich mit Golem.de beruflich verändern oder weiterbilden?
Zum Stellenmarkt
Zur Akademie
Zum Coaching
  • Schnäppchen, Rabatte und Top-Angebote
    Die besten Deals des Tages
    • Daily Deals • Ab 10 Uhr: Spring Sale bei Gamesplanet • MindStar: AMD Ryzen 7 7800X3D 339€ • Samsung Galaxy S23 -37% • MSI OLED Curved 34" UWQHD 175Hz -500€ • Alternate: Deep Cool CH560 Digital Tower-Gehäuse 99,90€ • PS5-Spiele von Sony -75% [Werbung]
    •  /