Technikpionier: Jim Marshall ist tot
Der Gründer des nach ihm benannten Herstellers von Gitarrenverstärkern, Jim Marshall, ist im Alter von 88 Jahren gestorben. In den letzten Jahren seines Lebens bemühte sich Marshalls Firma mit Erfolg, in die klassischen Röhrenverstärker auch kleine Computer einzubauen.
Es gibt wenige Unternehmen, die ihre Produkte auf der Vorderseite mit dem Autogramm des Firmengründers versehen - bei vielen Marshall-Verstärkern ist das seit Jahren so. Vielleicht nur noch mit Mercedes-Benz vergleichbar, steht der Name von Jim Marshall nicht nur für eine bestimmte Produktkategorie, sondern für eine klare Erwartungshaltung an die Geräte.
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Ein Marshall-Verstärker klingt wie ein Marshall-Verstärker - auch wenn sich das Handwerkszeug von Musikern in den genau 50 Jahren, seit Jim Marshall seine ersten Geräte verkaufte, stark verändert hat. Marshall, eigentlich Sänger und Schlagzeuger, betrieb ab 1960 ein Geschäft für Musikinstrumente in London.
Da er zuvor auch als Ingenieur für Elektrotechnik gearbeitet und für den Eigenbedarf Verstärker gebaut hatte, entwickelte Jim Marshall für den Vertrieb in seinem Laden auf Anfrage auch Verstärker für elektrische Gitarren und Bässe. Da es damals keinerlei Normen für die Elektrik der Instrumente gab, hatten die ersten Marshall-Amps 1962 zwei Eingänge, "Hi" und "Low" mit unterschiedlicher Eingangsempfindlichkeit.
Die Verwechslung, mit der alles begann
Das führte zu einer dieser klassischen Fehlbedienungen, aus der beim Umgang mit Musikinstrumenten oft neue Sounds geboren werden: Wenn eine vergleichsweise "leise" Gitarre nicht an den Eingang "Hi", sondern "Low" angeschlossen wurde, verzerrte der Verstärker den Klang schon bei relativ geringen Lautstärken. Dieser raue Sound war genau das Richtige für die Rockmusik der frühen 1960er Jahre, Musiker wie Pete Townshend von "The Who" zählten schnell zu Jim Marshalls Kunden.
Um den typischen Marshall-Sound zu erhalten, mussten die Gitarristen die Verstärker aber bis in die Mitte der 1970er Jahre trotzdem extrem laut spielen, denn: Die Geräte hatten keine getrennten Lautstärkeregler für die Vor- und Endstufe. Um die Röhren beider Teile eines Verstärkers zum gewünschten Klang zu treiben, blieb nur die Erhöhung der Lautstärke. Das brachte Jim Marshall den Titel "Father of Loud" ein.
Während Musikern und Ingenieuren in den 1960er und 1970er Jahren klar war, wie ein für Rockmusik gebauter Gitarrenverstärker zu klingen hatte, war es der Legende nach erst das Wunderkind Eddie Van Halen, das Jim Marshall den entscheidenden Tipp zur Weiterentwicklung gab. Van Halen, der seit Beginn seiner Karriere Ende der 1970er Jahre an Gitarren und Verstärkern herumbastelte, schlug Marshall angeblich vor, die Leistung von Vor- und Endstufe getrennt regelbar zu machen. Die Endstufe hatte künftig die Bezeichnung "Master" am Drehregler, die Vorstufe wird meist mit dem Knopf "Gain" geregelt.
Zuvor kam Van Halen zu seinem damals einzigartigen Sound, indem er sich eine Eigenheit der Marshall-Verstärker zunutze machte. Da die ersten Geräte noch durch Jim Marshall von Hand gebaut worden waren, hatten sie keine oder nur kleine Platinen. Die Verbindungen wurden "hand wired", also mit frei verlegten Kabeln hergestellt. Zudem gab es noch etliche kleine Regler im Inneren der Verstärker, welche für eine Anpassung der je Exemplar elektrisch unterschiedlichen Röhren nötig waren. Van Halen hatte einige seiner Verstärker so umgebaut, dass die Röhren mit veränderter Spannung oder Stromstärke liefen - das reduzierte zwar deren Haltbarkeit, ergab aber noch mehr Verzerrung.
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Word! Ansonsten hät ich hier noch was nettes von Turisas: http://www.youtube.com/watch?v...
Vielen Dank für den wichtigen Beitrag - ein recht dicker Fehler hat sich allerdings...
Zumindest die alten :) Finde die nach 93 nicht mehr so prall - der Grund, warum mein...
Eine sehr traurige Nachricht :'( Danke für die geile Amps und den unverwechselbaren...